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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Einsicht fest, aber es war auch Angst dabei. Weiter so, redete ich im stillen mit ihm, so kannst du mir wenigstens gleichgültig sein, und alles ist perfekt im Lot; unsere Welt ist, wie sie sein muß.
    Da saß er nun, rauchte und starrte mich an, bewegungslos. Ich sah ihn wie hinter Wolken: einen großen Mann auf einem Stuhl.
    »Und wie ging es weiter?« fragte er.
    »Da gibt es nichts zu erzählen. Ich machte mein Examen und wechselte die Schule. Bis zum Abitur wohnte ich wieder bei Carmilla. Als ich zur Universität ging, tat ich mich mit Freunden zusammen und mietete eine Wohnung. So kam ich billiger dabei weg, als wenn ich ein möbliertes Zimmer hätte suchen müssen.«
    Martin blies den Rauch steil in die Luft.
    »Schliefst du da auch mit jedem?«
    »Wie?« Ich sah ihn zerstreut und fragend an. »Doch, das kam vor.«
    »Und hast du ihn wiedergesehen?«
    »Wen?«
    »Deinen Jugendfreund.«
    »Warum ist es so wichtig für dich, das zu wissen?«
    »Weil es nützlich wäre.«
    »Wozu?«
    Martin ließ die Zigarette in den Rest des Kaffees fallen, der noch in der Tasse war.
    »Weil ich diese Geschichte unklar finde.«
    »Wie willst du das beurteilen?« sagte ich.
    Für ihn mußte die Welt überschaubar sein, in Schablonen gepreßt: eine sichere Welt, mit guten und bösen Menschen. Anscheinend wußte er nicht, in welche Kategorie er mich stecken sollte, und war verunsichert. Ich sah sogar, daß er ein wollustiges Schaudern dabei empfand. Ich war für ihn gefährlich attraktiv, er flog wie von einem Magnet angezogen auf mich zu, wobei er mich gleichzeitig schamlos fand. Ich war ihm zu emanzipiert.
    Er stand auf und stellte eine Flasche Calvados und eine Flasche Portwein auf den Tisch.
    »Was trinkst du?«
    »Ich glaube, nichts.«
    Er goß sich ein Glas Portwein ein.
    »Mir scheint, du hattest ganz schön was auf dem Kasten. Dein Freund, was macht er eigentlich?«
    »Er leitet einen Zirkus. Aber er arbeitet nur mit Pferden. Jetzt gastiert er für drei Abende in Paris.«
    Martin schnippte plötzlich mit dem Finger.
    »Stop! Jetzt weiß ich, wen du meinst. Die Plakate sind ja überall. Dieser Typ auf dem schwarzen Pferd, nicht wahr? »Le Cirque de Minuit« – Der Mitternachtszirkus… Ein komischer Name. Klingt eher nach Schwulenbar, würde ich sagen.«
    »Amadeo hat da seine eigenen Vorstellungen.«
    »Ach, heißt er Amadeo?«
    Pause. Martin trank seinen Portwein.
    »Willst du mir nicht mehr von ihm erzählen?«
    Seine Neugierde machte mich nicht mitteilsam, sondern verschlossen.
    Und wütend noch dazu.
    »Ich mag nichts dazu sagen, Martin.«
    Er wurde plötzlich heftig.
    »Du magst nichts dazu sagen? Das hast du ja auch nicht!«
    Es war heiß in der Küche. Die Wärme lastete auf meinem Kopf wie ein Gewicht. Ich stand auf und öffnete das Fenster. Kalte Nachtluft strömte in die Küche. Das Brausen des Verkehrs schlug mir entgegen. Ich atmete ein paarmal tief ein und aus. Hab doch Geduld mit ihm, Ariana. Er ist betroffen, du bist für ihn ein großes Rätsel. Er stellt Fragen, die dich zu schroffen oder abwehrenden Antworten zwingen und in manchen Augenblicken auch zu einem Schweigen, worin sich Abwehr nur in anderer Form ausdrückt. Du spielst eine falsche Rolle in einem falschen Film, aber auch das gehört dazu, I am sorry, baby.
    »Und wann siehst du ihn?« hörte ich Martin fragen.
    Ich schloß das Fenster; der Straßenlärm war nur noch ein fernes Rauschen. Ich dachte: Jetzt sind sie dabei, das Zelt aufzustellen. Sie arbeiten nachts, mit Scheinwerfern. In der Frühe steht das Zelt, und sie können mit dem Training beginnen.
    »Morgen abend. Ich gehe mit Eleni und Jorge in die Vorstellung.
    Anschließend sind wir bei ihm.«
    Martin hob sein Glas zum Mund.
    »Eleni und Jorge? Sind die auch eingeladen?«
    »Eleni war dabei, als ich Amadeo kennenlernte.«
    »Gut«, sagte Martin. »Dann will ich ihn auch kennenlernen.«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Es ist besser, du gehst ihm aus dem Weg.«
    »Warum? Hast du Angst, daß ich ihn aus Eifersucht umbringe?«
    Ich brach in Lachen aus.
    »Auf diesen Gedanken wäre ich nie gekommen!«
    Er nahm langsam einen Schluck.
    »War es wirklich so schön mit ihm?«
    »Wovon redest du, Martin?«
    »Von diesem Mann. Du kriegst doch diesen Blick in den Augen, wenn du von ihm sprichst.«
    »Das ist schon möglich«, sagte ich.
    Er bewegte sich nicht; starrte mich nur an.
    »Darling, es interessiert mich nun einmal, zu wissen, wen du vor mir hattest.«
    »Er war nicht der einzige, Martin. Und

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