Feuergipfel
sie die Hitze und die geballte Energie seines Körpers dicht neben ihrem. Er hatte die Tür so mühelos aufgestoßen, als wöge sie nicht mehr als ihr Seidenrock.
»Wir haben keine Schmiere mehr, und ich wollte es nicht riskieren, in die Siedlung hinunterzugehen«, erklärte sie mit kehliger Stimme.
»Versuchen Sie’s mal mit der parfümierten Seife, die Sie benutzen. Sie taugt noch zu mehr als nur dafür, Männer verrücktzumachen, wenn Sie vorbeigehen.«
Elyssas Kopf fuhr mit einem Ruck herum.
Hunter stand ganz dicht neben ihr, so nahe, daß sie den glänzenden Widerschein des Mondlichts in seinen dunklen Pupillen sehen konnte und das kaum merkliche Beben seiner Nasenflügel, als er ihren berauschenden Duft einatmete.
Dann wandte sich Hunter abrupt ab und befreite Elyssa von seinem intensiven sinnlichen Interesse.
Ohne ein Wort führte er Bugle Boy durch die Stalltür und wartete dann schweigend, während Elyssa ein Streichholz anstrich, um die kleine Laterne anzuzünden, die neben der Tür hing.
Der beißende Geruch von Schwefel verdrängte einen Moment lang den warmen, leicht süßlichen Duft nach Heu und Pferden; das Klirren des Glaszylinders schien unnatürlich laut in der nächtlichen Stille.
»Sie können Bugle Boy fürs erste in der großen Box am Ende des Ganges unterbringen«, sagte sie mit unsicherer Stimme. »Der Zaun um die östliche Koppel hat ein paar lose Bretter. Sobald er repariert ist, können Sie Ihren Hengst draußen lassen, es sei denn, Sie möchten ihn lieber im Stall stehen haben.«
»Ich werde schon dafür sorgen, daß der Zaun wiederhergerichtet wird.«
Elyssa ging zu der Getreidetonne und kehrte mit einem randvoll gefüllten Gallonenmaß zu Bugle Boys Box zurück. Die Körner glitten wie leiser Regen von der Schaufel, als sie sie in die Krippe schüttete.
Sie wollte gerade nach der Heugabel greifen, als Hunter blitzschnell den Arm ausstreckte und den schweren hölzernen Stiel packte.
»Lassen Sie mich das lieber machen«, sagte er barsch. »Es ist wahrscheinlicher, daß Sie mich oder sich selbst mit den Zinken stechen als das Heu. Diese langen weiten Röcke, die bei jeder Bewegung wie hungrige Katzen um Ihre Fesseln streichen, sind einfach nichts für Stallarbeit.«
»Danke.« Elyssa lächelte spontan. »Das ist nett von Ihnen.«
Hunter verkniff sich die Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag, nämlich, daß es sich für ein Mädchen mit einem so bezaubernden Lächeln wie Elyssas nicht gehörte, sich nachts mit einem wildfremden Mann allein in einem dunklen Stall aufzuhalten, geschweige denn, sich um sein Pferd zu kümmern.
Das war es, was Hunter ernstlich beunruhigte. Er hatte erwartet, daß Elyssa tatenlos danebenstehen und die Verführerische spielen würde, während er jeden Handgriff alleine ausführte.
Aber sie hatte nicht untätig danebengestanden, sondern sich unverzüglich an die Arbeit gemacht, als wäre sie daran gewöhnt.
Trotzdem, auf die Rolle der Sirene versteht sie sich ausgezeichnet, dachte er widerborstig. Selbst Belinda könnte es nicht mit Frechdachs aufnehmen.
Besonders nicht mit diesem atemberaubenden Lächeln.
Heimlich fluchend rammte Hunter die Forke in einen Heuhaufen, der direkt neben der Falltür aufgetürmt lag, die sich zum Heuboden hin öffnete. Bald war die Futterkrippe gefüllt.
Er führte Bugle Boy in die große Box und nahm ihm Sattel und Zaumzeug ab, dann holte er eine Kardätsche aus einer der Satteltaschen und machte sich daran, den Hengst mit kräftigen, rhythmischen Strichen zu bürsten.
Die kalte Nachtluft ließ Elyssa frösteln, und sie zog ihren seidenen Schal fester um ihre Schultern. Sie wußte, sie sollte besser ins Haus zurückkehren, aber etwas an der Art und Weise, wie Hunter sein Pferd pflegte, fesselte sie und hielt sie in der gedämpften Stille des Stalles fest. Seinen Bewegungen wohnte eine natürliche Eleganz und Knappheit inne, die ihr gefiel.
Und eine enorme Kraft.
Gott, und ich habe immer gedacht, Mickey wäre stark! Er ist wesentlich kräftiger und massiger gebaut als Hunter und hat doch keine Ahnung, seine Muskelkraft sinnvoll einzusetzen.
»Bevor Sie das Vieh über die Berge treiben oder Mustangs einfangen, müssen Sie auch noch ein paar Ladder-S-Pferde zusammentreiben«, sagte Elyssa nach einer Weile in die Stille hinein.
»Sind sie zugeritten?«
»Ein paar von ihnen schon, aber sie sind nicht mehr geritten worden, seit die Männer anfingen, einer nach dem anderen abzuwandern.«
»Dann sind sie inzwischen
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