Feuerherz
ganze Zeit bei uns!«
»Was?«, stammelte ich verwirrt. Sie zog mich in ein Zimmer, welches ein Mädchen-(Alb-)Traum in Rosa war. Die Tür fiel leise ins Schloss.
»Setz dich!«, befahl sie mir und deutete auf ihr Bett.
»Wer ist Elyra?«
»Die Brutmutter«, klärte sie mich auf und versuchte Roran zu beruhigen, der angefangen hatte zu weinen. Ich hörte eine fremde Frauenstimme vom Flur herannahen. Mayla schmiss mir einen Pullover zu und ich zog ihn über. Er war zu eng, verdeckte aber mein Tattoo.
»Ich bin die älteste Frau hier und somit ihr Ansprechpartner.«
Ach herrje. Die Tür ging auf – genau wie meine Augen.
»Wow!«, staunte ich laut und konnte sehen, wie Mayla sich fast auf die Zunge biss. Die Brutmutter sah mich mit ihren giftgrünen Augen erstaunt an.
»Sorry, aber Sie sind wirklich die hübscheste Frau, die ich je gesehen habe«, erklärte ich mein Verhalten wahrheitsgemäß.
»Äh, das ist meine Tante Elyra«, stammelte Mayla. »Elyra, das ist meine Freundin Elisabeth.«
Die Brutmutter lächelte mich zufrieden an und fuhr sich durch die langen, gewellten, roten Haare. Sie reichten ihr bis zum Po und umflossen ihre gertenschlanke Taille wie Seide.
»Eine ungewöhnliche, aber schöne Begrüßung«, erklang ihre scharfe Stimme.
Ich errötete und starrte meine Füße an.
»Ich wollte nur kurz nachsehen, ob du klarkommst, Mayla?«
Ilians Schwester nickte.
»Das ist gut. Deine Mutter kommt bestimmt bald aus dem Krankenhaus.«
Wo diese Kuh sie überhaupt erst hingebracht hatte. Heuchlerische Schlampe!
»Das hoffen wir.«
»Und wo ist unser Goldstück?«, trällerte sie und sah sich um.
»Ilian?«, rief Mayla und ich musste schlucken. Ilian erschien kurze Zeit später. Er hatte sich angezogen und seine Haare gekämmt. Die Brutmutter öffnete die Arme und zog Ilian in eine einseitige Umarmung. Ich hätte schwören können, dass sie leise die Bezeichnung des blauen Drachens, Seriüüü oder so, geflüstert flüsterte.
»Wie geht es dir? Wieder einen Fieberkrampf gehabt?« Zu Deutsch: Hast du dich noch einmal verwandelt?
»Gut, Tante, danke der Nachfrage. Ja, ich hatte einen weiteren, der aber bei weitem nicht so schlimm war.«
Die Brutmutter nickte zufrieden, was in Anbetracht des Themas merkwürdig wirkte. »Dein Geburtstag war sehr erfolgreich und die Verwandten sind glücklich darüber. Ich werde deswegen noch einmal mit dir und Arva reden müssen.« Deutsch: Ich habe allen erzählt, dass du blaue Schuppen hast und wir sind froh, einen Zuchtbullen zu haben.
Ilian stand Angst ins Gesicht geschrieben, was Elyra sofort bemerkte.
»Du bist hoffentlich klüger als dein großer Bruder!«
Ich glaube, das braucht niemand übersetzen.
Elyra sah zufrieden in die Runde und schenkte mir ein freundliches Lächeln. »Mach es gut, Elisabeth. Schön dich kennengelernt zu haben.« Sie wandte sich zum Gehen ab und Mayla begleitete sie hinaus. Erst als die Haustür ins Schloss fiel, traute ich mich wieder zu atmen.
»Was wollte sie?«, fragte Ilian, als Mayla zurückkam. Seine Schwester zuckte mit den Schultern.
»Ich bin genauso ahnungslos, aber eins steht fest: Sie hasst uns! Sie weiß ganz genau, dass Mama nicht wirklich mit Letitia zusammen ist und sie weiß auch ganz genau, dass Roran dein Kind ist. Da kannst du sagen, was du willst! Okay, das mit Roran sollte ihr in den Kram passen. Audrina bleibt länger unter ihrer Fuchtel und der blaue Drache hat bereits einen Nachkömmling, der ihrem Nest angehört.«
»Aber wieso ignoriert sie es?«, fragte Ilian.
»Ich weiß es nicht«, seufzte Mayla.
»Moment mal«, begann ich. »Wer ist Letitia?«
»Mendels Mutter«, half mir Ilian auf die Sprünge. »Mama sagt zwar, dass sie ihre Geliebte sei, aber Lissy, die Wahrheit ist, Mutter ist anders. Sie ist einzigartig in ihrer Empfindung, denn sie liebt unseren Vater wirklich. Das musst du bitte, bitte für dich behalten und es nicht mal vor Mama oder Papa erwähnen. Nicht auszudenken, was passiert, wenn das jemand herausfindet.«
»Eure Mutter steigt mit Mendels Mom in die Kiste, um euch zu schützen?«
Die Geschwister nickten.
»Ich schätze, diese Familie innerhalb des Nestes ist eine einzige Kuriosität«, sagte Ilian. »Ein Heteropärchen zieht Kinder groß, die anders denken. Mama hat schon Deans Entscheidung zu heiraten bitter bezahlen müssen.«
»Und du schleppst ausgerechnet die Tochter einer Jägerin an«, sagte ich seufzend. »Aber ich frage mich, warum Audrina ihr nichts von mir
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