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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Selbstachtung in trostlosen Betontürmen. Ihre Kinder gehen zur Schule, wo sie Leistungsdruck, Konkurrenz und Gewalt erfahren. Das hartnäckige Gefühl, ihren Quellen im Innersten untreu geworden zu sein, vergiftet ihr Leben. Rassendiskriminierungen wecken Haß in ihnen. Sie rächen sich um so leidenschaftlicher, da ihre gedemütigten Eltern schweigen, suchen in Drogenhandel oder Kriminalität einen Ausweg aus ihrer Verzweiflung. Ich kann ihnen ihren Haß nicht verübeln; weiß ich ja nur zu gut, was sie zurücklassen mußten…
    Ich streichelte Amadeos Haar, ließ es durch meine Finger gleiten. Seit dem Tag, an dem wir gewaltsam getrennt wurden, stand fest, daß wir unser Schicksal bestimmen wollten. Wir hatten herausgefunden, wie tief wir leiden konnten, und daraus eine Lehre gezogen. Damals, in diesem verzauberten Sommer, erlangten wir einen außerordentlich starken Grad an Sicherheit. Es hat schon einen Sinn zu sagen: Als wir merkten, daß wir nicht zusammenleben konnten, beschlossen wir, uns niemals zu trennen.
    »Nicht mit dir und nicht ohne dich…«
    Amadeos kehlige Stimme vibrierte in mir, wie das Echo meiner wandernden Gedanken. »Manche würden es Besessenheit nennen. Wir nennen es Liebe.«
    »Wir wollten uns nicht als Märtyrer aufspielen.«
    »Scheiße, nein! Wir hatten Besseres zu tun.«
    »Ein Verlangen nach Ewigkeit?«
    Er wälzte sich auf mich, stützte die Arme rechts und links neben meinem Kopf auf, kam mit seinem Gesicht ganz dicht zu mir hinunter. Sein Haar fiel über meine Stirn.
    »Ein Verlangen nach dir, Herzblume.«
    Er umfing meinen Nacken, fuhr mit den Lippen über Hals und Brustwarzen. Meine Hände wanderten über seine Hüften, tiefer hinab, streiften an den Innenseiten seiner Schenkel entlang.
    »Und nach dir, Amadeo. Es hört nie auf.«
    Mein Körper öffnete sich, suchte ihn. Jeder Muskel spannte sich schmerzend im neuen Begehren. Ich hob die Lenden, führte ihn in mich ein, preßte meine Hüften an seine. Er stöhnte leise, in meinem Mund, hingegeben dem langsamen Rhythmus seiner Stöße.
    Wir lebten nicht mehr im Paradies, aber zwischen damals und heute war ein Band geknüpft, so fest wie ein Tau. Wir glaubten fest genug an uns, um dafür zu leiden, Tag für Tag, Stunde um Stunde. Es begann, als mein Körper nicht mehr unwissend, aber kindlich und neu war. Als du ihn mit sanften, festen Händen wecktest, ihm Lust gegeben hast, mit mehr Suchen und Wissen und Zärtlichkeit, wie ich es je für möglich gehalten hätte.
    Dabei hatte ich nie das Gefühl, etwas Unerlaubtes zu tun; es war stets etwas Reines, vollkommen Natürliches. Unsere Nächte waren von Umarmungen erfüllt, wir kamen nur selten zur Ruhe. Draußen schwirrten die Zykaden, die Zypressen ragten in den Sternenhimmel. Unsere Körper leuchteten in den zerwühlten Laken, die Nacht bewegte sich in Wellen heißer Luft. Du und ich, Atem an Atem, von der Heftigkeit des Verlangens geschüttelt.
    Unsere Unschuld machte uns verwegen; wir belauerten ungewohnte Empfindungen, wurden immer findiger dabei und verlangten noch mehr.
    Wir waren wild und verrückt und unendlich zärtlich. Unsere Hände bewegten sich wie im Traum, begierig nach neuen Erfahrungen. Wir überließen uns den Strömungen der Leidenschaft, riefen uns leise und atemlos.
    Und immer wieder, in diesen Tagen und Nächten, kamst du auf die Bilder jener frühen Tage zurück, als du noch ein Kind warst. Du sprachst zu dir selbst, und ich hörte dir zu. Es war für dich eine Notwendigkeit.
    Viele dieser Bilder hattest du von dir ferngehalten, allen bitteren Erinnerungen vor den Pforten deines Bewußtseins Halt geboten. Nun hattest du so viel von deiner Persönlichkeit zurückgewonnen, daß du dich vergangener Schmerzen erinnern konntest, ohne von ihnen ergriffen zu werden, wie ein Maler, der eine Leinwand radiert oder zerreißt und noch einmal mit der Darstellung der Welt beginnt. Und wenn ich dich damals sah, wie du neben mir lagst, und mit ironisch gefärbtem Gleichmut von dir sprachst, wußte ich nicht, was ich mehr bewundern sollte, deine Offenheit oder deinen Stolz.
    Zuerst das Haus: im Erdgeschoß zwei lange Galerien, links und rechts davon je ein Flügeltrakt, vor dreißig Jahren angebaut. Sämtliche Schlafzimmer im ersten Stock. Im Erdgeschoß ein Salon, ein Eßzimmer, eine Bibliothek. Auf den Tischen Bildbände, Kunstzeitschriften und Ausstellungskataloge. Es riecht nach Portwein, nach kaltem Rauch. Die Möbel: Einzelstücke, wuchtig, mit vergoldeten

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