Feuergipfel

Steigbügeln auf und stieß einen schrillen Pfiff aus.
    Sekunden später tauchte Morgan aus der Staubwolke auf, die den Korral umgab. Sein zähes kleines Pony war in Schweiß gebadet und schnaufte vor Anstrengung, war jedoch immer noch bereit, alles zu tun, was sein Reiter wollte. Das Pferd trabte mit hocherhobenem Kopf auf Hunter und Elyssa zu.
    Die Luft schmeckte nach Staub und flirrte von der Hitze der prallen Herbstsonne.
    »Bestelle den Jungs, daß sie ihre Sache gut gemacht haben«, sagte Hunter zu Morgan. »Und dann such zwei von ihnen aus für die Wache heute nacht hier draußen, damit kein Pferd entwischt.«
    »Yes, Sir.«
    »Das können doch die Hunde übernehmen«, schlug Elyssa vor.
    »Nicht, wenn derjenige, der neulich nachts im Garten war, auf die Idee kommt, ein Loch in den Korralzaun zu reißen«, knurrte Hunter.
    Elyssas Mundwinkel zogen sich abwärts, aber sie widersprach nicht.
    Hunter hatte recht. Man konnte sich nicht mehr darauf verlassen, daß die Hunde mögliche Eindringlinge abwehren würden.
    »Sag Mickey Bescheid, er soll eine Wagenladung Wasserfässer herbeischaffen«, wies Hunter Morgan an.
    »Wird gemacht, Sir!«
    »Ein Pferd mit einem Bauch voller Wasser bockt nicht annähernd so heftig wie ein durstiges«, fügte Hunter trocken hinzu.
    Morgan lachte schallend, salutierte und trabte davon in Richtung Stall, der knapp eine Viertelmeile entfernt lag.
    Die Ladder S-Cowboys, die besonders gut mit einem Lasso umgehen konnten, betraten den Korral. Das Halstuch über die Nase heraufgezogen zum Schutz vor dem wirbelnden Staub, ritten die Männer in das Gewimmel von Mustangs hinein und suchten sich ein Ziel.
    Mit so wenig Aufhebens wie möglich begannen die Männer, alle Pferde einzufangen, an denen es überhaupt eine Kennung gab. Es waren die Tiere, die ihr wildes Gebaren augenblicklich ablegten und beinahe zahm wurden, sobald sie eine Lassoschlinge über ihren Kopf gleiten fühlten. Sie sträubten sich nicht, sondern trotteten gehorsam mit, als sie aus dem Korral geführt, über das Grasland getrieben und in dem Ranchkorral unweit des Stalls untergebracht wurden.
    Als Morgan zurückkehrte, hatte sich der Außenkorral bis auf ungefähr siebzig Tiere geleert. Nur wenige davon trugen noch
    Brandzeichen, und alle waren mißtrauisch und so wild wie Löwen.
    Mickey kam mit einem Karren voller Wasserfässer vorgefahren. Der Karren wurde von sechs schweren, breitschultrigen Ochsen gezogen. Morgan und sein Pony gingen nebenher, um die Ochsen anzutreiben.
    Der Anblick der Wasserfässer erinnerte Elyssa wieder daran, wie sehr sie sich nach einem erfrischenden Bad sehnte. Die unerwartete Hitze der Sonne, die Anstrengung der Arbeit und der endlose Staub gaben ihr das Gefühl, in eine schwere, erstickend heiße Decke gewickelt zu sein.
    Elyssa hatte schon vor einiger Zeit die Jacke ihres dunklen Reitkostüms aufgeknöpft, aber das reichte inzwischen nicht mehr. Sie zog die Jacke aus und band sie hinter ihrem Sattel fest. Dann öffnete sie verstohlen ein paar Knöpfe ihrer hochgeschlossenen Musselinbluse. Luft strömte durch die Öffnung in das dünne Baumwollhemd und strich kühlend über ihre erhitzte Haut darunter.
    Sie gab eine Art behagliches Schnurren von sich, das wie eine schmeichelnde Brise an Hunters Ohr drang.
    »Mickey! Sonny! Reed!« bellte er. »Helft Morgan mit den Fässern!«
    Hunter schwang sich aus dem Sattel, um ebenfalls mit anzupacken.
    »Mickey, roll sie eines nach dem anderen über die Planke runter«, sagte Hunter. »Vorsichtig, Junge! Wenn eins von den schweren Dingern einen Mann trifft, wird er platter als ein Schatten sein.«
    Stück für Stück rollten die Männer die Fässer über zwei massive Holzbretter von der Ladefläche des Karrens auf den staubigen Boden. Dann wurde jedes Faß zu dem Wassertrog am Ende des Korrals geschoben und gewälzt.
    Morgan schlug den Holzpflock aus dem ersten Faß heraus. Mit angestrengtem Grunzen hievte Hunter das Faß auf den Rand der
    Viehtränke und kippte es aus. Silbernes Naß ergoß sich schäumend und kristallklar in den staubigen Trog.
    Der Geruch von frischem Wasser bewirkte, daß die ängstlich durcheinanderlaufenden Mustangs abrupt stehenblieben. Köpfe fuhren herum, Ohren richteten sich auf. Es hätte nur noch gefehlt, daß sich die Tiere erwartungsvoll über die Lippen leckten, während sie den Trog beäugten.
    Elyssa wußte genau, wie sich die Mustangs fühlten. Sie hätte einiges dafür gegeben, um unter dem gurgelnden, köstlich