Feuerherz
seltsam«, nuschelte Kassandra. »Da sitzen wir bei Drachen am Tisch und trinken Kaffee.«
Thomas sah sie an und beide lächelten einen Moment ungläubig, bevor jeder wieder für sich begann mit einem Löffel in der Tasse zu rühren.
»Zwei Tage sind viel zu lang!«, protestierte ich.
Thomas sah mich müde an. »Jetzt, wo wir erfahren haben, dass sie dich töten wollen, ist es Ordensangelegenheit geworden, und wir sind gezwungen, dem Protokoll zu folgen. Dieses besagt, dass wir ihnen zwei Tage Zeit lassen müssen, um sich zu beraten und zu sammeln.«
Das klang für mich alles nur nach Blabla. Ich wollte meinen Ilian wieder haben.
»Wo könnten sie ihn hingebracht haben, ohne dass wir es bemerkt haben?«, grübelte Gerome und strich dabei Mayla über den Kopf. »Ich meine, wir wohnen nun wirklich nicht weit von Elyra entfernt und einen Transporter hätten wir doch gehört?«
Frau Balaur zuckte mit den Schultern. Ein mechanisch klingender Schrei riss mich aus den Gedanken. Erst jetzt bemerkte ich das Babyphone auf der Arbeitsplatte der Küche. Roran war wach. Zum Glück konnte der kleine Wurm noch nicht verstehen, was mit seinem Papa war. Frau Balaur verschwand und kehrte kurze Zeit später mit Roran im Arm zurück. Sie setze sich wieder hin und gab dem Kleinen die Flasche.
»Es ist Fleischbrühe«, sagte sie schwach lächelnd, als sie meinen Blick bemerkte. Deswegen war Rorans Milch so bräunlich gewesen – von wegen Medizin. Ilian, der alte Lügner. Apropos Lügner, was das Menschenfleisch anging, hatte er mir auch nicht die Wahrheit gesagt. Oder hatte er es selbst nicht gewusst? Immerhin war er noch ein blutjunger Drache?! Ich beobachtete seine Mutter, wie sie sanft über Rorans Mahlzeit wachte.
»Ist es nicht merkwürdig, das eigene Enkelkind großzuziehen?«, platzte es aus mir heraus. Frau Balaurs warme, braune Augen beäugten mich geduldig.
»Nein, ich habe auch oft andere Drachenkinder hier. Wir sind da nicht so pingelig wie die Menschen. Selbst wenn Arva ihn großziehen würde, hätte ich ihn sicherlich auch sehr oft im Haus.« Sie küsste Rorans Köpfchen. »Er ist mein Fleisch und Blut.«
»Ja, das sieht man«, stimmte ich zu. Roran schlug genau wie Ilian nach Rabiya Balaur. Wenn ich sie so beobachtete, dann konnte ich mir gut vorstellen, dass sie eine gute Brutmutter wäre. Zumindest das Wort Mutter erfüllte sie so, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Leider hatte meine lieber Drachen gejagt. Ich sah zu Thomas und las in seinen Augen ähnliche Gedanken, bevor er wieder zur Tagesordnung überging.
»Kassandra und ich schauen uns mal die Gegend an«, sagte er und erhob sich. Seine Freundin nahm noch einen Schluck vom Kaffee und folgte ihm.
»Wir sind spätestens in einer Stunde wieder da.« Er sah zu mir. »Kann Lissy kurz hier bleiben?«
Frau Balaur nickte und ich war erstaunt. Über meinen Bruder. Er ließ mich bei Drachen? Hatte er jetzt etwa doch kapiert, dass man den Balaurs trauen konnte? Mann, Mann, Mann.
»Lasst ihr mich mit Lissy kurz alleine?«, bat Ilians Mutter, nachdem mein Bruder und Kassandra weg waren. Die Balaurs nickten und erhoben sich.
»Ich will meinen Bruder zurück«, weinte Mayla leise, als sie sich von ihrem Vater aus der Küche führen ließ.
»Das wollen wir alle«, war die geflüsterte Antwort. Ich bekam Gänsehaut und atmete tief durch. Frau Balaur bat mich näher zu kommen. Da sie am Kopfende mit Roran saß, setzte ich mich auf einen Stuhl seitlich daneben. Angespannt sah ich die Drachenfrau an und wartete, bis sie das Wort ergriff.
»Lissy«, begann sie schließlich und hielt einen Moment lang inne, »ich möchte wissen, wie ernst du es mit Ilian meinst?« Was war das denn für eine seltsame Frage? Ich zog meine Stirn kraus und überlegte, wie ich der Mutter meiner großen Liebe klarmachte, dass ich ohne ihren Sohn nicht mehr sein wollte?!
»Ich frage nur«, setzte sie weiter an, »weil er … wir … eine Menge riskieren.«
Ah, daher wehte der Wind.
»Ich glaube eine Garantie gibt es nie, aber ich liebe Ilian. Von ganzem Herzen. Er war schon das ganze letzte Jahr mein heimlicher Schwarm.«
Frau Balaur grinste mich fröhlich an, bevor sich die Sorge wieder in ihr Gesicht stahl.
»Nachdem ich ihn dann richtig kennengelernt habe«, ich atmete tief durch, »ich will ihn um keinen Preis verlieren.«
Sie nickte verstehend und sah zufrieden zu dem kleinen Baby, welches gerade von der Flasche abließ.
»Möchtest du ihn klopfen?«, fragte sie, nachdem sie
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