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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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hohlen Geräusch zerplatzt. Sofort zünde ich das nächste Streichholz an. Diesmal werde ich sein Leben verlängern. Das wachsende Feuer ist wunderbar blau, wie gesponnenes Glas. In der wehenden Aura tauchen Umrisse und Bilder auf, und in allen kommst du vor. Die Bilder gleiten vorüber, die Flamme verblaßt, fällt zusammen. Plop! Schweiß bricht mir aus allen Poren. Ich bin müde… so entsetzlich müde. Zum dritten Mal mache ich ein Streichholz an, halte es an den Bettbezug. Die Flamme spiegelt sich auf dem Weiß, wie eine Rosenblüte auf Schnee. Noch habe ich das Feuer gut unter Kontrolle.
    Die Flamme bläht sich, das Rosa verwandelt sich in Gold. Es ist, als wäre dieses Licht etwas Auflösendes, verbunden mit dem Zustand der Unentschiedenheit, in dem ich mich befinde. Sonderbar, meine Kraft wächst, wo ich doch so entsetzlich müde bin. Meine Hand senkt sich tiefer; gleich berühre ich das Laken. Soll ich? Soll ich nicht? Was würdest du tun?
    Ich fühle, wie schnell mein Zwerchfell arbeitet, und es überrascht mich, daß ich so hastig atme. Meine Hand zittert leicht. Es würde mir soviel Genugtuung bereiten, diese Geste zu Ende zu führen. Einzig der Gedanke, daß du es vielleicht nicht tun würdest, lahmt meinen Willen. Ich beschäftige mich dumpf mit dem Gefühl, daß es falsch wäre.
    »Schluß jetzt, Ariana, mach keine Dummheiten«, sagt Nonna.
    Die Flamme hebt sich wie eine Qualle, die Wärme schlägt höher, verwandelt sich zu Schmerz und über den Schmerz hinaus, läßt Ruhe zurück, in Erwartung des Kommenden. Dieses Ende wird ein Ende sein, wenn ich unbeherrscht bin, jene explosive Wut in mir freimache, von der ich weiß, daß sie tödlich sein kann.
    »Damit schadest du dir selbst«, sagt Nonna. »Laß diesen Unsinn in Zukunft sein. Du hast andere Möglichkeiten, deinen Kopf durchzusetzen.«
    Plop! Die Flamme sprüht hoch; einige Funken hängen in der Schwebe, erlöschen langsam, verschwinden. Ich kneife die Augen ein paarmal auf und zu. Im Moment ist eine Art Erleichterung in mir. Ich habe nicht das Falsche getan. Ein Entschluß von solcher Wichtigkeit muß genau geprüft werden, doch ich komme nicht dazu. Der Schlüssel dreht sich im Schloß, die Tür geht auf. Mademoiselle Liard erscheint im blauen Morgenrock. Sie macht Licht, fegt an mir vorbei und dreht, erregt schnuppernd, den Kopf nach allen Seiten.
    »Es riecht nach Rauch! Gib mir sofort die Zigaretten!«
    Sie denkt natürlich, ich gehöre zu den Schülerinnen, die heimlich im Bett oder auf der Toilette rauchen. Ich könnte jetzt sagen, nein, ich rauche nicht. Ich sage nichts. Sie geht zielstrebig durch das Zimmer, dreht meine Schultasche herum, schüttelt sie aus und findet natürlich das Päckchen.
    »So! Was sagst du nun?«
    Schweigen. Ich halte ruhig die Hände im Schoß. Sie hustet und wird etwas rot im Gesicht.
    »Ich nehme an, du weißt, daß du dafür bestraft wirst?«
    Ich sitze stumm da. Ich probiere diese Sache manchmal mit Zigaretten, aber es wird niemals so gut wie mit Streichhölzern. Sie streckt die Hand aus, ich reiche ihr gleichmütig die Schachtel. Es stimmt schon, Erleichterung ist der richtige Ausdruck. Ich spüre keine Erregung mehr und will auch keine verbreiten. Ich will Nonna keinen Kummer machen. Und auch nicht in einer Strafanstalt landen. Ich will zu dir. Sobald ich kann.
    Zum Glück hast du mir Geld gegeben. Ich habe es dort versteckt, wo niemand vermutet: in meinem Lesebuch, zwischen Einband und Schutzumschlag.
    »Und versuche zu verstehen«, sagt Mademoiselle Liard, »daß wir uns alle um dich große Sorgen machen.«
    Ihre Stimme klingt tief vor Empörung und Abscheu und vernichtendem Urteil. Ich beobachte sie im trüben Licht der Deckenlampe. Ich lese auf ihrem Gesicht, was sie denkt; meines bleibt unberührt und sanft, aber undurchschaubar. Sie kann sich abmühen, wie sie will, sie schlüpft nie in meine Gefühle hinein. Sie ist gerissen, klug und scharfblickend, aber das nützt ihr nicht viel. Ich überlege mit Bedacht und Berechnung, plane weitsichtig.
    Sie geht. Der Schlüssel dreht sich im Schloß. Ich lösche das Licht. Dann strecke ich mich auf das Bett aus, starre in das Stück funkelnder Nachthimmel. Ich lege beide Hände auf meinen Bauch, bewege langsam und kreisend die Hüften. Ich fühle dich in mir. Und ich weine nie.

9. KAPITEL

    E ine leichte Verwirrung war in meinem Kopf: Hatten wir eine Weile stumm dagelegen, oder waren wir aus unserer Umarmung weggeglitten in den Schlaf? Im Wohnwagen war es

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