Feuergipfel
zu wickeln.
»Ich werde bald mit Wasserschleppen anfangen«, sagte Hunter. »Sorg dafür, daß du die Fässer fertig hast.«
Mickey grunzte etwas Unverständliches vor sich hin.
»Was war das?« fragte Hunter.
»Ja, Sir. Verdammte Zeitverschwendung. Der alte Bach mag ja wenig Wasser haben, aber er trocknet niemals aus, und selbst wenn er’s täte, würde das Reservoir dicke für ein oder zwei Wochen reichen.«
»Arbeite du lieber an den Fässern und überlaß die Strategie jemandem, der sich damit auskennt.«
Mickey verknotete das lose Ende des Halstuchs, zog den Knoten mit den Zähnen fest und marschierte wortlos in Richtung Stall.
Hunter blieb noch eine Weile im Hof stehen und horchte angestrengt. Der böige Wind trug keinerlei Geräusche einer Schießerei an sein Ohr. Falls Lefty und Gimp in Schwierigkeiten steckten, waren sie zu weit entfernt, als daß man die Schüsse noch auf der Ranch hätte hören können.
Ich brauche mehr Männer, dachte Hunter grimmig. Männer, denen ich vertrauen kann.
Oder zumindest Männer, die ihren Lohn auch verdienen und die Arbeit erledigen, ohne daß ich ihnen von morgens bis abends hinterherlaufen und das ABC beibringen muß.
Es gibt so viel zu tun.
Und es bleibt so wenig Zeit.
Hunter stand reglos da, während er rasch überlegte und die Arbeit plante, als organisiere er einen Feldzug gegen einen Feind, der sich verschanzt hat.
In vieler Hinsicht war es tatsächlich so.
Nach dem, was Hunter bisher hatte herausfinden können, hielt sich zumindest einer der Culpeppers schon seit der Zeit vor dem Rinderauftrieb im Frühjahr im Ruby Valley auf. Gaylord vermutlich.
Wahrscheinlich waren noch mehr Culpeppers in der Nähe, Brüder oder Vettern oder auch beides. Da sie alle ziemlich gleich aussahen, war es schwer, sie aus der Ferne zu unterscheiden.
Und nur aus der Ferne ließ sich ein kluger Mann mit einem Culpepper ein.
Es wird verdammt schwierig werden, die Berge nach den Kerlen zu durchkämmen, dachte Hunter, als er die lange Kette schroffer Gipfel betrachtete. Ein höllisches Vorhaben.
7
Leopard und Bugle Boy trabten Seite an Seite den Karrenpfad hinunter, der von der Ladder S ausging. Schweigend ließen ihre Reiter den Blick über die Landschaft schweifen, während sie nach Vieh oder Banditen oder beidem Ausschau hielten.
Dancer und Vixen liefen in einiger Entfernung rechts und links nebenher und suchten die tiefen Bodenrinnen und Schluchten nach Vieh ab. Trotz ihres ausgeprägten Geruchssinns hatten die Hunde bisher nur eine Handvoll Rinder gefunden, keines davon ein junger Ochse.
Überall um die Pferde herum wogte raschelndes goldenes Gras, hier und da unterbrochen vom dunklen Grün der Zwergkiefern. Weiter nach Westen verdichteten sich die Kiefern zu einem Wäldchen, das sich den steilen Schräghang zu den Bergen hinaufzog. Hoch oben über ihren Köpfen wölbte sich der Himmel wie eine durchsichtige, leuchtendblaue Schale.
Es war Mittag. Die Herbstsonne brannte heiß genug, um dünne Rinnsale von Schweiß über die Hälse und Flanken der Pferde laufen zu lassen.
Elyssa litt nicht weniger unter der Hitze, obwohl ihr Reitkostüm die Folgen besser verbarg. Verstohlen zupfte sie an dem hohen Halsausschnitt, doch es brachte ihr keine Erleichterung; der steife Stehbund aus Stoff und Spitze klebte förmlich auf ihrer Haut. Langsam öffnete sie einen Knopf, dann noch einen und dann noch einen.
Ihre Finger hielten zögernd über den restlichen Knöpfen inne. Wenn sie einen vierten oder fünften Knopf öffnete, könnte die Spitze ihres Mieders zum Vorschein kommen. Wäre sie allein gewesen, hätte sie es, ohne lange zu überlegen, getan.
Aber sie war nicht allein. Sie war in Begleitung eines Mannes, der einen atemlosen, sehnsüchtigen Augenblick davon entfernt gewesen war, seine Lippen auf ihre zu pressen.
Der Ausdruck in Hunters Augen war zärtlich und hungrig und verblüfft zugleich gewesen, als hätte er nicht im Traum damit gerechnet, jemals eine Miss Sutton inmitten von strahlend hellem Sonnenschein und Stille zu küssen.
Wenn er mich immer noch küssen will, dachte Elyssa, dann hütet er sein Geheimnis allerdings auf geradezu bewunderungswürdige Weise.
Als Elyssa in ihrem perfekt sitzenden Reitkostüm im Stall erschienen war, hatte Hunter kaum einen Blick für sie übrig gehabt. Vermutlich wäre sie ihm nicht einmal aufgefallen ohne Kleider, so wenig Notiz hatte er von ihr genommen.
Was kümmert’s mich, sprach sie sich jetzt Mut zu, während sie einen
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