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Feuergipfel

Titel: Feuergipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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niemals so an, wie du mich ansiehst, und sie ist doch auch eine Frau.«
    »Zur Hölle mit dir«, knurrte Hunter. »Gib es auf, Frechdachs.«
    »Was soll ich aufgeben? Die Wahrheit?«
    »Die Wahrheit ist, daß es einen Mann ebensowenig kümmert, bei welcher Frau er Erleichterung findet, wie ein Hengst nach dem Zuchtbuch einer Stute fragt, bevor er sie besteigt.«
    Elyssa schnappte entsetzt nach Luft. Verzweifelt kämpfte sie darum, nicht den Emotionen nachzugeben, die sie zu zerreißen drohten. Sie tröstete sich damit, daß Hunter trotz seiner gegenteiligen Behauptungen genauso intensiv an der leidenschaftlichen Umarmung beteiligt gewesen war wie sie.
    Wenn Hunter nichts anderes im Sinn gehabt hätte, als seine Wollust zu befriedigen, dann hätte er mich weiter entkleidet, sagte Elyssa sich. Gott allein weiß, daß ich ihn nicht daran gehindert hätte.
    Die Erkenntnis ihres eigenen vielschichtigen Hungers nach Hunter bestürzte Elyssa. Noch niemals hatte sie sich so verwundbar gefühlt, selbst damals nicht, als sie eine verängstigte Fünfzehnjährige gewesen war, die der Gnade von erbarmungslosen Cousinen ausgeliefert war.
    Wie lange wird Hunter noch brauchen, um endlich über den Tod seiner Frau hinwegzukommen und sich einzugestehen, daß er dabei ist, sich in mich zu verlieben? fragte sie sich verzagt. Er ist so verdammt starrköpfig.
    Elyssa erhielt keine Antwort auf ihre sorgenvolle Frage, es sei denn, der Anblick von Hunters mächtig gerecktem Rücken, als dieser auf die dichten Schatten des Stallgebäudes zustrebte, wäre eine Antwort gewesen.
    Sie schauderte und rieb sich fröstelnd über die Arme, um eine Kälte zu vertreiben, die nichts mit der kühlen Nachtluft zu tun hatte. Ihr Blick folgte ihm, bis seine Gestalt mit der pechschwarzen Finsternis der Nacht verschmolz.
    Zögernden Schrittes wandte sich Elyssa erneut ihrem Garten zu, um soviel Trost zu finden, wie die duftenden Kräuter nur irgend zu spenden vermochten.

11
    Mehrere Tage lang vermied Hunter es sorgfältig, mit Elyssa allein zu sein. Sie hielt das für ein gutes Zeichen, einen Hinweis auf Sieg.
    Ihren Sieg.
    Hunter will es zwar nicht zugeben, versicherte sie sich, aber er hegt starke Gefühle für mich.
    Und es ist mehr als Wollust.
    Ein Teil von Elyssa wollte sehr gerne an diese Eingebung glauben.
    Eine andere Stimme ihres Inneren flüsterte, daß sie bloß die Mutige markierte, die den Friedhof links liegen zu lassen trachtete, wo ihre Träume begraben lagen.
    Unglücklich verlagerte Elyssa ihr Gewicht im Sattel. Jeder Muskel in ihrem Körper schmerzte von dem ständigen Reiten. Aber zumindest brauchte sie sich nicht mehr mit flatternden Röcken herumzuärgern.
    Sie und Penny hatten ein altes Reitkostüm auseinandergeschnitten und das stoffreiche Futter herausgetrennt. Die schwere schwarze Seide des Oberteils schmiegte sich noch immer wie ein Schatten an ihren Körper, aber sie hatte den dazugehörigen Hosenrock enger gemacht, also die Beinweite verringert, so daß der Rock jetzt wie eine lockere Hose saß. Eine von Pennys alten, mit Wollstoff gefütterten Wildlederjacken vervollständigte Elyssas Gewandung.
    Mit ihrem unter dem breitkrempigen Hut verborgenen Haar und der schlichten, unauffälligen Kleidung sah Elyssa zumindest aus der Ferne annähernd wie ein Mann aus; Hunter hatte deshalb aufgehört mit seinen Klagen darüber, daß er sie wie einen prächtigen Lockvogel, der Banditen und anderes Gesindel anzog, mit sich durch die Landschaft schleppe.
    Elyssa lenkte Leopard um einen frischen Geröllhaufen herum,
    der sich am Fuß dieser Schlucht angesammelt hatte. Die Steine und Erde und das Gestrüpp waren während des letzten starken Regenfalls in einer kleinen Lawine den steilen Abhang der Schlucht heruntergekommen.
    Dies war ein Problem, das häufig während der Herbstmonate auftrat. Der Regen kam in wahren Sturzbächen vom Himmel, prasselte auf die Berghänge, strömte in reißenden Bächen durch die Schluchten und ergoß sich von dort in das Sumpfgebiet unmittelbar hinter der Ranch. Oft rissen die Wassermassen auch gewaltige Felsbrocken aus manchen Einschnitten mit sich in die Tiefe.
    Elyssa richtete sich in den Steigbügeln auf, um nach irgendeinem Hinweis auf Vieh inmitten der Büsche und der struppigen Kiefern Ausschau zu halten. Die Hunde waren die schmale, regenfeuchte Schlucht hinaufgerannt und noch nicht zurückgekommen.
    Um ihre Vierbeiner machte sie sich keine Sorgen. Die Tiere waren durchaus in der Lage, das Gelände allein

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