Feuerherz
Gentlemen, nickte er ergeben und verließ mit meinen Freundinnen das Zimmer auf leisen Sohlen. Papa hatte sich, direkt nachdem wir aus dem Krankenhaus zurück waren, wieder hingelegt. Leider haben die Ärzte und Schwestern darauf bestanden, ihn anzurufen. Ich hätte es ihm gerne erspart.
***
Liebes Tagebuch,
mein Magen schmerzt.
Es ist alles verloren.
Alles.
I.
***
»Geburtstagsüberrasch…«, rief mein Bruder, als er zur Tür hereinkam. Als er jedoch mein Gesicht sah, stockte er sofort und kam auf mich zugelaufen. »Wie ist das passiert, Lissy?«
Eine rothaarige, sportliche Frau kam hinter ihm zur Tür herein und winkte verlegen in die Runde. Ihre Haare hatte sie zu einem strengen Pferdeschwanz am Hinterkopf zusammengebunden und ihre Oberarme in dem Tanktop verrieten, dass ihnen Muskeltraining nicht fremd war. Zu meinem Erstaunen hatte auch sie das Tattoo. Oh je, so ernst war es den beiden schon, dass sie sich das gleiche Teil hatte stechen lassen?
»Das Tattoo bringt Unglück!«, schimpfte ich. Die Schwellung war über Nacht durch das Kühlen ein gutes Stück zurückgegangen und ich konnte mich wieder halbwegs gut ausdrücken.
Thomas machte große Augen. »Wie meinst du das?«
»Später!«, raunte ich und zog ihn in meine Arme, doch er drückte mich von sich weg.
»Wo sind Papa und Carmen?«
»Kuchen besorgen«, sagte ich und sah meinen Bruder besorgt an. Irgendetwas machte ihm höllische Angst. Seine grünen Augen wirkten mehr als nur besorgt. Ich wuschelte ihm durch seine blonden Haare.
»Möchtest du mir nicht deine Freundin vorstellen?«
»Entschuldige Lissy, das ist Kassandra!«
Wir gaben uns artig die Hand und lächelten uns tapfer an.
»Und jetzt sag mir, wie das passiert ist!« Er setzte sich zu mir auf das Bett und begutachtete mein Gesicht.
»Ach, da ist so eine Clique bei mir in der Schule. Denen hat das Tattoo wohl nicht gefallen. Sie haben mich ständig gefragt, ob ich jagen gehen würde und ob ich von irgendeinem Orden sei?! Dann hat mir einer von denen eine reingehauen. Wäre Ilian nicht dazwischengegangen, hätte der mich glaube ich tot geprügelt.«
Thomas und Kassandra tauschten Blicke.
»Erzähle uns mal ein wenig über die Clique«, bat sie mich.
»Was soll ich da schon sagen? Drei Mädels und zwei Jungs. Gutes Aussehen, gute Noten. Eigentlich total untypisch, so ein Verhalten!«
»Nein«, sagte mein Bruder. »Ganz typisches Verhalten.«
»Haben sie alle denselben Nachnamen?«
»Nein, da gibt es Drake, Balaur und irgendwie Schmei oder so etwas. Mischa meinte, das sei russisch für Drache! Audrinas und Mendels Nachname will mir gerade nicht einfallen. Ach doch, Audrina heißt, glaube ich, Ryuu und Mendel … Moment, ich hab’s gleich … wieso wollt ihr das eigentlich wissen?«
»Mehrere Nester?«, fragte Kassandra meinen Bruder.
»Eher ein Zusammenschluss.«
»Jetzt sprecht ihr auch von Nestern!«
Die Blicke der zwei schossen zu mir.
»Was?«
»Was haben sie von Nestern gesagt?«, wollte Thomas wissen.
»Keine Ahnung, irgendwas davon, dass ich die Brutstätte oder so etwas von den Balaurs ausspioniert hätte!?«
»Du warst bei einem von denen zu Hause?«, fragte mein Bruder beinahe hysterisch.
Ich nickte. »Wieso nicht? Ilian war krank und ich habe ihm die Hausaufgaben gebracht.«
»Wie viele Balaurs gibt es?«
»Sie haben acht Kinder, wieso?« Was interessierte die zwei das so sehr? Und wieso redeten sie den gleichen Scheiß wie die Perfekten? Moment mal …
»Bist du wirklich in irgend so einem kranken Orden?«, fragte ich meinen Bruder und er sah mich eindringlich an. Scheiße, die Antwort lautete Ja. Ich kannte Thomas nur zu gut.
»Verflucht, bist du in einer Sekte?«
»Nein, Lissy«, seufzte er und sah zu Kassandra. »Ich muss dir da was erzählen. Von Mama – und von mir.«
***
Liebes Tagebuch,
was soll ich tun?
Audrinas Befehle ignorieren und zu ihr gehen?
Damit würde ich meine Familie in Gefahr bringen.
Mit Sicherheit hat sie schon ihren Bruder angerufen.
Ob er ihr gesagt hat, mit wem sie es zu tun hat?
Die Jäger halten uns für Menschenfresser.
Elisabeth wird voller Verachtung und Hass auf mich sein, wenn sie erst die Lügen und Märchen hört, die die Jäger von uns erzählen. Aber wem wird sie glauben? Sicher nicht mir …
Ich konnte ihre Schmerzen spüren, als Mendel sie traf. Es war, als hätte man mein Herz in der Hand zerquetscht. Seiryū spürt meine Wut und facht sie immer wieder an.
Wie ein
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