Feuerherz
der mit einem Babyphone aus dem Wohnwagen kam. Er sah auf seine Armbanduhr.
»Der dürfte jetzt erst mal bis Mitternacht schlafen«, sprach er von Roran und ließ sich in einen der sauber gewischten Stühle fallen.
»Ilian!«, quietschte ich. »Der war noch nass!«
»Mir egal.« Er grinste und Mischa lachte laut auf. André kam zwischen zwei Bäumen hervor und sah sich noch einmal um, bevor er sich zu uns stellte.
»Alles sauber«, berichtete er knapp. »Ist für fliegende Gestalten schwer zugängliches Gelände.«
Ilian sah sich um und hoch in die Baumwipfel. »Hmh«, brummte er zustimmend. Der kleine Campingplatz lag mitten im Wald und war nur über einen sehr ruckeligen Waldweg zu erreichen.
»Im Grunde ist das hier der perfekte Drehplatz für einen Horrorfilm«, sagte ich. »Wie gut, dass das Monster bei mir im Bett liegt.«
Ilian lachte mich vielsagend an und stieß dabei ein klein wenig Rauch aus. Mischa hingegen gackerte wie ein kleines Huhn und ging dann in den Wohnwagen. Etwas später kam sie mit Geschirr wieder. Ilian und ich halfen ihr den Tisch zu decken, während André und Leon versuchten den Grill anzuzünden. Leider war der Anzünder wohl schon ziemlich alt oder die zwei einfach zu doof, jedenfalls wollten die Kohlen nicht richtig anfangen zu brennen. Ilian stellte sich zu den Kerlen und räusperte sich. André und Leon waren so in Fachsimpeleien vertieft, dass sie Ilian gar nicht bemerkten. Dieser kreuzte die Arme vor der Brust und wartete ab, ob die beiden Vollprofis von selbst auf die Idee kamen den feuerspuckenden Drachen mal dranzulassen. Es war einfach köstlich zu sehen, wie André und Leon ihre Köpfe in den Grill steckten, während Ilian neben ihnen stand und geduldig wartete. Mischa lachte neben mir und ich ließ mich anstecken. Sie war richtig gut drauf und das riss mich irgendwie mit. Kassandra stellte sich auf meine andere Seite und pfiff zwischen zwei Fingern. André und Leon drehten sich um.
»Hey, Ernie und Bert«, sagte sie. »Lasst doch mal jemand dran, der sich mit Feuer auskennt.« Sie deutete auf Ilian, der die beiden Jungs mit hochgezogenen Augenbrauen abwartend ansah. Leon kratzte sich am Kopf und machte Platz, während André ein wenig stinkig aussah. Es dauerte keine zwei Sekunden und die Kohlen glühten. Mit vor Stolz geschwellter Brust drehte Ilian sich zu uns um.
»Ich, Mann!«, grunzte ich. »Ich, Feuer gemacht!« Ich nahm die Haltung eines Höhlenmenschen ein und trommelte mir wie ein Affe auf die Brust.
Ilian kam auf mich zu und zwickte mich liebevoll in den Bauch, bevor er mich in seine Arme zog. »Nicht den Drachen verärgern«, raunte er mir belustigt ins Ohr.
»Was passiert denn, wenn ich es trotzdem tue?« Ich sah ihn mit großen Augen an, während er zu überlegen schien.
»Vielleicht röste ich dich dann heute Abend ein wenig?«
»Ganz, ganz miese, fantasielose Antwort, Herr Balaur«, sagte ich kopfschüttelnd. »Das können Sie besser!«
»Ich gelobe Besserung.« Sein Blick wurde sanft und flehend. »Kannst du mir noch mal verzeihen?«
Ich hob meine Hände und strich ihm über die Wangen. »Dir würde ich alles verzeihen«, platzte es aus mir heraus. »Na ja, nicht alles«, korrigierte ich mich schnell. »Ich könnte es zum Beispiel nicht ausstehen, dich zu teilen.«
»Schade«, seufzte Ilian gespielt traurig und ich boxte ihn dafür auf die Brust.
»Du Arsch«, sagte ich lachend, »geh, hau ab und ruf bei DHL an, um zu fragen, wann die Sendung mit der Maus kommt.«
Es dauerte einen Moment, bis Ilian in seinem Kopf den Begriff »Sendung« mit DHL und dem Namen der Kinderserie in Verbindung brachte. Dann lachte er herzhaft.
»So ein Blitzmerker«, seufzte ich, doch bevor ich ihn weiter aufziehen konnte, rollte das Auto mit Conny und meinem Bruder über den Schotterweg an. Beide sahen irgendwie verbissen aus.
»Was ist los?«, fragte Kassandra, die den Gesichtsausdruck meines Bruders schon genauso gut deuten konnte wie ich.
»Ich habe Sven gesehen«, antwortete Conny, bevor Thomas den Mund aufmachen konnte. Ich fühlte, wie Ilian sich anspannte, und ich sah ängstlich hoch in seine Augen. Er bemerkte meinen Blick nicht und schien in Gedanken zu sein.
»Jetzt weiß ich wenigstens auch, wie der Kerl aussieht«, sagte mein Bruder und schwang zwei Beutel mit Lebensmitteln auf den Tisch.
Mischa machte sich daran die Sachen auszuräumen und reichte Leon das Fleisch, der sich daranmachte, es für den Grill vorzubereiten.
»Und jetzt?«, fragte
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