Feuergipfel
zurück, Mädchen«, schimpfte Gaylord. »Ich werd’ dich nicht sofort hinwerfen und dich besteigen. Will nur mal deine Titten fühlen. Sehen verdammt gut ...«
»O nein«, sagte Elyssa grimmig.
»Das klingt aber unfreundlich.«
Mit überraschender Schnelligkeit sprang Gaylord vom Rücken des Maultieres auf den Korralzaun. Elyssa blieb kaum genug Zeit, außer Reichweite seines langen Armes zurückzuweichen, um seinen grapschenden Fingern zu entgehen.
Leopard bäumte sich auf der Hinterhand auf und legte die Ohren flach an in einer unmißverständlichen Warnung an Gaylord, was passieren würde, wenn er in den Korral kam.
Gaylord stieg wieder auf sein Maultier und warf dem Hengst einen argwöhnischen Blick zu.
»Die Leute sagen, der da ist ein richtiger Killer«, knurrte er.
Elyssa erwiderte nichts.
»Hmm. Also, Ab hatte vor, ihn zu reiten, aber er ist nicht hier, und ich bin’s, und ich bin echt wild drauf, deine Titten zu fühlen. Also ruf deinen Hengst zurück, bevor ich ihn abknalle.«
Gaylord mochte vielleicht etwas schwerfällig sprechen, aber an der Art, wie er seinen sechsschüssigen Revolver zog, war absolut nichts Schwerfälliges.
»Nein!« schrie Elyssa.
Hinter ihr löste sich ein Schuß aus einer Büchse, und der Knall übertönte ihren Schrei. Die Kugel landete zwischen den Vorderhufen des Maultiers und erschreckte es derart, daß es sich aufbäumte.
Gaylord hielt sich mit derselben Mühelosigkeit im Sattel, mit der er nach seinem Revolver gegriffen hatte.
»Steck die Knarre weg oder krepiere«, sagte Hunter drohend.
Elyssa erkannte Hunters Stimme kaum wieder. In seinem Tonfall schwang keinerlei Emotion mit, nur ein kaltes Versprechen von Tod.
Die Stille war so vollkommen, daß sie sogar Gaylords Revolver in das Halfer rutschen hörte.
Gleich darauf ertönte ein Ruf von einem der Männer hinter Gaylord. Er hob langsam eine Hand und bedeutete ihnen mit einer Geste, zurückzubleiben.
»Hab’ doch nur Spaß gemacht«, sagte Gaylord weinerlich zu Elyssa.
Aber der harte, abschätzende Ausdruck seiner blaßblauen Augen war alles andere als einlenkend. Sein Blick schweifte zum Stall, und er spähte angestrengt in die Dunkelheit hinter der Tür zu Leopards Box.
Elyssa blickte ebenfalls in die Richtung.
Hunter war unsichtbar.
»Jetzt ist der Spaß vorbei«, ließ sich Hunter vernehmen. »Mach dich schnellstens auf die Socken und laß dich nie wieder hier blicken. Wenn ich dich oder deine Männer noch einmal auf Ladder-S-Gebiet erwische, erschieße ich euch ohne Vorwarnung.«
Mit einem stummen Gebet wich Elyssa langsam zum Stall zurück. Sie achtete sorgfältig darauf, nicht zwischen die offene Stalltür und Gaylord Culpepper zu geraten.
Der fluchte vor sich hin und verlagerte sein Gewicht im Sattel.
»He, wage es nicht, einfach abzuhauen«, knurrte er. Er starrte Elyssa aus blassen, bösartigen Augen an. »Wir sind noch nicht fertig miteinander. Noch lange nicht.«
»Du bist fertig«, erwiderte Hunter.
»Wo bist du plötzlich hergekommen, Kumpel?« wollte Gaylord wissen.
»Aus der Hölle.«
»Hmm. Tja, ist ja klar wie Kloßbrühe, daß du nicht weißt, wie sich ein Mann verhalten sollte, wenn er Wert drauf legt, morgen noch zu atmen.«
»Bleib mit der Hand von deinem Revolver weg, wenn du auf den morgigen Tag noch Wert legst«, antwortete Hunter gelassen.
Gaylord blickte auf seine rechte Hand, als überraschte es ihn festzustellen, daß sie klammheimlich wieder zu der Waffe geglitten war.
Langsam? Blöde? dachte Elyssa hektisch. Gaylord ist so dumm, wie ein Fuchs dumm ist. Und wie bei einem Fuchs so fehlt auch seiner Seele etwas.
»Hör zu, Kumpel«, sagte Gaylord. »Du willst doch sicher nicht, daß es zu einer Schießerei kommt. Die Ladder S ist schon so gut wie Culpepper-Land. Wir wollen die Ranch und wir nehmen sie uns. Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen.«
»Sieh zu, daß du von hier verschwindest, oder es wird ernst«, erwiderte Hunter.
Die Kombination von Ruhe und tödlicher Verheißung in Hunters Stimme bewirkte, daß sich die feinen Härchen in Elyssas Nacken aufrichteten.
Ohne ein weiteres Wort zog Gaylord sein Maultier herum und galoppierte auf seine Männer zu. Die vier Reiter verschwanden so plötzlich, wie sie gekommen waren, und ließen eine Wolke von Staub und sich heiser bellende Hunde zurück.
Elyssa vergrub ihre zitternden Finger in Leopards Mähne und klammerte sich daran fest. Nun, da die Krise ausgestanden war, wackelten ihre Beine derart, daß sie
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