Feuergipfel
bleiben.
Jeder Mustang, der auf die Idee kam, in den gelbbraunen Irrgarten seitwärts zu fliehen, würde von einem der Ladder-S-Reiter zurückgetrieben werden. Andere Cowboys verteilten sich strategisch zu beiden Seiten der Herde, um die Mustangs systematisch zu dem alten, von dichtem Gebüsch eingezäunten Korral zu treiben, der vor Jahren zu diesem Zweck gebaut worden war.
Bis die Mustangs die breite Öffnung des Trichters erreichten, der in den eigentlichen Korral führte, waren die Pferde in Schweiß gebadet und rangen keuchend nach Luft. Sie rasten die Einzäunung entlang in einem Meer von flatternden Mähnen und Schweifen und wild donnernden Hufen.
Hinter ihnen beugten sich die Reiter weit aus dem Sattel und zogen das von Büschen verdeckte Korraltor zu. Bevor die Mustangs begriffen, wie ihnen geschah, waren sie gefangen.
Mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung drosselte Elyssa das Tempo ihrer erschöpften Stute, wischte sich den Schweiß aus den Augen und strich sich lose Haarsträhnen hinter die Ohren zurück. Neugierig umkreiste sie den großen Weidegrund, während sie versuchte, die Pferde zu zählen.
Im Innern des Korrals wimmelte es von Mustangs, die aufgeregt und verängstigt hin und her rannten und nach einem Fluchtweg suchten. Unzählige scharfkantige Hufe wühlten den Boden auf und gruben sich durch Gras in weiche Erde. Staub stieg wie Rauchwolken in den Himmel auf.
Man konnte diese brodelnde Menge nicht zählen, aber Elyssas Miene strahlte vor Zufriedenheit, nachdem sie einmal um den Korral herumgeritten war. Sie hatte viele Ladder-S-Zeichen auf den Flanken der Pferde entdeckt, was bedeutete, daß ein großer Teil der Tiere bereits zugeritten war. Sie würden sich bald wieder an Menschen gewöhnen.
Gleich darauf trieb Hunter seinen Hengst neben Elyssas Stute. Obwohl er es niemals zugegeben hätte, wollte er sich ihres Wohlergehens vergewissern.
Ein einziger Blick in ihr Gesicht sagte Hunter, daß Elyssa eher freudig erregt und in Hochstimmung war als erschöpft von den Strapazen des Ritts. Ihre Wangen schimmerten rosig, ihre blaugrünen Augen funkelten so lebhaft wie Juwelen, sie lächelte triumphierend.
Hunter konnte nicht anders, als ihr Lächeln zu erwidern.
»Was meinst du, wie viele wir gefangen haben?« fragte sie aufgeregt.
Es kostete Hunter einige Anstrengung, sich zu zwingen, den Blick von ihren vollen roten Lippen abzuwenden und zu dem wogenden Meer von Mustangs hinüberzuschauen, das von Büschen und Zäunen eingedämmt war.
»Vielleicht zweihundert«, sagte er langsam. »Auf den ersten Blick würde ich sagen, daß man etwa die Hälfte von ihnen reiten kann.«
Dann verzog sich sein Mund zu einem Strich, als er an den Armeeoffizier dachte, der Elyssa zusammen mit den Pferden haben wollte.
»Aber andererseits hat die Armee nichts davon gesagt, daß die Pferde perfekt zugeritten sein müssen, oder?« meinte er obenhin. »Nur gerade soweit, daß sie einen Soldaten nicht gleich abwerfen.«
Elyssa lachte. Wie ihr Lächeln, so vibrierte auch ihr Lachen vor unverhohlener Freude. Mit besitzergreifendem Blick betrachtete sie die Mustangs.
Zum ersten Mal gestattete sie sich zu hoffen, daß die Ranch wirklich gerettet werden könnte. Mit einer solchen Menge von frischen, temperamentvollen Pferden würden doch auch ihre Leute sicherlich in der Lage sein, mehr Vieh zu finden.
»Viele von ihnen tragen ein Ladder-S-Brandzeichen«, stellte sie fest.
»Das von Slash River kommt allerdings auch vor.«
Elyssa runzelte die Stirn. Ungeduldig strich sie sich eine Strähne silberblonden Haares aus den Augen und schob sie unter ihren Hut.
»Ab Culpeppers Markierung«, erläuterte Hunter.
»Frisch, ohne Zweifel«, sagte sie sarkastisch. »Verdammt frisch.«
Hunter zuckte die Achseln. »Ab ist noch nicht lange genug hier, um über alte Brandzeichen zu verfügen.«
»Was glaubst du, wie viele von unseren Pferden er gekennzeichnet hat?«
»Das werden wir morgen oder übermorgen wissen, nachdem sich die Mustangs so weit beruhigt haben, daß wir sie zählen und begutachten können.«
Während Elyssa zuschaute, galoppierte eine vertraut aussehende Stute direkt hinter dem Zaun vorbei. Ein Slash-River-Brandzeichen prangte dunkel auf ihrer Flanke.
Dennoch war das Tier eine der besten Zuchtstuten der Ladder S und obendrein perfekt darauf trainiert, Rinder zu treiben.
»Zum Teufel mit Ab Culpepper!« fluchte Elyssa inbrünstig.
»Du sprichst mir aus der Seele.«
Hunter richtete sich in den
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