Feuerherz
Alphabet und dann tu es!« Ich sah zu, wie er einen Moment nachdachte.
»G?«
»Richtig, geh !«
Es klopfte an meiner Tür und mein Bruder erschien.
»Wir müssen einen Plan wegen Audrina machen«, erklärte er und fing sich dafür einen bösen Blick von mir ein. »Wow, was ist los?«
»Deine Schwester ist so naiv zu glauben, dass wir Audrina ein paar Blumen schenken und sie im Gegenzug für immer ihren Mund hält«, erklärte Ilian, als sei ich bescheuert. Mit mir ging es durch und ich stieß ihn mit voller Wucht Richtung Tür, wo mein Bruder stand. Ilian ließ es wütend mit sich machen.
»Geht aus meinen Augen und lasst die kleine, doofe Lissy in ihrer rosa Seifenblase in Ruhe, ihr Vollzeitpessimisten!« Ich knallte ihnen die Tür vor der Nase zu und lehnte mich mit dem Rücken dagegen.
»Hey, hier werden keine Türen geknallt!«, hörte ich meinen Vater rufen.
»Das war Lissy!« Auf große Brüder ist doch immer Verlass.
»Lasst mich alle in Ruhe!«, schrie ich. Die Tür öffnete sich und schob mich dabei ins Zimmer. Ilian kam herein und schloss die Tür hinter sich. Die Augenbrauen hochziehend ging er rüber zum Bett, wo – oh Mann, da lag ja immer noch der kleine Roran! Seinen tiefen Schlaf hätte ich gerne mal gehabt.
»Hatte ich dir nicht gerade gesagt, dass du gehen sollst?«
Ilian streckte sich neben Roran aus. »Ja, aber wir diskutieren das jetzt aus«, entgegnete er kühl und ich raufte mir die Haare.
»Scheiße, scheiße, scheiße!«, schrie ich und hätte gerne etwas nach ihm geworfen, doch dieser Idiot hatte sich ein Baby als Schutzschild gesucht. Unfair, unfair, unfair! Aber so schlau wie er war ich schon dreimal. Ich nahm mein Handy und schlüpfte in meine Flipflops.
»Oh nein, Elisabeth, du haust jetzt nicht ab!« Ilian klang wie mein Vater und ich hasste ihn dafür. Bevor ich gehen konnte, hatte er sich vor die Tür gestellt.
»Gib den Weg frei oder ich schreie!«
»Du wirst mir jetzt sagen, was du dir dabei gedacht hast, mit so einer Information hinter dem Berg zu halten?!« Sein verletztes Auge tränte ein wenig, doch der Rest seines Gesichts wirkte so kühl, dass ich anfing zu frieren.
»Geh. Mir. Aus. Dem. Weg«, sagte ich so leise, dass es selbst mir Gänsehaut machte.
»Nein«, hielt er dagegen.
»Ich würde dir nur ungern wehtun.«
»Das wirst du nicht.« Gott, ich war sein altkluges Gehabe so leid.
Ich sah rot. Feuerrot.
»Ach ja?«, fragte ich und ging näher an ihn heran. Mit voller Wucht zog ich ein Knie hoch und konnte aus nächster Nähe sehen, wie Ilian die Augen erst erstaunt aufriss und dann vor Schmerzen schloss. Es tat mir sofort leid, als er vor mir auf die Knie sank.
***
Liebes Tagebuch,
ich liebe es, von ihr gehalten zu werden. Selbst unter Schmerzen. Auch unter solchen, die sie mir selbst zugefügt hat. Ihre Körperwärme, ihr Duft. Sie fehlt mir.
Wieso kann sie nicht verstehen, dass ich meine Familie schützen muss? Ich kann das Schicksal meines Sohnes, das meiner Eltern und Geschwister nicht in den Händen einer jungen Möchtegern-Brutmutter lassen.
Ich kenne Audrina länger und besser als Lissy, weiß, wozu sie fähig ist. Natürlich verstehe ich, dass Lissy kein Blut vergießen möchte, aber was soll ich tun? Es gibt keinen anderen Weg.
Zu gerne hätte ich es mit ihr ausdiskutiert, aber sie war einfach zu wütend.
Mir ist kalt hier im Gästezimmer. Aber ich werde warten. Vielleicht beruhigt sie sich ja bald. Ich hoffe es.
Streit mit ihr verwirrt mich, weil sie mich immer wegjagen will, statt die Sache zu klären. Ich glaube, ich habe jetzt verstanden, dass ich ihr erst etwas Luft geben muss, bevor sie dazu bereit ist zu reden. Das fällt mir schwer. Ich ertrage die Warterei nicht.
Mein Auge brennt.
Seiryū ebenfalls.
Wir sehnen uns nach ihr. Ich hasse Streit.
I.
Kapitel 16
»Oh Conny, wie konnte ich nur? Was war in mich gefahren?«, jammerte ich am Abend meiner besten Freundin ins Ohr. Ich saß auf ihrem Bett und raufte mir die Haare. Hatte ich Ilian wirklich mein Knie in die Familienplanung gerammt? Und wieso hatte ich ihn so angefahren? Ja, ich wollte nicht, dass noch mehr Leute sterben mussten, aber hätte ich das Ilian nicht sanfter beibringen können? Immerhin ging es um seine Familie.
»Blöde Zwickmühle«, seufzte Conny. Sie saß auf einem alten Bürostuhl, den sie irgendwann mit zwölf bekommen hatte, und drehte sich damit langsam um sich selbst. »Ich kann euch beide verstehen.«
»Ich ja irgendwie auch«, gab ich leise
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