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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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was nützt dir das?«
    Mir war immer noch heiß, aber ich fühlte, wie ich innerlich zitterte. Ich konnte nicht feststellen, ob ihm das auffiel oder nicht. Seine Augen blickten mich ganz ungerührt an. »Das Foto über deinem Bett… es ist das gleiche Pferd wie auf dem Plakat, oder?«
    »Ja.«
    »Dein Freund ist ein guter Fotograf. Wirklich hervorragend. Vielleicht komme ich mit ihm gut aus. Ich bin ja schließlich vom Fach.«
    Martin sprach jetzt ganz sachlich. Im Grunde sei er mehr Fotograf als Wissenschaftler. Er wollte den Artisten nahe sein. Seine Bildberichte gaben ihm das Recht, sich als einer von ihnen zu fühlen. Über die Tatsache, daß einer dieser Artisten mein Jugendfreund gewesen war, wolle er großzügig hinwegsehen. Vielleicht würde er mal etwas über den Zirkus bringen, in
    »National Geographie« zum Beispiel. Alles in allem: Er wollte mitkommen.
    »Du könntest es bereuen«, sagte ich.
    Ich war nicht blind, aber Martin machte nicht den Eindruck eines Menschen, der nicht wußte, was er tat. Geriet er in Verwirrung, würde ich ihn gewarnt haben. Ich sagte es ihm. Er erwiderte, ich sei außerordentlich direkt gewesen, und das habe ihn eine Weile erschüttert. Jetzt habe er sich gefangen. Er wolle mich schließlich verstehen. Und er habe nichts dagegen, wirklich, wenn ich meinen früheren Liebhaber wiedersah. Er fixierte mich, während er sprach, versteckte sich hinter der Maske, aber ich wußte, daß meine Lippen und Brüste und Hüften, mein ganzer Körper ihn beschäftigten, daß er mir in Gedanken die Kleider vom Leib riß. Und mich vor Wut und Eifersucht grün und blau schlug.
    »Du hörst ja gar nicht zu, Martin. Er ist noch heute mein Liebhaber.«
    »Keine Angst, Darling«, sagte er, als ob er – welch seltener Zufall – in meinen Gedanken las. »Ain’t gonna hurt you – ich werde dir nicht weh tun.«
    Ich lächelte, wenn auch nur flüchtig. Das Fieber in meinem Unterleib, schubweise und in immer kürzeren Abständen, hatte nicht er ausgelöst.
    Ruhig. Nur die Ruhe bewahren. Das Begehren wird einen Umweg machen, wie üblich, bis keine Trennung mehr besteht. Ich habe Übung in diesen Dingen. Ich kann mich von dem abwenden, was ist, und nur das sehen und berühren, was ich will. Mein Fleisch ist innen empfindlich geworden. Ich fühle mich warm genug. Gleich werden Bilder durch meine Sinne flattern, wie Schnappschüsse. Ich werde die Hände nach dir ausstrecken, deinen schlanken, nackten Körper spüren. Eine Gedankenkrankheit, ein Traum auf Knopfdruck, eine Neurose. Gut. Eine Zeitlang kann ich mich damit zufriedengeben. Aber dadurch ändert sich nichts.
    »Wovor sollte ich Angst haben?« fragte ich.
    Er trank seinen Portwein aus. Seine Augen hatten eine transparente Farbe, wie Glas.
    »Habe ich nicht recht, Ariana?«
    »Womit?«
    »Daß du kein braves Mädchen bist?«
    »Nein«, antwortete ich, »das war ich nie.«

5. KAPITEL

    A madeos Zirkus hatte wie gewöhnlich in Aubervilliers haltgemacht, am Rande der »Zone«, wo Paris zur Dritten Welt wird. Ein anderes Leben war hier, mit Benzingeruch und Abgasen, Barackenslums, Schutt und Verfall.
    Wir fuhren durch baumlose Straßen, an alten Garagen, Plakatwänden und heruntergekommenen Werkstätten vorbei. In düsteren Cafes, von arabischer Musik erfüllt, schlürften Männer ihren Minztee. Müllplätze und verrostete Autowracks häuften sich am Straßenrand. Auf schmutzigen Feldern standen Wohnsilos, sogenannte »Türme« oder »Stangen«, kaum fertiggebaut, schon verwohnt und mit Graffiti beschmiert. Es wurde dunkel.
    Nebel stieg aus dem Kanal Saint-Denis, der Regen prasselte auf das Auto, und in der Ferne schimmerten die trüben Lichtpünktchen vereinzelter Fenster gegen das Voranschreiten der Nacht.
    »Ich frage mich wirklich«, murmelte Martin, »wo wir heute abend noch landen werden.«
    Ich warf einen Blick in den Rückspiegel. Jorge und Eleni folgten in ihrem eigenen Wagen. Ich hatte das mit Eleni vereinbart; jemand mußte Martin ja nach Hause fahren. Jorge fuhr vorsichtig und langsam. Er war zu sanftmütig, zu geistesabwesend für den hektischen Pariser Verkehr, und sein Scheibenwischer funktionierte nicht. »Er denkt nicht praktisch«, hatte mir Eleni resigniert anvertraut. Sie hatte den Geschäftssinn ihrer griechischen Mutter geerbt; es sah aus, als ob sie und Jorge durch Welten getrennt waren. Wer hätte jemals glauben können, daß es zwischen ihnen diese tiefe Gemeinschaft gab? Jorge war Eleni dankbar dafür, daß sie den Spielplan

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