Feuergipfel

nicht sonderlich klug.
    »Ich sagte, ich bin auch der Meinung, daß die Ladder S mehr Männer bräuchte«, erklärte sie. »Tatsächlich hatten wir, als Mutter und Vater noch lebten, immer dreißig Rancharbeiter während der Hauptsaison. Im Winter waren es natürlich weniger. Es hing davon ab, wie viele Rinder wir hielten.«
    Hunter schwieg einen Moment lang. Dann durchbohrte er Elyssa mit einem Blick aus seinen schiefergrauen Augen.
    »Haben Sie genug Geld, um mindestens sieben weitere Männer zum Lohn von Revolverschützen anzuheuern?«
    Wieder krampfte sich ihr Magen vor Unbehagen zusammen. Geld würde kein Problem sein, wenn das Vieh und die Pferde fristgerecht bei der Armee abgeliefert wurden.
    Wenn nicht, war sie bankrott.
    »Ich kann zahlen«, erklärte sie gepreßt. »Aber die Männer werden sich auch um das Vieh kümmern müssen.«
    Hunter nickte. Die Kardätsche bewegte sich in langen, sorgfältigen Strichen über Bugle Boys kastanienbraunes Fell.
    »Die Sorte Männer, die ich auswähle, werden nichts dagegen haben, sich um Rinder zu kümmern«, sagte er.
    »Es gibt da allerdings ein Problem.«
    »Nur eines?« erwiderte er.
    »Bis dieses nicht gelöst ist, können auch die übrigen nicht angegangen werden«, gab Elyssa zurück.
    »Ich höre.«
    »Noch ein denkwürdiger Moment«, murmelte sie vor sich hin.
    Hunter hob mit einem Ruck den Kopf und starrte sie durchdringend an.
    Elyssa begann zu sprechen. Schnell.
    »Die Culpeppers verjagen alle Männer, die normalerweise hier nach Arbeit suchen würden«, erklärte sie.
    »Das habe ich gehört.«
    »Selbst der Turner Clan weiter im Süden traut sich nicht mehr in diese Gegend, und die Turners haben jahrelang jeden Herbst und Frühling auf der Ladder S gearbeitet, wenn wir zusätzliche Hilfskräfte benötigten, um das Vieh zusammenzutreiben.«
    Hunter nickte schweigend.
    »Das beunruhigt Sie offenbar nicht, wie?« fragte sie aufgebracht.
    Er zuckte nur die Achseln.
    »Aber wie sollen die Männer an der Culpepper-Bande vorbeikommen, um auf der Ladder S eingestellt zu werden?« verlangte sie zu wissen.
    »Auf die gleiche Art wie ich. Indem sie ihren Verstand benutzen. Oder in einer Gruppe, indem sie von ihren Revolvern Gebrauch machen. Wie auch immer, das wird schon klappen.«
    »Sie besitzen ein ziemliches Gottvertrauen.«
    »Gutbezahlte Jobs sind hier draußen nur schwer zu bekommen. Ein Mann kann als Revolverschütze in einem Monat mehr verdienen als innerhalb einer ganzen Saison als Viehtreiber.«
    Elyssa seufzte und rieb sich fröstelnd über die Arme, als die kalte Nachtluft durch ihren hübschen Seidenschal drang und ihr eine Gänsehaut verursachte. Sie wünschte, sie hätte die Ausführung des kostbaren Schals in zuverlässiger handgesponnener Schafwolle.
    Aber das konnte sie nun einmal nicht ändern. Es war einfach kein Geld da, um geeignetere Kleidung für sie zu kaufen oder Farbe für das Haus oder für irgendwelche sonstigen Anschaffungen, die nicht absolut lebensnotwendig zum Erhalt der Ranch waren. Die Ladder S war alles, was sie auf der Welt besaß.
    Und sie hegte die Befürchtung, daß sie die Ranch bereits verloren hatte.
    »Ich wünschte, Mac wäre noch hier«, sagte sie bedrückt. »Er mochte Frauen zwar noch weniger als Sie, aber ...«
    »Kluger Mann.«
    »... aber keiner kannte dieses Stück Land besser«, fuhr sie fort, ohne auf Hunters Einwurf einzugehen. »Er kannte jede Schlucht, jede Quelle, wußte, wo das Gras gut war und in welcher Jahreszeit, fand sich sogar im Sumpf zurecht. Er kannte die Gegend wirklich wie seine Westentasche.« »Hat ihm aber nicht genug genutzt gegen die Culpeppers, oder?«
    Hunter hob einen von Bugle Boys großen Hufen und machte sich mit raschen, geschickten Bewegungen daran, eingetretene Steinchen aus dem Eisen zu entfernen.
    Langsam schüttelte Elyssa den Kopf, während sie gegen die Tränen anblinzelte, die hinter ihren Lidern brannten.
    »Ich habe Mac zu finden versucht«, sagte sie mit zittriger Stimme. »Als ich die Schüsse hörte, habe ich mir sofort mein Gewehr geschnappt und bin mit Leopard in halsbrecherischem Tempo losgeritten.«
    »Machen Sie sich keine Vorwürfe«, erwiderte Hunter. »Es war wahrscheinlich alles schon vorbei, noch bevor Sie Leopards Sattelgurt festgezurrt hatten.«
    »Die Mühe habe ich mir gespart.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Ihn zu satteln, meine ich«, erklärte Elyssa, »oder ihm Zaumzeug anzulegen.«
    »Mädchen, nur ein Idiot würde ohne ...«
    «Nicht mal die Stelle konnte