Feuergipfel
sollen sie sein«, knurrte er.
Sie lachte und zog damit einen überraschten Blick von Hunter auf sich.
»So hat Mac den Bullen immer genannt«, erklärte sie. >Bedamned< - >Verdammtsollstdusein<. Er hätte den Bullen mehr als einmal am liebsten erschossen, aber Vater wollte es nicht. Bedamned war Vaters besonderer Liebling. Er liebte widerspenstige, gefährliche Tiere.«
»Klingt, als wäre Bedamned ein geeigneter Kandidat, um an die Armee geliefert zu werden.«
»Der Bulle macht einfach zu viele Schwierigkeiten. Wenn man Bedamned in eine Herde steckt, bricht Panik unter den anderen Tieren aus. Läßt man ihn in Ruhe, dann tut er einem auch nichts. Tatsächlich ...«
Elyssa brach abrupt ab, zum Schweigen gebracht durch eine scharfe Geste von Hunter. Er hatte Bugle Boy gezügelt und sich mißtrauisch im Sattel aufgerichtet. Sie wollte ihn schon fragen, ob etwas nicht in Ordnung sei, überlegte es sich jedoch anders und wartete geduldig.
Hunter horchte mit derselben angespannten Reglosigkeit, die Elyssa an ihm bemerkt hatte, als sie ihn an jenem ersten Abend aus der Dunkelheit jenseits ihrer Vorderveranda hatte auftauchen sehen. Dann neigte er leicht den Kopf von einer Seite zur anderen und lauschte erneut angestrengt.
Nach ein paar Minuten verlagerte er sein Gewicht im Sattel und trieb Bugle Boy wieder vorwärts.
»Was war denn?« fragte Elyssa.
»Dachte, ich hätte etwas gehört«, sagte er. »Muß der Wind in einer jener engen Schluchten dort oben sein.«
Seine behandschuhte Hand wies in die Richtung der Rubies, die links von den Reitern aufragten.
»Mähen Sie Wiesenheu für den Winter?« wollte er wissen.
»Normalerweise ja. Die schottischen und englischen Kühe, die Mac bevorzugte, sind nicht annähernd so gut darin, ihr Futter unter dem Schnee hervorzuscharren, wie die Longhorns.«
Elyssa wedelte mit dem weiten Hosenrock ihres Reitkostüms in der Hoffnung, ihren Beinen etwas Kühlung zu verschaffen. Der Stoff klebte wie eine heiße Kompresse auf ihrer Haut.
»Aber die zahmen Kühe setzen wesentlich mehr Fleisch an«, fuhr sie fort. »Die Longhorns sind mager wie Hirsche und doppelt so wild.«
Hunter lächelte leise vor sich hin und gab ein ermutigendes Brummen von sich, das besagen sollte, daß er zuhörte. Während Elyssa sprach, schweifte ihr Blick immer wieder suchend über die umliegende Landschaft.
Sie beschrieb die Vorzüge der wenigen Hereford-Kühe, die die Ladder S besaß. Dann sprach sie über die häufiger anzutreffenden Holsteinkühe, die knochigen, aggressiven Longhorns und die massigen Ochsen.
Sie alle waren Teil der Ladder-S-Herde. Das bunte Sammelsurium von Vieh war mit den Einwanderertrecks in den Westen gekommen bis zu den Orten, wo Wasser oder Gras oder beides zur Neige ging. Dort hatte man das Vieh sich selbst überlassen. Einige Rinder waren von Indianern geschlachtet und gegessen worden, ein paar den Geiern zum Opfer gefallen, andere hatten überlebt und waren verwildert, und wieder andere waren von den Männern der Ladder S zusammengetrieben worden.
Der Umfang von Elyssas Wissen über die Vor- und Nachteile jeder einzelnen Rindersorte überraschte Hunter.
Noch erstaunlicher hörte sich ihr sorgfältig ausgearbeiteter Plan an, die Qualität der Ladder-S-Herde zu verbessern. Sie wollte mehr von den fleischigen, weißköpfigen Rindern dazukaufen, um nach und nach die Milchkühe, die Ochsen und die widerspenstigen Longhorns aus der Herde auszusondern. Sie sprach sogar davon, etwas von dem Land einzuzäunen, um Mustangs und wilde Kühe fernzuhalten.
Abwechselnd verwirrt und fasziniert lauschte Hunter, wie Elyssa von ihren Träumen erzählte. Zu einer Zeit, in der sich nur wenige Weststaatler auch nur die Mühe machten, wildes Heu als Winterfutter zu mähen, wollte Elyssa eine europäische Heusorte einführen und anbauen, die als Alfalfa (= Luzerne) bekannt war und wesentlich mehr Nährstoffe enthielt als gewöhnliches Wiesengras. Sie hatte auch Ideen, wie man mehr Land bewässern könnte als nur den Küchengarten und den kleinen Obstgarten, die die Ladder S bereits hatte.
Pferde standen ganz zuoberst auf Elyssas Liste von Träumen für die Zukunft. Sie wollte gescheckte Arbeitspferde züchten, die die Intelligenz, Kraft und Schnelligkeit von Leopard besaßen. Wenn die wilden Mustangs für die Armee zusammengetrieben wurden, würde sie sich sorgfältig die Stuten ansehen. Die besten würde sie behalten und mit Leopard paaren.
»Was ist mit einem Zuchthengst wie Bugle Boy?«
Weitere Kostenlose Bücher