Feuerherz
meinen sehnsüchtigen Blick gesehen hatte. Nur galt der mehr der Tatsache, dass Roran für mich gerade ein Stück weit Ilian war. Sein Sohn, ein Teil von ihm, den ich an mein Herz drücken konnte. Ich nickte und nahm ihr etwas ungeschickt das Baby ab, um es an meine Schulter zu legen. Der kleine Körper schmiegte sich an mich und ich genoss den Gedanken, Ilian in meinen Armen zu spüren. Das Bäuerchen ließ nicht lange auf sich warten und holte mich in die Realität zurück. Ilian würde wohl kaum in meinen Armen so – wobei, vielleicht doch. Ich musste ein wenig lachen.
»Ilian hat mir erzählt, wie du Roran ansiehst«, sprach Frau Balaur weiter. Sie hatte den Kopf schief gelegt und musterte mich. »Es ist schwer zu verstehen, was?«
»Ja, ich werde wohl nie wieder den kleinen Bruder in ihm sehen.«
»Ich schätze, dass Ilian das auch nicht tut.« Sie sah weg zum Fenster hinaus. »Er machte Andeutungen.«
»Welche?«, hakte ich neugierig nach.
»Nun, ich denke dass du ihm mit deinen Blicken auf den Kleinen Mut gemacht hast.«
»Wie jetzt?«
»Hast du mit ihm darüber gesprochen, dass er selbst Roran großziehen soll?«
Ich schüttelte meinen Kopf. Oder hatte ich das doch? »Vielleicht habe ich ihm gesagt, dass Roran seinen echten Vater braucht?« Meine Stimme war mit jedem Wort leiser geworden und ich erwartete schon von Ilians Mutter beschimpft zu werden, doch sie lächelte. »Mir ist nur aufgefallen, dass er«, ich sah zu dem Baby, »auf ihn reagiert.«
»Ich danke dir für diesen Denkanstoß, Lissy«, sagte Frau Balaur zu meiner Überraschung. »Wenn du es jetzt noch schaffst, ihm etwas Ordnung anzuerziehen, möchte ich, dass du sofort meine Schwiegertochter wirst.« Sie zwinkerte mir zu und wir lachten gemeinsam.
»Frau Balaur?«
»Bitte Lissy, nenn mich Rabiya.«
»Okay, Rabiya, glauben – glaubst du, dass die Brutmutter auf die Forderungen eingehen wird?«
Ilians Mutter legte mir eine Hand auf den Oberarm und strich mir beruhigend darüber. »Ich weiß es ehrlich nicht. Elyra war schon immer schwer einschätzbar.« Sie überlegte einen Moment. »Aber Lissy, glaubst du, dass dein Bruder wirklich jeden Drachen des Nests auslöschen will, wenn sie nicht … ?!« Sie traute sich nicht den Satz zu Ende zu bringen.
»Ich werde dafür sorgen, dass hier niemand gekillt wird.«
»Danke«, sagte Rabiya und lächelte unsicher.
Kapitel 11
»Jetzt guck doch nicht wie ein begossener Pudel!«, seufzte Mischa mir voller Mitleid auf dem Schulhof in die Ohren. »Er ist doch nicht todkrank, bald hast du ihn ja wieder.«
»Außerdem kannst du ihn doch nach der Schule besuchen gehen?!« Leon verstand meine trübe Laune nicht mal im Ansatz. Wie auch? Er und die anderen dachten ja auch, dass Ilian mit Grippe im Bett lag. Wenn dies doch nur der Fall wäre. Ich seufzte und sah zu Conny, die mich kritisch beäugte. Sie wusste es. Ihr konnte ich nichts vormachen. Ich war es so leid zwischen den Stühlen zu sitzen, aber ganz besonders hatte ich die Nase davon voll nicht zu wissen, was mit Ilian war.
»Heute Mittag gehst du zu ihm«, plapperte Mischa weiter, um mich zu trösten, »und kuschelst dich mit in sein Bett. Dann geht es dir besser.«
»Das glaube ich nicht«, verkündete Leon. »Wenn sie auch krank wird, geht es ihr nicht besser.«
Ich musste lachen, denn dieser Spruch war so typisch für Leon. Stets sachlich und logisch, der zukünftige Herr Doktor. Na ja, außer wenn er betrunken war. Ich musste es ja wissen …
»Ach, das ist nebensächlich, wenn man frisch verliebt ist«, schimpfte Mischa, ihre Augenbrauen und Mund schmollend zusammengezogen. »Ilian braucht jetzt ihre Nähe, um schnell wieder gesund zu werden.«
Da hatten sich ja die richtigen ineinander verguckt. Hoffnungslos romantisch trifft auf sachliche Fachkompetenz – oder so ähnlich. Ich wollte schreien! Es fiel mir unheimlich schwer Connys, wütende Blicke und das Geplapper des zukünftigen Pärchens zu ertragen, während ich lieber zu Hause geblieben wäre, um immer auf dem Laufenden zu sein.
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Nähe zu einem anderen Körper keinerlei Auswirkungen auf die Dauer einer Grippe hat.« Leon machte große, ungläubige Augen.
»Schon mal was von Glückshormonen und deren positiven Einfluss auf das Gesamtbefinden gehört?« Mischa klang schon ziemlich wütend für so ein kleines, zierliches Persönchen. Ich rieb mir zum gefühlt hundertsten Mal an diesem Morgen durch das Gesicht. Die Pause kam mir nun
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