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Feuergipfel

Titel: Feuergipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Talent zum Fährtenlesen.«
    »Nur gerade genug, um die Tür nach draußen zu finden«, gab Elyssa schlagfertig zurück.
    Hunters Lächeln war breit genug, um ein flüchtiges Aufblitzen weißer Zähne unter seinem schwarzen Schnurrbart zu zeigen. Obwohl er sich am Morgen rasiert hatte, zeichneten sich Bartstoppeln dunkel unter seiner sonnengebräunten Haut ab.
    Schweigend ging Hunter in die Hocke und untersuchte erneut die Fährte. Er bemerkte jede Besonderheit und prägte sie sich ins Gedächtnis ein - eine Kerbe, wo ein Hufeisen durch einen Stein beschädigt worden war; ein leicht verwischter Abdruck, wo das Hufeisen ungleichmäßig abgenutzt war; ein auffälliger Unterschied in der Größe der Hufe; eine Neigung, besonders fest mit dem linken Vorderbein aufzutreten.
    Als Hunter sich wieder aufrichtete, war er sich sicher, daß er die Spuren wiedererkennen würde, wenn er sie noch einmal irgendwo sähe. Er packte Bugle Boys Sattelhorn und schwang sich mit einer schnellen, biegsamen Bewegung auf seinen Rücken.
    »Nun?« fragte Elyssa wißbegierig.
    »Der Reiter hätte jederzeit seit dem letzten Regen hier gewesen sein können.«
    »Drei Tage?«
    »Wahrscheinlich sind die Abdrücke erst heute entstanden«, erklärte Hunter, »weil die Ränder noch nicht austrocknen konnten.«
    Er setzte sich den Hut eine Idee fester auf den Kopf.
    »Aber es ist feucht und schattig hier in der Schlucht«, fügte er hinzu. »Schwer zu sagen, von wann genau die Spuren stammen, geschweige denn, wer sie verursacht hat. Wahrscheinlich irgendein Herumtreiber auf der Suche nach einer Wasserstelle, um sein Pferd zu tränken.«
    »Dann glauben Sie also, Bedamned ist einfach durchgedreht?«
    »Wie ich schon sagte, es kommt vor.«
    Elyssa sah erleichtert aus.
    »Ich hatte Angst...«, begann sie, ohne den Satz zu beenden.
    »Ich auch«, erwiderte Hunter.
    Sie blickte ihn verblüfft an.
    »Sie hatten Angst?« fragte sie. »Davon hat man Ihnen aber nicht das geringste angemerkt.«
    »Ihnen auch nicht. Ein Wunder, daß Leopard Sie nicht abgeworfen hat, so wild, wie er zur Seite gesprungen ist und gebockt hat.«
    »Wenn er nicht zur Seite gesprungen wäre, hätte Bedamned uns auf seine Hörner genommen.«
    Hunter schwieg. Dieser Gedanke ging ihm seit dem Moment, als der Longhornbulle aus dem Gebüsch gedonnert war, mit nervenzermürbender Unaufhörlichkeit durch den Kopf.
    »Na ja«, sagte Elyssa seufzend. »Bedamned war der einzige wilde Longhornbulle, den wir hatten; deshalb brauchen wir uns nun keine Sorgen mehr zu machen, daß so etwas noch einmal passiert.«
    Obwohl Hunter nickte, schob er seine Büchse nicht wieder in das Futteral zurück, nachdem er sie erneut geladen hatte.
    Abermals kroch Unbehagen in Elyssa hoch und schickte ihr eine Gänsehaut über den Rücken. Offensichtlich befürchtete Hunter das gleiche wie sie.
    Es konnte durchaus sein, daß jemand Bedamned ganz bewußt gejagt und jene Schlucht hinuntergetrieben hatte, bis er wie eine Kugel aus dem Lauf einer Büchse aus dem Gebüsch hervorgeschossen kam.
    Und wie eine Kugel hätte Bedamned sie töten können.

8
    »Verdammte Fliege, hau ab«, murmelte Elyssa.
    Sie rieb ihre Wange an der Schulter, um das lästige Insekt zu entmutigen, fuhr jedoch ohne Unterbrechung fort, Cream zu melken. Die Fliege summte erneut um ihren Kopf und flog dann davon, um eines der Pferde zu plagen.
    Milch floß in einem breiten Strahl in den Eimer und schäumte hoch. Die Kuh, die den Namen Cream trug, mampfte mit stupider Gründlichkeit ihr Heu, während sie gemolken wurde.
    Cupid schnurrte aufdringlich und beobachtete jeden Milchstrahl, der aus dem Euter schoß, mit hungrigen gelben Augen.
    »Keine Sorge, du bekommst schon noch deinen Anteil, Katze«, sagte Elyssa. »Aber zuerst muß ich genug für Pudding und Soße und Butter und Käse haben.«
    Elyssa melkte mit rhythmischen Bewegungen, die Augen geschlossen, die Wange an die warme Flanke der Kuh gelehnt. Nach einer Weile begann sie, wieder ihren Lieblingswalzer vor sich hin zu summen. Und dabei träumte sie davon, mit Hunter zu tanzen.
    Vielleicht kann ich Penny dazu überreden, Hunter vorzuschlagen, ein bißchen das Tanzbein zu schwingen. Hunter würde doch sicher sogar Kopfstehen, um ihr eine Freude zu machen.
    Der Gedanke bewirkte, daß sich Elyssas Mundwinkel abwärts zogen. In den acht Tagen, seit Hunter auf die Ladder S gekommen war, hatte sie etliche Stunden damit verbracht, das zur Ranch gehörende Land mit ihm abzureiten.
    Nur sie

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