Feuerherz
in mir und ich drückte ihn an mich. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich nicht in Panik geriet, während jemand weinte. Ilian löste sich sanft von mir.
»Verzeih, Elisabeth«, flüsterte er heiser. Seine Stimme klang, als hätte er schon viele Stunden geweint. Ich sah in seine wässrigen, braunen Augen, die mich um Vergebung anflehten und verzweifelt versuchten, ihre Traurigkeit hinter einem kleinen Lächeln zu verbergen. Eine Träne löste sich aus Ilians rechtem Auge und rollte, da er sein Gesicht über meines gebeugt hatte, herunter über seine Nase, bis sie schließlich an deren Spitze hängenblieb. Ich stupste mit meiner dagegen und zauberte damit die kleinen Lachfältchen um seine Augen hervor.
»Es tut mir alles so leid«, sagte er leise. »Bitte rede mit mir.«
»Ich liebe dich mehr alles andere auf dieser Welt«, flüsterte ich. Ilians Mund fand wieder meinen. Sein Kuss war verzweifelt und voller Sehnsucht.
»Das ist echt ihr Freund?«, hörte ich Kathys Freundin ungläubig sagen.
»Wir sollten die zwei alleine lassen«, versuchte Conny ihre Familie aus dem Zimmer zu jagen. Das holte mich aus dieser warmen Trance, in die mich Ilians Kuss getrieben hatte, und machte mir wieder klar, dass uns ziemlich viele Leute zuschauten. Ilians Hände zitterten, als er mich kurz losließ, um sie mir dann um mein Gesicht zu legen.
»Bitte verzeih mir, dass ich dir solche Vorwürfe gemacht habe. Ich verstehe jetzt, dass du mich nur schützen wolltest, und bitte denke nicht, dass ich nicht sauer auf Arva bin.«
»Schon gut«, krächzte ich leise und sah zu Connys Mutter, die uns mit offenem Mund anstarrte. »Wir reden zu Hause.«
»Was Audrina angeht«, sprach Ilian einfach weiter, »haben wir doch sowieso kein Mitspracherecht. Das liegt alleine im Ermessen deines Bruders und seiner Vorgesetzten.« Er seufzte. »Wieso sollten wir uns also darüber streiten?«
Ich sah Ilians Wunsch nach Nähe in seinen Augen, bevor er ihn äußern konnte.
»Bitte Elisabeth, ich brauche dich jetzt!« Gänsehaut überzog ihn. Ich konnte sie an seinen Oberarmen fühlen und selbst seine Haare wirkten plötzlich irgendwie struppig. »Lass uns nicht mehr streiten.«
»Es tut mir so leid, Ilian. Bei mir ist einfach eine Sicherung durchgeknallt und ich habe die Kontrolle über mich verloren.« Oh mein Gott, steckte da Teufel-Lissy gerade ihre Zunge in Ilians Ohr?! Ich schüttelte mich, um das Bild loszuwerden und konzentrierte mich auf die Schokoladenaugen vor mir. Sie durchforsteten mich, tasteten ängstlich mein Gesicht ab, ob sie noch Wut darin finden konnten.
Ich lächelte ihn an. »Alles wieder gut?«
»Alles wieder gut«, wiederholte er und drückte mich an sich. Er roch nach Waschpulver, also hatte er sich wohl ein sauberes T-Shirt angezogen. Darunter lag der Geruch seiner verschwitzten Haut, der mich fast wahnsinnig vor Sehnsucht nach ihm machte. Obwohl ich ihn im Arm hielt, brachte mich der Wunsch nach seiner Nähe um den Verstand. Ich schob ihn sanft von mir weg, um dieser Duftfalle zu entkommen.
»Lass uns nach Hause gehen, ja?«, plapperte ich und Ilian nickte. Ich verabschiedete mich bei Conny mit einem Kuss und winkte den anderen zu, bevor ich meinen Freund vor die Tür zerrte. Draußen angekommen, atmete ich die schwüle Sommerabendluft ein und entdeckte das Fahrrad meines Bruders vor der Tür.
»Mylady«, raunte Ilian mit einem Lächeln auf den Lippen. »Ihr Gefährt!« Er machte eine Verbeugung und deutete auf den alten Drahtesel von Thomas. Die Versöhnung schien ihm einen riesigen Brocken vom Herzen genommen zu haben, denn er wirkte plötzlich wieder richtig fröhlich.
»Du willst nicht echt mit mir auf dem Ding da fahren, oder?«
»Entschuldigung, ich habe weder einen Führerschein, noch bin ich ein cooler Vampir mit tollem Auto!« Er spielte auf eins meiner Lieblingsbücher an.
Ich biss mir auf die Unterlippen und grinste. »Tja, ich habe nur den Drachen mit Fahrrad abbekommen«, sagte ich und seufzte übertrieben laut.
Ilians Augen funkelten verspielt. »Jeder, was er verdient!«, antwortete er frech und ich boxte ihn dafür auf den Oberarm.
»Du Sack!«, schimpfte ich lachend und forderte ihn damit nur noch mehr heraus. Er kam näher auf mich zu und grinste süffisant.
»Greif ihn dir, Baby!«, raunte er und brachte mich damit fast dazu laut loszubrüllen.
»Genau und dann rufen die Nachbarn die Polizei an, weil ein blauer Alien ein armes, blondes Mädchen vergewaltigt.«
Ilian schien einen
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