Feuerherz
flüsternd zu. »Aber wieso reagiere ich so über? Wieso gehe ich auf Ilian los? Ich liebe ihn.« Wut auf mich selbst flammte in mir auf und ich kämpfte gegen das Brennen in meinen Augen an. »Herrgott, ich würde für den Kerl sterben!«
»Lissy, geh nicht so hart mit dir ins Gericht«, flehte mich Conny an und hörte einen Moment lang auf, sich zu drehen, um mir ernst ins Gesicht zu sehen. »Du und Ilian, ihr hattet eine verdammt harte Zeit. Die Nerven liegen blank, weil ihr von einer Scheiße in die nächste geratet. Da kann man schon mal ausrasten. Dazu könntest du mal eine ordentliche Mütze voll Schlaf gebrauchen.«
»Ja, aber muss sich das gegen ihn richten?« Ich atmete tief durch, um das Chaos in meinem Inneren ein wenig zu lichten, doch es nutzte nichts. »Ilian ist total verstört«, platzte ich heraus. »Man mag es ihm äußerlich nicht ansehen, aber es ist so. Er zuckt zusammen, sieht sich ständig um und hat geradezu panische Angst vor dem Keller.« In welchen ich ihn gestern noch geschickt hatte, ich Idiotin! »Conny, ihn so zu sehen, der Gedanke, dass man ihn mir wieder abnehmen könnte, … das verursacht mir Albträume.«
Meine beste Freundin erhob sich und setzte sich zu mir auf das Bett. Ohne ein Wort zu sprechen, zog sie mich an sich heran. Ich atmete tief ihren Duft nach CK One und Apfelshampoo ein.
»Eigentlich will ich ihn doch nur im Arm halten.«
»Ihr zwei braucht dringend mal ein paar Tage für euch«, stellte Conny fest und drückte mich kurz fester an sich.
»Unmöglich«, seufzte ich und fühlte mich todmüde. Sogar Teufel- und Engel-Lissy waren zu erschöpft, um sich zu äußern. Sie lagen beide auf Connys Bett und starrten die Decke an, während Teufel-Lissy mit letzter Kraft den Engel mit ihrem Dreizack piekste.
»Lissy?«
»Hmh?«
»Wenn es um deine Familie ginge, würdest du Audrinas Tod wollen?« Connys Frage traf mich unvorbereitet. Ich ließ sie lange in meinem Kopf umherwandern, bis ich schließlich eine Antwort gab.
»Ich weiß es nicht.« Das war die Wahrheit. »Keine Ahnung, wirklich.« Ich wollte doch nur nicht, dass noch jemand sein Leben verlor wegen dieser ganzen Drachenkacke. War ich deswegen ein schlechter Mensch?
»Echt krass, dass Mendel tot ist«, grübelte Conny laut. »Da sieht man jemand jeden Tag in der Schule und dann … boom, tot.«
»Ich habe auf ihn geschossen«, presste ich hervor.
»Ja, aber es war André, der ihn getötet hat, und ich kann ihm deswegen nicht böse sein. Er hat meine beste Freundin und ihren Freund gerettet.«
Ich lächelte sie an und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Ich bin auch nicht böse auf André«, sagte ich. Das war ich wirklich nicht. Mendel hatte uns angegriffen, aber Audrina – ihr einziger Fehler war es, dass sie als Drachenfrau geboren und aufgezogen worden war.
»Das ist alles so unfair«, hauchte Conny völlig in Gedanken. »Ich meine, ihr seid gerade so frisch zusammen. Ihr solltet euch ungestört lieben dürfen, die Magie der ersten Monate genießen. Stattdessen rennt ihr um euer Leben.« Ihre Worte schnürten mir die Kehle zu, doch bevor ich in Tränen ausbrechen konnte, klopfte es an der Tür. Kathy, Connys jüngere Schwester, öffnete sie und steckte ihren brünetten Schopf herein. Sie kicherte und ihre Wangen waren gerötet.
»Da ist ein total süßer Kerl in unserem Wohnzimmer«, sagte sie und sah nach hinten über ihre Schulter, wo eine Freundin von ihr leise lachte. »Er will zu Lissy.«
Ilian. Ich erhob mich und sah ängstlich zu Conny. Wie sollte ich ihm begegnen? Meine beste Freundin stand ebenfalls auf und nahm meine Hand. Gemeinsam mit ihr ging ich ins Wohnzimmer, wo nicht nur Connys Schwestern, sondern auch ihre Mutter meinen Freund anhimmelten. Er stand vom Sofa auf und sah mich unsicher mit seinen braunen Augen an. Nervös steckte er seine Hände einen Moment lang in seine Jeans und musterte seine Turnschuhe.
»Ilian, ich«, brachte ich hervor, da war er auch schon auf mich zugekommen. Vor den Augen von Conny und ihrer Familie packte er meine Haare am Hinterkopf und zog mich mit der anderen Hand an sich heran. Seine Lippen trafen hungrig auf meine. Der Griff an meinen Haaren wurde fester, als sein Kuss immer drängender wurde. Er hielt meinen Kopf nach hinten, damit sein Mund ungehindert an mich herankam. Selbst wenn ich es gewollt hätte, ich wäre nicht aus diesem Kuss herausgekommen. Als sich Ilians Tränen zu dem Geschmack seiner Lippen mischten, brach auch der letzte Widerstand
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