Feuergipfel

Eindruck, als hättest du gegen etwas gekämpft; aber was immer es war, was dich auf die Palme gebracht hat, es hat keine eigenen Spuren hinterlassen.
    Warst du schlicht und einfach übergeschnappt, oder war etwas hinter dir her?
    Und wenn ja, was war es?
    Ist es vielleicht immer noch in der Nähe?
    Hunter saß im Sattel, ohne sich zu rühren, während er die Geräusche der Landschaft auf sich einwirken ließ.
    Wind, der Weidenäste aneinanderrieb und raschelnd durch Laub fuhr.
    Der hohe, durchdringende Ruf eines Habichts.
    Elstern, die miteinander schwatzten.
    Das leise Klirren der Trense.
    Bugle Boy, der mit dem Schwanz nach Fliegen schlug.
    Nichts davon war ungewöhnlich. Nichts davon hätte Hunter verraten können, warum Bedamned wie ein Verrückter aus der Schlucht herausgeschossen war, um sich geradewegs auf Elyssa zu stürzen.
    Es könnte ganz einfach Pech gewesen sein, sagte Hunter sich. Ich habe während des Krieges weiß Gott genug davon gesehen.
    Guter Mann am falschen Ort.
    Guter Mann tot.
    Keine böse Verschwörung oder raffinierte Planung oder irgendeine höhere Macht. Nur schlichtes Pech, und jemand stirbt.
    Hunter saß noch eine Weile in sich versunken da, während er auf die kleinen Geräusche und das immense Schweigen der Ruby Mountains horchte und irgend etwas Verdächtiges wahrzunehmen versuchte.
    Pech war eine Sache. Daran ließ sich nichts ändern.
    Unvorsichtigkeit war eine andere. Eine Menge von dem, was Pech genannt wurde, war ganz einfach mangelnde Vorsicht.
    Und Hunter war alles andere als ein unvorsichtiger Mann.
    Schließlich zog er Bugle Boy an den Zügeln herum. Elyssa beobachtete ihn aus meergrünen Augen. Obwohl ihre Neugier so deutlich zu erkennen war wie der silbrige Glanz ihres Haares, sagte sie kein Wort.
    »Nichts, woran Sie Ihren Hut aufhängen könnten«, sagte er.
    »Was soll das heißen?«
    »Es gibt eine Menge Spuren, aber sie stammen alle von dem Bullen. Schätze, er war ganz einfach senil und ist auf seine alten Tage zum Killer geworden. Das passiert manchmal, besonders bei Bullen.«
    Elyssa stieß einen erleichterten Seufzer aus.
    »Ich hatte schon Angst, wir würden einen der Hunde zu Tode getrampelt auffinden«, sagte sie. »Wenn sie Bedamned gefunden und versucht hätten, ihn in unsere Richtung zu treiben, hätte der Bulle sie angegriffen.«

Hunter kniff seine Augen zusammen. Er schwang sich von
    Bugle Boys Rücken und ging zu einer Stelle, wo feuchte Erde den Boden bedeckte. Er untersuchte die Spuren in der Nähe mit großer Sorgfalt.
    Und entdeckte nichts, was ihn der Lösung des Rätsels nähergebracht hätte.
    Die nächsten Stellen, die er sich vornahm, sahen genauso aus. Hufabdrücke von Bullen waren leicht zu erkennen. Doch es fanden sich keine anderen Spuren in der aufgewühlten, zertrampelten Erde.
    »Und?« fragte Elyssa ängstlich.
    »Rufen Sie Ihre Hunde her.«
    Elyssa pfiff schrill durch die Zähne, drei kurze, schmetternde Laute.
    Es dauerte nicht lange, bis die Hunde erschienen. Sie blieben zehn Schritte von den Reitern entfernt stehen und blickten Elyssa aufmerksam an.
    »Werden sie Spuren verfolgen?« wollte Hunter wissen.
    »Die von Rindern, ja.«
    »Setzen Sie sie auf die Spur des Bullen an!«
    Ein paar Minuten später trabten die Pferde weiter die Schlucht hinauf, während sie den Hunden folgten. Sie bewegten sich in ziemlich raschem Tempo, denn die Spur war noch frisch.
    Weniger als eine Viertelmeile den Weg hinauf tauchten plötzlich die Hufabdrücke eines Pferdes neben der Spur des Bullen auf. Die Pferdespuren schwenkten dann nach einer Seite ab. Es war unmöglich zu erkennen, welche Spuren zuerst dagewesen waren, die des Pferdes oder die des Bullen, weil sich die Abdrücke niemals kreuzten.
    »Rufen Sie die Hunde wieder her«, sagte Hunter knapp.
    Drei kurz aufeinanderfolgende Pfiffe brachten die Hunde in Sekundenschnelle zurück.
    Hunter saß erneut ab und studierte die Pferdespuren, die der Spur des Bullen mehrfach ziemlich nahe kamen, aber sie niemals kreuzten. Das Pferd war beschlagen. Das Gewicht des Reiters und des Sattels hatten seine Hufe tief in den weichen Boden gedrückt. Es müßte ein ziemlich kleines Pferd gewesen sein.
    »Erkennen Sie die Hufabdrücke?« fragte Hunter.
    »Nein. Ich bin kein sonderlich guter Fährtenleser. Ich kann die Abdrücke eines Pferdes von den Spuren von Rind oder Wild oder Elch unterscheiden, aber das ist auch so ziemlich alles.«
    »In feinen ausländischen Salons braucht man wohl auch kein besonderes