Feuergipfel

dreimal in die Luft.
    »Steh auf«, befahl er.
    »Wieso?«
    »Steh auf! Ich warne dich, Frechdachs. Wenn du mich dazu treibst, dich jetzt zu berühren, dann nehme ich dich auf der Stelle, gleich dort, wo du auf dem Boden liegst, und zur Hölle mit demjenigen, der auf uns zureitet, wer immer das auch sein mag.«
    Elyssa rappelte sich mehr mit Hast als Anmut auf. Sie zitterte am ganzen Körper in einer Mischung aus Wut, Hunger und den Nachwirkungen der Angst.
    »Du wolltest mich ebensosehr wie ich dich!« fauchte sie.
    »Nicht ganz. Ich habe mich gerade noch besonnen, du nicht! Das nächste Mal werde ich mir keine Zurückhaltung auferlegen, Frechdachs. Dann gebe ich dir, worum du mich anflehst.«
    »Du Schuft, um gar nichts habe ich dich angefleht!«
    »Und ob du das getan hast! Du hast dich gewunden und gewimmert und ...«
    Das Hufgetrappel eines näher kommenden Pferdes schnitt Hunters unbedachte Worte ab.
    Er war dankbar dafür. Die Erinnerung an Elyssas Hitze machte ihm schon genug zu schaffen. Darüber auch noch zu sprechen erregte ihn derart, daß sein ganzer Körper schmerzte.
    »Kannst du reiten?« stieß Hunter zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Statt einer Antwort kehrte Elyssa ihm den Rücken und ging zu Leopard hinüber.
    Hunter fiel ein Stein vom Herzen, als er sah, daß sie nicht hinkte.
    So wahr mir Gott helfe, aber beim nächsten Mal werde ich mir nehmen, was sie mir anbietet, schwor er sich.
    Es ist ja nicht so, als handele es sich um eine Jungfrau auf der Suche nach einem Ehemann. Sie ist ein erfahrenes kleines Luder und alles andere als eine Heilige.
    Und im Bett würde sie verdammt gut sein.
    »Ich muß noch etwas überprüfen«, sagte Hunter. »Steig auf, aber bleib hier.«
    Elyssa gab keine Antwort.
    »Morgan wird in ein paar Minuten eintreffen«, sagte er. »Warte hier auf ihn.«
    Schweigen.
    »Brauchst du Hilfe beim Aufsitzen?« fragte er widerstrebend.
    Ohne ein Wort führte Elyssa Leopard zur hügelabwärts gelegenen Seite. Ihren Bewegungen fehlte etwas von der gewohnten Anmut, als sie in den Sattel kletterte, aber sie schaffte es allein.
    »Wenn ich zurückkomme, solltest du lieber nicht mehr die Beleidigte spielen«, riet Hunter ihr kurz angebunden, als er sich auf Bugle Boys Rücken schwang. »Ich kann Schmollen nicht ausstehen.«
    »Keine Sorge, wenn ich dir etwas zu sagen habe, wirst du es als erster erfahren.«
    Hunter preßte die Lippen zusammen. Er zog Bugle Boy herum und galoppierte in die entgegengesetzte Richtung davon. Bald war er zwischen den Felsblöcken und Zwergkiefern entschwunden.
    Er fand rasch, was er eigentlich nicht gerne entdeckte - deutliche Anzeichen dafür, daß ein anderer Reiter am Rande der Schlucht gewartet hatte. Nach einer schnellen Erkundung des umliegenden Geländes, ob sich hier auch wirklich niemand mehr versteckte, kehrte Hunter zu der Stelle zurück, wo der Kerl gestanden haben mußte.
    Er saß ab und ging in die Hocke, wie es der andere offensichtlich getan hatte. Die Stiefelabdrücke des ungebetenen Herumlungerers waren klar erkennbar, ebenso wie die Spuren seines Pferdes, während es ziellos auf dem Gelände gegrast hatte. Hunter waren jene Hufabdrücke schon einmal aufgefallen, damals in der Schlucht, aus der Bedamned herausgestürmt war und Elyssa auf die Hörner nehmen wollte.
    Eine Reihe von Schleifspuren und Abdrücke von Steinen ließ deutlich erkennen, daß sich der Fremde an dem instabilen Rand der Schlucht zu schaffen gemacht und Felsbrocken gelockert hatte. Dann war er zurückgetreten und hatte zugeschaut, wie die Lawine aus Felsbrocken, Erde und Gestrüpp auf Elyssa hinabstürzte.
    Dieser verfluchte, elende Hurensohn! dachte Hunter.
    Zorn stieg in ihm auf, derselbe ohnmächtige Zorn wie damals, als er vom Tod seiner Kinder erfuhr.
    Und die Ursache.
    Grimmig schwang sich Hunter wieder in den Sattel und folgte den Spuren weit genug zurück, um sich zu vergewissern, daß der Reiter den Schauplatz in höllischer Eile verlassen hatte. Mit schmalen Augen schätzte Hunter die Richtung ein, die der Mann genommen hatte.
    Hunter hätte ihn am liebsten verfolgt, aber noch mehr drängte es ihn, Elyssa zu schützen. Mit einem wüsten Fluch trieb er Bugle Boy wieder zurück.
    Morgan kam in schnellem Trab die Rinne heraufgeritten.
    »Yo!« rief Hunter.
    »Muß Ihnen was zeigen, Sir«, rief Morgan. »Nächste Schlucht nördlich von hier.«
    »Gut. Ich treffe dich dort.«
    Mit Augen, die juwelengleich funkelten, beobachtete Elyssa, wie Hunter sein