Feuerherz
wirklich ein Drache.« Ilians Stimme war ruhig und sanft. »Es tut mir leid.« Der hatte sie nicht mehr alle.
»Beweise es«, sagte ich und zog herausfordernd eine Augenbraue hoch.
»Ich bin noch ein junger Drache, es tut höllisch weh!«
»Dafür aber ein sehr seltenes Exemplar, Seiryū!«, sagte Kassandra.
»Was heißt das?«, fragte ich. »ßäääriüüüü?«
»Das ist japanisch«, erklärte mein Bruder. »Die Bezeichnung für einen azurblauen Drachen. Was eine sehr seltene Schuppenfärbung ist. Die meisten Drachen sind braun oder dunkelgrün. Gelegentlich auch rostrot, aber die blauen sind selten und alle Dracheneltern wünschen sich solch ein Exemplar.«
»Warum?« Ich fragte einfach mal. Mal gucken, wie weit sich diese Irren ihre Drogenwelt zusammengereimt hatten.
»Nur weil es eine schöne Farbe ist«, brummte Ilian. »Sorry, aber anders kann ich es nicht ausdrücken, denn es sagt nichts über den Träger aus.«
»Und lass mich raten«, gluckste ich, »Arva ist rostrot?«
»Arva ist noch nicht siebzehn. Da verwandeln wir uns zum ersten Mal. Der wahre Grund, warum ich krank zu Hause geblieben bin und so furchtbar zerschlagen ausgesehen habe.«
Ja natürlich. Der war sicherlich zugedröhnt gewesen und an den falschen geraten.
»Wer ist Arva?«, wollte mein Bruder wissen.
»Seine Freundin!«
»Garantiert nicht«, sagte mein Bruder lachend.
»Doch!«, protestierte ich.
»Nein, Lissy. Es gibt keine weiblichen Hetero-Drachen.«
Oh Mann, jetzt gingen sie aber zu weit!
»Dein Bruder hat Recht, Elisabeth«, machte Ilian den Schwachsinn mit. »Ich bin Arvas Wächter und … Na ja, ich werde ihre Eier befruchten.«
»Okay«, sagte ich und stand auf. »Wo ist die Kamera? Ihr verarscht mich doch? Meine Freunde springen gleich von irgendwo hoch und rufen Überraschung?!« Ich sah mich um.
»Schwesterchen, Drachenweibchen sind immer gleichgeschlechtlich orientiert. Sie lieben ihre Gefährtinnen, mit denen sie die Kinder großziehen. Die Kerle werden nur als Wächter und Zuchtbullen«, Ilian zuckte bei dem Wort, »benutzt.«
»Modernen Drachenbullen reicht das nicht mehr. Deswegen suchen sie sich Menschenfrauen«, fügte Ilian hinzu.
Thomas sah interessiert aus und nickte verstehend. »Diese Entwicklung macht die Drachenweibchen bestimmt nicht glücklich, oder?«
Ilian schüttelte seinen Kopf und Thomas sah mich belustigt an.
»Du musst wissen, Lissy, bei den Drachen haben die Frauen das Sagen.«
»Ich lache später«, seufzte ich und ließ mich wieder auf den Stuhl fallen. Sollten sie mich doch weiter verarschen, ich machte einfach nicht mehr mit.
»Aber sag mal, Seiryū«, mischte sich Kassandra wieder ein. »Dich sollten wir wohl als Erstes umlegen, was? Mit Sicherheit wirst du auf Grund deiner seltenen Farbe züchten müssen bis zur Bewusstlosigkeit? Oder musstest es sogar schon?«
Ilian schwieg und starrte ängstlich die Tischdecke an. Diese Panik in seinen Augen ließ mich skeptisch werden. Das konnte man nicht spielen!
»Du musst wissen, Lissy«, sagte mein Bruder lachend, »die Drachenweibchen gehen mit ihren Männchen nicht gerade sanft um.«
Kassandra lachte mit und machte ein paar obszöne Gesten.
Ilian schluckte. »Meine Eltern werden es zu verhindern wissen.« Plötzlich fielen mir Ilians seltsame Augen in der Kantine ein. Sie waren so weiß gewesen.
»Ich finde das echt nicht lustig«, sagte ich schließlich. »Schön, dass ihr euren Spaß habt, aber wenn hier noch einmal irgendwer irgendwem mit dem Tod droht, verlasse ich diesen Raum und rede mit keinem von euch mehr ein Wort.« Da hörte der Spaß echt auf!
»Ilian, würdest du bitte Seiryū meiner Schwester zeigen?«
»Damit ihr mich danach, wenn ich mich vor Hitze und Schmerzen kaum bewegen kann, umbringen könnt?«
»Verlockend«, sagte Kassandra, »aber nein. Weiße Fahne, schon vergessen? Außerdem sind Thomas und ich nicht beruflich hier. Wir handeln nur, wenn jemand verletzt wird und das betrifft dann ja nur diese Audrina und diesen Mendel.«
»Bitte«, flehte Ilian. »Verschont Audrina, sie mag vielleicht nicht die netteste Person sein, aber sie ist alles, was zwischen uns Jungen und der Brutmutter steht!«
»Sie hat befohlen, meine Schwester zu töten!«, erinnerte Thomas ihn.
Ilian sah sich nervös um. »Ich zeige euch Seiryū, dafür verzeiht ihr Mendel und Audrina. Wenn sie noch einmal jemandem schaden, dann stehe ich euch nicht im Weg, aber diesen einen Ausrutscher …«
»Ausrutscher?«, fragte Thomas und
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