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Feuergipfel

Titel: Feuergipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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liebenswürdig erklärte, werden sie in jedem Fall zu ihrem Fleisch kommen. Die Armee wird die Rinder ganz einfach von einem anderen Farmer kaufen, wenn unsere Tiere nicht rechtzeitig eintreffen.«
    »Ein wahrer Offizier und Gentleman«, bemerkte Hunter ironisch.
    »Ich möchte mich in dieser Angelegenheit Ihrem überlegenen Urteil beugen.«
    »Das wäre mal ganz was Neues.«
    Elyssa biß sich auf die Lippen.
    »Wie viele Stück Vieh tragen das Ladder-S-Brandzeichen?« wollte er wissen.
    »Bevor ich nach England reiste, sagte Vater, es wären fast eintausend Stück.«
    »Und wie viele sind es jetzt?«
    Seine Frage bewirkte, daß Elyssa kaum merklich zusammenzuckte. Es war eine unfreiwillige Reaktion auf das flaue Gefühl in ihrer Magengrube, das sie jedesmal überkam, wenn sie daran dachte, wie gefährlich nahe sie sich am Rande des Untergangs befand.
    »Ich weiß es nicht«, gestand sie kleinlaut.
    »Schätzen Sie die ungefähre Anzahl.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Warum nicht?« fragte Hunter.
    »Mac hat es mir nie gesagt.«
    »Dann versuchen Sie, die Tiere selber zu zählen.« »Ich hab’s versucht«, gab sie zurück.
    »Zuviel Arbeit?«
    »Zuviel Abner.«
    »Was?«
    »Abner hat mir einmal aufgelauert, als ich mich ein Stück vom Ranchhaus entfernt hatte. Das war kurz nach dem Frühjahrsauftrieb. Seitdem habe ich es nicht mehr gewagt, auf die Weiden hinauszureiten.«
    Hunters Magen krampfte sich abrupt zu einem Knoten zusammen. Er wußte genau, zu welcher Brutalität Ab Culpepper fähig war und auf welch grauenhafte Weise er den weichen Körper eines Mädchens zurichten konnte.
    »Hat er Sie verletzt?« wollte er wissen.
    Der kaum unterdrückte Zorn und die Verheißung gnadenloser Rache, die in Hunters leiser Stimme mitschwangen, schockierten Elyssa. Sie schluckte hart und mußte dann noch einmal schlucken, bevor sie sich wieder zu sprechen getraute.
    »N-nein«, flüsterte sie. »Leopard ist sehr schnell.«
    »Das sind auch die Rennmaultiere, die die Culpeppers reiten«, wandte er ein, doch seine Stimme klang jetzt wieder neutral.
    Elyssa stieß langsam den angehaltenen Atem aus, als Hunter sich abwandte und fortfuhr, Bugle Boys muskulöse Flanke zu striegeln. Einige Sekunden lang hatte er den erschreckenden Eindruck eines Mannes gemacht, der dicht davor war, gewalttätig zu werden.
    »Beim Hürdenspringen hat das Maultier aber nicht viel getaugt«, erklärte sie.
    »Was?«
    »Ich bin mit Leopard über Schluchten und Gräben, Felsblöcke und Bäche gesprungen. Abs Maultier konnte bei dem Tempo nicht lange mithalten.«
    Die Vorstellung, wie Elyssa in blinder Panik über das rauhe, unwegsame Gelände gejagt war, ließ Hunters Herz einen Schlag lang aussetzen und gleich darauf mit doppelter Geschwindigkeit weiterhämmern. Er wußte zwar nicht, warum ihm der Gedanke an die Gefahr, in der sie geschwebt hatte, so heftig zusetzen sollte, aber es war unbestreitbar der Fall.
    »Da haben Sie sich ausgesprochen töricht verhalten«, sagte er brüsk. »Ihr Pferd hätte sich dabei ein Bein brechen können.«
    Elyssa widersprach ihm nicht. Selbst jetzt noch bewirkte der Gedanke an jenen wilden, tollkühnen Ritt, daß ihr der kalte Schweiß auf der Stirn ausbrach.
    Aber nichts ließ ihr einen derart eisigen Schauder über den Rücken rieseln wie die Vorstellung ihres Schicksals, wenn es ihr nicht gelungen wäre, Ab Culpepper abzuschütteln.
    »Verdammt«, knurrte Hunter. »Sie haben nicht mal den Verstand, den Gott einer Gans gegeben hat. Sie hätten niemals allein ausreiten dürfen.«
    Er ging um Bugle Boy herum und machte sich daran, die andere Seite des Hengstes zu bearbeiten.
    »Irgend jemand mußte das Vieh zählen«, erwiderte Elyssa.
    »Warum ausgerechnet Sie? Was war mit Ihren Hilfscowboys?«
    »Die hatten sich aus dem Staub gemacht«, sagte sie schlicht.
    »Wie viele haben Sie jetzt?«
    »Oh ... drei. Bei der letzten Zählung waren es jedenfalls noch drei. Hängt immer davon ab, wieviel Mut sie sich angetrunken haben«, fügte sie trocken hinzu.
    »Nur drei? Eine Ranch von dieser Größe könnte viermal so viele Arbeitskräfte gebrauchen.«
    »Endlich sind wir mal in einem Punkt einer Meinung«, murmelte Elyssa vor sich hin. »Ich werde diesen Augenblick in kostbarer Erinnerung behalten.«
    Hunter hob den Kopf und blickte sie scharf über Bugle Boys Rücken hinweg an.
    »Haben Sie etwas gesagt?« fragte er argwöhnisch.
    Elyssa räusperte sich in der Erkenntnis, daß es zwar verlockend wäre, Hunter zu reizen, aber

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