Feuerhimmel (German Edition)
langjährigen Freund bei der Zulassungsbehörde. Der verwies sie an einen Kollegen, der sich mit Bauordnungsverletzungen und Enteignungsverfahren beschäftigte. Er hieß Richard Lopez und arbeitete schon jahrelang im Rathaus.
„Sicher, ich erinnere mich an das Haus.“ Richard war ein kompetenter und auch attraktiver Lateinamerikaner mit vereinzelten silbernen Strähnen im schwarzen Haar. „Damals hießen sie noch Harwood-Apartments. Eine schöne Ecke, viele Bäume und Grün ringsum, aber das Gebäude befand sich in fürchterlichem Zustand. Wir haben versucht, mit dem Besitzer zu verhandeln. Aber er hatte einfach nicht das Geld, um alles richtig zu sanieren. Es wurde immer nur das Allernotwendigste repariert. Letztendlich sorgte ein Wasserschaden dafür, dass sich Risse im Fundament bildeten. Das Haus begann, sich zu senken, war einsturzgefährdet. Wir mussten es aus Sicherheitsgründen räumen lassen.“
„Ich möchte offen mit Ihnen sprechen, Richard. Wir glauben, dass einer der Mieter, die ihre Wohnung verlassen mussten, vielleicht Feuer in den Bauprojekten der Gabriel Raines Construction hier in Dallas legt. Ich bin sicher, Sie haben von den Brandstiftungsfällen gehört.“Er nickte. „Ich kenne Gabe Raines. Er hat eine Menge für die Sanierung der Innenstadt getan.“
„Ich versuche, ihm zu helfen. Wahrscheinlich bekommen Sie auch noch Besuch vom Brandstiftungsdezernat. Die Beamten werden Ihnen die gleichen Fragen zu den Mietern des Apartmenthauses stellen. Aber ich würde mir selbst gern ein Bild davon machen. Vielleicht gibt es irgendwelche besonderen Hinweise.“
„Das sind öffentliche Verzeichnisse. Ich habe kein Problem damit, wenn Sie sich das ansehen wollen. Die Mieter sind aber alle ausgezogen. Wir kennen ihre neuen Adressen nicht.“
„Das habe ich auch nicht erwartet, aber wenigstens bekomme ich so die Namen. Damit kann man vielleicht schon etwas anfangen.“
Mattie verließ das Rathaus mit einer Liste der damals im Apartmenthaus gemeldeten Mieter und einer Kopie des Schreibens, in dem die Zwangsräumung angekündigt wurde. Man konnte daraus allerdings nicht schließen, wer außer den Hauptmietern noch im Haus lebte: Kinder, Verwandte, Freunde.
Sie würde mit den Leuten von der Liste sprechen, die sie finden konnten. Es wäre zu hoffen, dass die Polizei ebenso vorging. Doch selbst, wenn ihre Theorie stimmen sollte, schien es reine Glücksache, den Brandstifter auf diese Weise zu finden.
Mattie fuhr wieder zu Gabes Apartment zurück. Als ihr niemand öffnete, benutzte sie den Schlüssel, den er ihr gegeben hatte. Sie ging in die Küche und legte die Liste auf den runden Eichentisch.
Ihre Hand zitterte, als sie den Hausschlüssel danebenlegte. Diese Geste hatte etwas so Endgültiges, wie das Durchtrennen des Freundschaftsbandes, das zwischen ihnen entstanden war.
Ein merkwürdiger Kloß bildete sich in ihrem Hals. Das war doch lächerlich! Sie hatte schließlich von Anfang an gewusst, dass sie keine Beziehung mit Gabe eingehen konnte. Sie hätte es gar nicht erst so weit kommen lassen dürfen. Wenn sie gleich vorsichtiger gewesen wäre, würde sie sich jetzt nicht so schlechtfühlen. Trotzdem spürte sie diesen Druck auf dem Magen.
Sie atmete tief durch. Auf jeden Fall würde sie ihn weiterhin unterstützen. Letztendlich waren sie und Gabe doch Freunde. Und sie hatte Angel dieses Versprechen gegeben. Sie würde nicht aufgeben, bis der Mann, der ihn zusammengeschlagen hatte, verhaftet wurde.
Sie ging in Gabes Schlafzimmer und packte die restlichen Sachen in den Koffer, den sie im Kleiderschrank abgestellt hatte. Auf dem Weg nach draußen blieb sie noch einmal stehen und drehte sich um.
Sein großes Bett war ordentlich gemacht und mit einem handgearbeiteten Kilt bedeckt. Es war das Geschenk einer Freundin, hatte Gabe gesagt, Livvy Jones, der Haushälterin auf der Ranch seines Bruders in Wyoming. Ein halb gelesener Elmer-Kelton-Westernroman lag auf dem Nachttisch. Sie atmete seinen Duft ein, den sauberen Geruch von Seife und Mann.
Sie dachte an die Lust, die sie mit Gabe in der Zeit ihres Zusammenseins erlebt hatte. Und wie leer ihr Leben gewesen war, bevor sie ihn kannte. Wie leer es nun wieder werden würde. Es schnürte ihr die Brust zusammen.
Ihre Zeit hier mit Gabe war wundervoll gewesen. Sie hatte die gemeinsamen Stunden mehr genossen, als sie es sich jemals hätte erträumen können. Aber nun musste sie gehen. Zurück zu dem Leben, das sie vorher geführt hatte.
Mattie
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