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Feuergipfel

Titel: Feuergipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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befürchtete, sie würden ihr Gewicht nicht tragen.
    Mit der Büchse in der Hand marschierte Hunter zur Stalltür heraus in das gleißende Sonnenlicht. Der Lauf seiner Waffe war sauber, aber nicht glänzend. Das gleiche galt für den Kolben. Es gab kein Silber, kein Gold, keine feinen Muster, die in das Holz geschnitzt oder den Stahl eingraviert gewesen wären.
    Schweigend blickte Hunter den Banditen nach, bis nichts mehr von ihnen zu sehen war. Dann holte er eine Kugel aus dem Magazin, sicherte den Hahn und wandte sich zu Elyssa um.
    Der Ausdruck auf seinem Gesicht war alles andere als gemütlich. Er würde lange Zeit brauchen, um diesen Schrecken zu vergessen, daß Elyssa genau im Mittelpunkt dessen gestanden hat, was sich in Sekundenschnelle zu einem tödlichen Kampf hätte entwickeln können.
    Sie könnte jetzt tot dort im Staub liegen, dachte er grimmig, in einer tiefroten Lache ihres Blutes und ihr Gesicht so weiß wie Salz.
    Die Vorstellung, wie Elyssa leblos am Boden lag, beunruhigte Hunter auf eine Weise, die er weder deuten noch verstehen konnte. Der Tod war kein Fremder für ihn, und er war auch nicht um seine eigene Sicherheit besorgt gewesen; dennoch krallte sich die Angst um seine Nerven.
    Angst um Elyssa.
    Das Schweigen zwischen ihnen dehnte sich aus, nur unterbrochen vom sanften Rauschen des Windes, Leopards ruhigem Atmen und dem gelegentlichen Bellen der Hunde.
    Dann seufzte Elyssa tief, löste ihre Finger aus der Mähne ihres Hengstes und blickte vorsichtig zu Hunter hinüber.
    Finstere, metallisch funkelnde Augen erwiderten ihren Blick.
    »Sie kleine Närrin«, stieß Hunter zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Warum sind Sie nicht in den Stall gelaufen? Sie hatten Zeit genug. Oder hat es Ihnen gefallen, dazustehen und Gaylord herauszufordern, während er Sie mit den Augen auszog?«
    Die Nachwirkungen der ohnmächtigen Angst, die sie ausgestanden hatte, und ein plötzlicher Ansturm von Wut erwiesen sich als zuviel für Elyssas Selbstbeherrschung. Hätte sie ein Gewehr gehabt, dann hätte sie Hunter umgelegt.
    Er wußte es. Blitzschnell packte er ihr Handgelenk, bevor sie beschließen konnte, sich in Ermangelung einer Waffe auf ihn zu stürzen und ihn mit Ohrfeigen zu traktieren.
    »In Ordnung. Es hat Ihnen nicht gefallen«, wiegelte Hunter ab. »Aber warum sind Sie nicht weggelaufen?«
    »Weil meine Beine so stark gezittert haben, daß ich keinen Schritt tun konnte, deshalb.«
    Überraschung milderte den strengen Ausdruck auf Hunters Gesicht. Zum ersten Mal fiel ihm auf, wie blaß Elyssa war. Ein feines Beben lief durch ihren Körper. Hätte er nicht dicht neben ihr gestanden, während er ihr Handgelenk festhielt, hätte er es wahrscheinlich gar nicht bemerkt.
    »Von der Stelle aus, wo ich war, haben Sie aber nicht sehr verängstigt ausgesehen«, sagte er.
    »Nur ein Narr zeigt einem Angreifer, daß er Angst hat, und trotz Ihrer gegenteiligen Meinung bin ich keine Närrin.«
    Hunter hörte ihre Worte kaum. Er war sich zu intensiv der zarten Haut an der Innenseite ihres Handgelenks bewußt, des leuchtenden Blaugrüns ihrer Augen und des schwachen Zuckens ihrer vollen Lippen.
    »Wenn Sie das nächste Mal einen Culpepper sehen«, brummte er, »laufen Sie, so schnell Sie können, in die entgegengesetzte Richtung.«
    Elyssa nickte ruckartig.
    Die schnelle Bewegung ihres Kopfes pflanzte sich in einer schimmernden Woge von Licht durch die gesamte Länge ihres Haares fort. Blaßgoldene Strähnen glitten über ihre Wangen. Eine davon blieb an ihrer zitternden Unterlippe haften.
    Hunter gab einen erstickten Laut von sich, so leise, daß er kaum hörbar war. Mit der Büchse in der einen Hand und Zärtlichkeit in der anderen strich er Elyssa sanft, ganz sanft das Haar aus dem Gesicht, ohne darüber nachzudenken, was ihr die Geste verraten würde.
    Die Weichheit ihres Haars an seiner Handfläche ließ prickelnde Erregung wie mit Feuerzungen über Hunters Haut lecken. Ihr leises Aufkeuchen und die Art, wie Elyssa langsam die Lider senkte, sagten Hunter, daß sie das sinnliche Feuer ihrer gegenseitigen Anziehungskraft ebenso spürte wie er.
    Hunters Atem kam in einem erregten Flüstern ihres Namens über seine Lippen. Zärtlich strich er die feine Haarsträhne fort, nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände und senkte langsam den Kopf.
    Der plötzliche Knall, mit dem die Tür zur Schlafbaracke ins Schloß fiel, zerschnitt die knisternde, atemlose Spannung zwischen ihnen wie ein Gewehrschuß.
    Und Hunter

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