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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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ihres Lebens zurück, als sie noch klein waren und staunen konnten. Im schwarzen Wasserspiegel lächelten die Märchen ihrer Kindheit, verwandelten sich in Gestalten aus Fleisch und Blut: Reiter, die sich nach Flügeln sehnten, wie die Adler in den Lüften, die sich drehten und tanzten in einer verzauberten kreisförmigen Bahn.
    Und auch ich ging den Weg, den sie mich führten, dem kleinen Mädchen entgegen, das ich einst gewesen war. Ich näherte mich diesem Kind, mit jedem Herzschlag wurde es deutlicher fühlbar. Ich war, solange ich ein Kind war, wie andere Kinder auch, aber in einer gewissen Hinsicht mußte ich wohl einzigartig gewesen sein. Ich hatte eine Leichtigkeit der Eingebung, die mich vor Ängsten bewahrte. In der Welt meiner Phantasie gab es nichts, vor dem ich mich fürchten mußte. Diese Gewißheit war diffus und kam aus verschiedenen Richtungen. Ich wußte, daß ich anders als die Erwachsenen dachte. Ich hörte zu – und hörte genausogut weg. Aber ich beobachtete gut und sah oft seltsame Dinge. Und einst hatte ich etwas getan, was von einem anderen Kind nicht getan werden konnte. Und zu wem hätte ich gehen und darüber sprechen können, außer zu dir? Wenn ich zurückblicke, sehe ich nur dich. Und wenn ich in das Auge eines Mannes schaue, so ist es dein Auge, an das ich denke. Wo ich bin, bist du immer da.
    Du hast mich verdammt in Schwierigkeiten gebracht, Amadeo! Aber du könntest von mir das gleiche sagen. Wir sind nicht unversehrt geblieben in diesem Schmerz; wir haben bloß gelernt, ihn zu lieben.
    Das Gemurmel unzähliger Stimmen riß mich aus meiner Versunkenheit.
    Applaus lief wie Wogen durch die Menge. Ich kehrte aus dem Leben meiner Kindertage zurück. Die Reiter rissen ihre Pferde herum jagten dem Ausgang entgegen. Eine Pause von erwartungsvoller Stille trat ein. Die Flöte wechselte den Rhythmus; die geschmeidige Stimme des Sängers eilte der Trommel voraus, als Amadeo in das Zelt ritt. Diesmal führte er einen feingliedrigen Lusitaner, mit einem kirschroten Lackschimmer und einer rein goldenen Mähne, lang und wehend wie Frauenhaar. Der hohe Nacken des Tieres war ein hart gespannter Bogen, und die langen, unwahrscheinlich zarten Beine tanzten mit fast gezierter Grazie. Der Fuchs hatte feucht leuchtende Augen und Ohren, die sich argwöhnisch hochstellten, während Amadeo im Schritt durch die Manege ritt. Der junge Hengst ging sehr gleichmäßig, warf seine Füße nach vorn. Amadeo mußte ihn erst kürzlich erworben haben. Ich merkte es daran, daß er die Hände unten hielt, die Ohren des Tieres beobachtete und es enger zwischen die Schenkel preßte. Mit seiner ganzen Haltung, wachsam und doch gelassen, schien er zu dem Pferd zu sprechen: »Ich kenne dich, mein Freund! Du bist willig und begabt, aber noch etwas heftig. Du weißt, was ich von dir erwarte, aber du bist noch unberechenbar. Ich muß dich in die Zange nehmen, mein Freund.«
    Ich lächelte vor mich hin. Es war, als ob ich Amadeo laut denken hörte.
    Ja, so sprach er zu den Tieren, wenn er sie pflegte, dressierte oder mit ihnen ausritt. Er kannte die Zauberworte, die Menschen und Tiere zusammenführen. »Pferde sind keine intelligenten Wesen, wie Hunde oder Katzen es sind«, pflegte er mir zu sagen. »Sie denken nicht, aber sie fühlen und wissen.«
    Mit dem flachgeformten Kopf und den seitlichen Blicken, die das bläuliche Weiß seines Augapfels freigaben, mit seinem empfindlichen Maul und den bebenden Nüstern, bewegte der Fuchs sich ebenmäßig im Kreis. Die Trommel ließ ein leises, gedämpftes Pochen hören. Das Licht im Zelt wurde schwächer. Das Publikum wartete gespannt auf das, was nun geschehen würde. Plötzlich brausten, auf schwarzen Pferden, zwei scharlachrot gekleidete Mongolen in die Manege. Sie überholten den Fuchs, schossen im rasenden Galopp an ihm vorbei. Der Fuchs zerrte leicht am Gebiß und tänzelte, im selben Augenblick, als zwei junge Frauen erschienen. Sie trugen Beinkleider aus roter Seide und mit Goldflitter bestickte Mieder. Beide hielten zwei brennende Fackeln in den Händen.
    Die Mongolen beugten sich weit aus dem Sattel, ergriffen die Fackeln im Flug. Nun begannen sie, mit den Fackeln zujonglieren, schleuderten sie hoch in die Luft und fingen sie wieder auf. Und jedesmal, wenn sie den Lusitaner kreuzten, warfen sie sich die Fackeln über Amadeos Kopf zu, so daß um ihn herum ein Leuchten war, eine Art brennender Busch. Die Mähne des Lusitaners wippte über dem edlen Hals; er warf den Kopf vor

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