Feuerherz
schon unerträglich lang vor. Nicht zuletzt, weil mir Arva immer wieder seltsame Blicke zuwarf. Die anderen Drachen ignorierten mich zum Glück konsequent. Ich hatte strikte Anweisungen mich von ihnen fernzuhalten und am Ausgang der Schule warteten eine Hand voll frisch angereister Jäger auf mich, die mich jederzeit nach Hause eskortieren würden. Dazu trug ich in meiner Hosentasche einen Peilsender, damit der Orden immer wusste, wo ich war. Grausam, ich kam mir vor wie bei Big Brother. Mischa und Leon waren mittlerweile in einen handfesten Streit übergegangen und zankten sich, ob der jeweils eine den anderen im Krankheitsfall im Stich lassen würde. Erstaunt sah ich zu Conny, die immer noch schmerzhaft still war.
»Ihr habt voll einen an der Waffel«, meldete sie sich schließlich zu Wort.
»Kann ich kurz mit dir alleine reden?«, fragte ich und flehte sie mit meinen Augen an. Ich konnte ihr vielleicht noch nicht die Wahrheit sagen, aber ich konnte wenigstens versuchen das zu retten, was mit meinen Möglichkeiten zu retten war. Sie nickte und wirkte erleichtert. Da Mischa und Leon uns nicht beachteten, gingen wir einfach ein paar Meter von ihnen weg.
»Also, was ist wirklich los?«, fragte Conny sofort. »Habt ihr euch gestritten oder getrennt? Bist du schwanger?«
Bei der letzten Frage musste ich lachen und mein Herz machte einen Satz vor Freude, als Conny mit einfiel.
»Nein, nichts von alledem.« Ich überlegte fieberhaft, was ich ihr sagen konnte. »Es gibt etwas über Ilian, was du noch nicht weißt.« Denk Lissy, denk! »Er ist Vater.«
BUMM! Das schlug wie eine Bombe ein und Connys Augen wurden riesig. »Was? Von wem – ich meine, wer ist die Mutter?«
»Kennst du eh nicht!« Ich konnte schlecht Arva benennen, da eine Schwangerschaft bei so einer schlanken Figur wie der des Drachenmädchens sicherlich aufgefallen wäre.
»Scheiße!«, raunte Conny.
»Ja, ich muss das auch erst mal alles verarbeiten.«
»Man, man, die Balaurs sind wie die Karnickel«, grübelte sie laut. Na toll und das von der Frau, die selber mal eine Großfamilie wollte.
»Es gibt da noch mehr, was ich dir sagen möchte, aber das würde ich gerne mit Ilian zusammen tun, wenn es dir recht ist?«
Meine beste Freundin wirkte ein wenig enttäuscht, aber nicht mehr wütend. Sie nickte seufzend.
»Ist er wirklich krank?«
»Ja und der Kleine auch, deswegen ist er zurzeit nicht da.« Die Lüge tat weh, war aber nötig, um Conny nicht noch mehr zu verärgern. Sie würde die Wahrheit bekommen und dann würde sie mir hoffentlich verzeihen und einsehen, dass ich ihr nicht ohne einen waschechten Drachen neben mir eröffnen konnte, dass es eben jene Fabelwesen wirklich gab.
»Sein Sohn lebt in einer anderen Stadt bei der Mutter.« Autsch, autsch, autsch, armer Roran. Es tat mir so leid, dass ich ihn da mit reinziehen musste.
»Ich bin sprachlos«, raunte Conny. »Jetzt verstehe ich auch, warum du so komisch drauf warst. Das hätte ich auch erst mal verdauen müssen.«
Wir schwiegen eine Weile.
»Trotzdem, warum rückst du erst jetzt damit raus?«
»Wegen der anderen Sache.« Ich sah sie entschuldigend an. »Bitte hab noch ein paar Tage Geduld, bis Ilian wieder da ist.«
»Es fällt mir schwer, aber ich bin froh, dass du endlich mit der Sache rausrückst.« Zumindest die Wut war aus ihrem Blick verschwunden und das war für heute mein ganz persönlicher Triumph.
»Bitte sag keinem etwas von dem Kind, erst recht nicht den Perfekten gegenüber, okay?«
Conny grinste böse. »Das wäre sicherlich sein Ausschluss aus der Gang, was?«
Ich versuchte mitzulachen, doch sie erkannte die Not in meinem Blick.
»Schon gut, Süße. Deine Geheimnisse sind bei mir sicher, das weißt du doch!« Sie zog mich in ihre Arme und ich hätte am liebsten geheult. Der Gong der Schulglocke rettete mich vor solch einem peinlichen Moment.
»Meinst du, bei den Perfekten herrscht Zölibat?«, scherzte Conny, als sie mit mir an meinem Arm eingehakt zum Eingang schlenderte.
»Ich glaube nicht, Ilian und Arva hatten Sex, das weiß ich.«
»Ein bewegter Mann, dein Ilian«, gluckste Conny.
»Ja, er ist wahrlich kein unbeschriebenes Blatt.«
Wir hielten an und meine beste Freundin drehte mich zu sich, um mir tief in die Augen zu sehen.
»Machst du dir so Sorgen, weil er bei seiner Ex ist?«
Shit, wieder lügen. »Wer würde das nicht?«
Damit war für Conny vorerst alles geklärt und auch sie ging, wie Mischa, dazu über, mich für den Rest des Tages zu
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