Feuerherz
immer ich gesagt hatte, es machte Audrina rasend. Milda und Mendel mussten sie festhalten, weil sie auf mich losgehen wollte. Sie beruhigte sich ein wenig und sprach weiter.
»Verarsch uns nicht, Jägerin! Wir wollen hier nur in Frieden leben. Wir haben niemandem etwas getan und dennoch führst du uns an der Nase herum und spionierst inkognito die Brutstätte der Balaurs aus!«
»Bist du betrunken?«, fragte ich und wollte gerade den Rückzug antreten, da hielt mich Mendel brutal am Arm fest. Schmerz durchfuhr mich und ich holte mit der freien Hand aus, um ihm eine Ohrfeige zu geben. Er fing meine Hand jedoch vorher ab und hielt auch sie in seinem Klammergriff.
»Was seid ihr? Die Mafia? Lasst mich gehen, ich habe keine Ahnung, wovon ihr sprecht?!«
»Von deinem Tattoo«, knurrte Mendel, während Ilian immer noch den Boden musterte.
»Was ist damit?!«, fragte ich und gab nicht auf, gegen Mendel zu kämpfen. Leider war er stärker als ich.
»Es kennzeichnet dich als Ordensjägerin!«
»Meine Mutter hatte es und mein Bruder, aber keiner von uns gehört irgendeinem Orden an. Man, wir sind getaufte Christen, guckt doch in meinen Perso!«
Ilian seufzte laut. »Archäologie!«, rief er aus und die anderen sahen ihn an. »Oh Mann, natürlich! Sie hat mir erzählt, dass ihre Mutter Archäologin gewesen sei und ihr Bruder dies ebenfalls in Afrika studiert!«
»So ist es ja auch!« Ich sah Mendel an. »Lass mich sofort los, du Arsch!«
Er tat es, verstellte mir aber den Weg.
»Ich wollte nur etwas haben, was mich an meine Mutter erinnert.«
Audrina kam auf mich zu. »Was siehst du, wenn du mich oder Ilian ansiehst?«
»Was für eine bescheuerte Frage?«, keifte ich. »Na dich und Ilian!«
»Die Mutter scheint es nur an den Sohn weitergegeben zu haben.«
Die anderen nickten.
»Dennoch, denkt ihr, ihr Bruder würde auch nur einen Moment zögern, wenn er eines unserer Kinder in der Hand hätte?«
Ilian sah mich alarmiert an, Arva biss sich auf die Unterlippe und Milda und Mendel funkelten mich wütend an. Bevor ich etwas sagen konnte, hatte Mendel ausgeholt und mir mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Es kam so unverhofft, dass ich zunächst gar nicht wusste, was mich da getroffen hatte. Ich spürte nur einen glühenden Schmerz, der sich von meinem Kiefer aus im ganzen Kopf ausbreitete und mich mit Dunkelheit umnachtete. Meine Glieder begannen heftig zu zittern.
»NEIN!«, hörte ich Ilian schreien und sah auf. Er packte Mendel und stieß ihn gegen eine Wand. Mendel rappelte sich auf und wollte gerade auf Ilian losgehen, da hatte dieser ihm schon seine Faust in den Magen gerammt und Audrina schrie laut auf. Alles was ich sehen konnte, waren Ilians braune Augen, die mich anflehten. Sein Mund formte tonlos das Wort Lauf!
***
»Unglaublich!«, raunte Conny immer und immer wieder, während sie einen Trampelpfad in meinen Teppich rannte. Mischa hielt mir einen Eisbeutel ans Kinn, während Leon wütend aus dem Fenster starrte. Mein Kiefer tat so unheimlich weh, ich konnte kaum sprechen. In meinen Geburtstag hatte ich in der Notaufnahme reingefeiert. Zum Glück war nichts gebrochen, dennoch war alles grün und blau. Die Schwellung machte den Gesamteindruck auch nicht besser.
»Esch ischt drei Uhr«, nuschelte ich. »Geht nach Hausche!«
»Ich hoffe, dass du nun von Ilian kuriert bist«, schimpfte mich Mischa. Conny hatte sie und Leon eingeweiht.
»Aber schon eigenartig, was die gesagt haben«, murmelte Conny. »Vielleicht sind die irgendwelche merkwürdigen Freaks!«
»Auf scheden Fall!«, stimmte ich zu und bereute es, den Mund aufgemacht zu haben.
»Wir sollten Salz vor Fenster und Türen streuen!«
Ich musste lachen. Conny und ich hatten eindeutig zu viel Supernatural geguckt.
»Hör auf misch ssum Lachen su bringen.« Im Grunde war mir das Lachen auch so ziemlich vergangen. In was war Ilian da hineingeraten? Mir dämmerte es, dass die Perfekten alles andere als perfekt waren. Das waren nur sorgsam hochgezogene Masken und dahinter dampfte gewaltig die Kacke!
»Komm Mischa«, sagte Leon, »ich bringe dich noch nach Hause.« Er sah mich hilflos an. »Wir kommen morgen wieder vorbei Lissy, okay?«
Ich nickte – selbst das tat höllisch weh.
»Ich bleibe hier!«, beschloss Conny, doch ich schüttelte den Kopf.
»Nein, bitte! Isch brauche etwasch Scheit für misch!«
Meine beste Freundin war unglücklich über den Rausschmiss, nickte jedoch ergeben.
»Leon? Bringst du mich auch noch heim?«
Ganz
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