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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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er. Wir lachen beide. Ihm ist das knallegal, er will nur nicht, daß man schlecht von mir denkt. Er wird mit einem Freund reden, der ein Zimmer im 15. Arrondissement hat. Er soll uns morgen das Zimmer für ein paar Stunden überlassen. Ich sage, wenn ich die Pille nehme, kannst du in meinem Bauch bleiben, bis zum Schluß. Er wird mich immer küssen und streicheln wollen, noch tiefer, noch zärtlicher. Ich halte sein Gesicht zwischen den Handflächen. Ich hebe mich auf die Zehenspitzen, um es zu tun. Auf eine dunkle, geheimnisvolle Art fühle ich, daß ich Macht über ihn habe, daß seine Beziehungen zu anderen Frauen von jetzt ab nur ein Willensakt sein werden, ohne Zärtlichkeit und ohne Gefühl. Und für mich wird es ebenso sein; nie mehr werde ich einen Mann berühren können, ohne sein Bild vor Augen zu haben. Es ist schon zu spät: Unserem Begehren wurde ein Siegel aufgeprägt. Wir sind einander ausgeliefert, verfallen. Wir wissen um diesen Segen, um diesen Fluch. Er wird uns Trauer und Einsamkeit bringen, aber auch Sieg über Furcht und Schmerz.
    Er wird Teil unseres Lebens werden, nicht nur für diese Nacht, sondern für immer und ewig, bis zum Ende unserer Tage. Wir lächeln uns an, wir sind bedauernswert. Und gleichzeitig von Stolz und Pracht umgeben, wie von einem Glorienschein. Nichts erreicht unser Bewußtsein, das wir nicht hören oder sehen wollen. Wir fragen auch nicht mehr: Was nun? Ich glaube, wir wissen diesen Zustand schon richtig zu beurteilen.
    Es wird Tag; der Schein der Dämmerung strömt aus dem Osten über die Ile Saint-Louis, schimmert hinter der Kathedrale mit leuchtendem Rot. In den Bäumen am Quai zwitschern Vögel. Er bringt mich zurück, hilft mir über die Mauer. Ich sitze oben, schwankend und wie benommen. Ich beuge mich herab, strecke die Hände nach ihm aus, er fährt mit den Zähnen über meine Pulsadern, saugt an jedem Finger. Seine Zunge kreist in meiner Handfläche, bis ich vor Verlangen keuche. Wir sind unvorsichtig geworden, es wird schon hell: Die ersten Lieferwagen fahren vorbei, die Müllabfuhr ist unterwegs, man hört das Scheppern der Mülltonnen. Ich drehe mich um, lasse mich heruntergleiten, springe lautlos in den Hof. Die Bewegung verursacht mir einen Schmerz im Bauch, einen Schmerz, den ich vorher nicht gefühlt hatte. Ich weiß, du bist noch da, auf der anderen Seite. Ich lehne an der Mauer, dort, wo du stehst, reibe meinen Rücken an den Steinen. Ich spüre dich, durch die Mauer hindurch. Der Schmerz wird stärker, holt Erinnerungen zurück. Ich liebe diesen Schmerz, schwirrend wie ein gefangener Vogel. Er hilft mir, besser an dich zu denken. Mein Haar fällt zerzaust auf die Schultern, meine Lippen sind geschwollen, meine Bluse hängt über den Rock, ich schiebe sie in das Gummiband. Mein Höschen ist naß zwischen den Beinen, wahrscheinlich blute ich noch. In der Dämmerung wanke ich über den Hof, beide Hände auf den Bauch gepreßt.
    Das Toilettenfenster ist zu. Ich versuche vergeblich, es aufzustoßen.
    Eine Schülerin wird es geschlossen haben. Mein Herz schlägt bis zum Hals.
    Was nun? Ich bin zu verwirrt, um klar zu denken. Da sehe ich, daß die Haustür nur angelehnt ist. Der Hausmeister scheint schon wach zu sein.
    Hoffentlich begegne ich ihm nicht! Vorsichtig stoße ich die Tür auf; sie knarrt in den Angeln. In dem Augenblick, als ich durch den Spalt schlüpfe, flammt Licht auf. Ich blinzle benommen, die Knie geben nach. Im Eingang brennt die Deckenbeleuchtung immer sehr hell, die Wände sind frisch getüncht. Nichts trübt dieses zerfließende Weiß, das in seiner Reinheit blendet. Und in dieser Helle, die kein Schatten zu berühren wagt, steht reglos Mademoiselle Dariel, im blauen Morgenrock aus Flanell. Sie muß lange dort gewartet haben, vielleicht schon seit Stunden. Neben ihr steht der Stuhl, auf dem sie saß, sie hält noch die Hand auf der Lehne. Meine Lider sind vor Müdigkeit verklebt. Durch den milchigen Schleier schimmert ihr Gesicht, wie ein farbloser Fleck. Nicht einmal die Augen selbst, über denen dunkle Schatten hängen, sind klar zu erkennen. Und auch unter ihren Nasenflügeln fängt das Licht zwei Schatten ein. Dadurch wird das Gesicht abstrakt und seltsam blicklos, während die Schatten eine Art Schnurrbart bilden, darunter sind ihre Lippen leicht in den Winkeln gekräuselt. Es ist, als lächle sie.
    Sie sperren mich in ein Zimmer. Die Zeit vergeht; ich sitze auf einem Stuhl und warte. Da ich nichts zu tun habe, flechte ich langsam

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