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Feuergipfel

Titel: Feuergipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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gegenüber niemals zugeben würde, hätte Elyssa ebenfalls eine Ruhepause begrüßt. Sie hatte Leopard in seinem Korral gelassen, damit er sich von dem anstrengenden Arbeitspensum vom Morgengrauen bis zum Einbruch der Dunkelheit erholen konnte. Die große, grobknochige Stute, die sie jetzt ritt, hatte eine etwas schwerfällige Gangart, besaß aber die angeborene Klugheit der Mustangs.
    Bugle Boy graste ruhig in einigen Schritten Entfernung. Von Zeit zu Zeit hob er wachsam den Kopf und blickte sich um. Dann fuhr er fort zu grasen.
    Hoch oben am tiefblauen Herbsthimmel zogen Habichte träge ihre Kreise.
    Elyssa blickte über die Rinne hinweg, wo sich Hunter zu Fuß einen Weg zum oberen Ende der Schlucht hinaufbahnte. Mit einer Konzentration, derer sie sich nicht bewußt war, verfolgte sie jede seiner Bewegungen. Es war ein Genuß, diese einzigartige Verbindung von maskuliner Kraft und Eleganz zu beobachten.
    Im Moment bewegte Hunter sich sehr vorsichtig aufwärts. Er hatte nicht die Absicht, ihre Position an Mustangs oder feindliche Männer zu verraten.
    Die Pferde, die Lefty in der Nähe der Schlucht entdeckt hatte, waren nicht völlig verwildert gewesen. Die meisten Tiere hatten ein Ladder-S-Brandzeichen getragen.
    Aber die Pferde verhielten sich trotzdem sonderbar.
    »Hoffe nur, Lefty hatte recht mit den Brandzeichen«, sagte Morgan leise zu Elyssa. »Wir sind so dringend auf Pferde angewiesen, wie Kanonen Kugeln brauchen. Frisch zugerittene Mustangs sind nicht zuverlässig, besonders nicht, wenn es zu einer Schießerei kommt.«
    »Lefty kennt die Ladder-S-Pferde«, erwiderte Elyssa mit gedämpfter Stimme. »Wenn er sagt, daß es unsere Tiere sind, dann stimmt das auch.«
    »Was, wenn sie ein Slash-River-Brandzeichen tragen?«
    »Dann muß das Brandzeichen so frisch sein, daß die Wunde davon noch nicht abgeheilt ist«, schimpfte Elyssa. »Und direkt darunter wird ein Ladder-S-Brandzeichen zum Vorschein kommen.«
    »Hmm, recht wahrscheinlich«, stimmte er zu. »Haben Sie vor, eines der Tiere zu töten und ihm das Fell abzuschaben, um ganz sicherzugehen?«
    Elyssa zog eine Grimasse. Die übliche Methode, um zu beweisen, daß ein Brandzeichen verfälscht worden war, bestand darin, das Tier zu töten und den Teil des Fells zu entfernen, der mit dem Brandzeichen gekennzeichnet war. Auf der Innenseite ließ sich das ursprüngliche Brandzeichen ganz deutlich erkennen, ganz gleich, welche Veränderungen nachträglich auf der äußeren Hautschicht vorgenommen worden waren.
    »Das brauche ich nicht nachzuprüfen. Ich verlasse mich auf Leftys Urteil«, erklärte sie.
    »Die Culpeppers werden es nicht tun.«
    »Diese Halunken halten sich bedeckt, seit ihre Jagdchancen nicht mehr ganz so gut stehen«, erwiderte sie trocken.
    »Wie Hunter zu sagen pflegt, ist es die Natur von Schlangen, in Deckung zu bleiben. Heißt aber nicht, daß sich kein Gift mehr in ihren Fangzähnen befindet.«
    Elyssa verengte die Augen gegen den Wind, der in Böen über das Land fegte. Direkt zu ihrer Linken lag der fast ausgetrocknete Sumpf. Bräunlich gelbes Schilfrohr schwankte raschelnd hin und her, und beugte sich unter dem Druck des Luftzugs. Zu ihrer Rechten stieg das Grasland wie ein zerknitterter gelbgrüner Teppich zum Fuß der Ruby Mountains an. Sturmwolken ballten sich hinter den Gipfeln und verbargen ihre ausgefransten Ränder.
    Der Wind, der von den Bergen herunterbrauste, brachte das Gefühl und den Geschmack von Winter mit sich.
    »Dann schließt du dich also Hunters Vermutung an, daß die Culpeppers mit ihrem Angriff nur darauf warten, bis wir die ganze Arbeit für sie erledigt und das Vieh zusammengetrieben haben?« wollte Elyssa wissen.
    »Das erste, was man über Hunter lernt«, erwiderte Morgan gedehnt, »ist, daß er gewöhnlich recht hat.«
    »Aber nicht immer.«
    Morgans Lächeln blitzte weiß.
    »Nein, Ma’am, nicht immer. Er hat im Krieg die falsche Seite gewählt, und das ist die reine Wahrheit.«
    Morgan verlagerte sein Gewicht im Sattel und beschattete seine Augen gegen die gleißend helle, erbarmungslose Sonne, während er sich aufmerksam in alle Richtungen umschaute. Im Gegensatz zu seiner sanften, ruhigen Stimme waren seine Augen schnell, durchdringend und hart.
    »Natürlich«, fuhr er fort, »steckte in erster Linie Case hinter der Idee, sich den Konföderierten anzuschließen. Und Belinda. Junge Hitzköpfe, die all den romantischen Schwachsinn über Vornehmheit und Baumwolle geglaubt haben.«
    »Belinda?«
    »Hunters

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