Feuerhimmel (German Edition)
wappnete sich gegen die Einsamkeit, die in ihr aufwallte, und gegen dieses schrecklich hohle Gefühl in ihrem Herzen.
Auf dem Weg durch die inzwischen schon so vertrauten Korridore zu Angels Zweibettzimmer traf Mattie Dr. Burton vor der Tür an. Sie informierte sich kurz über Angels momentanen Zustand, der sich nicht wesentlich verändert hatte, und verbrachte eine Stunde am Krankenbett bei ihm. Dann nahm sie Rosa und die Kinder mit hinunter zur Cafeteria, um ihnen etwas zum Essen zu besorgen.
„Der Arzt sagt, es geht ihm schon besser“, berichtete Angels Mutter. „Er hat wieder mehr Kraft.“
„Ja, das hat Dr. Burton mir auch gesagt. Das sind doch wunderbare Neuigkeiten, Rosa!“
„ Sí , das sind gute Neuigkeiten.“ Doch es gab noch immer keine Gewissheit, dass Angel jemals wieder aufwachen würde.
Ärger wallte in Mattie auf. Was war das für ein Mensch, der einen unschuldigen Teenager zusammenschlug?
Derselbe, der den Wachmann im Egyptian Theater niedergeschlagen hatte. Ein Mensch, der überführt und eingesperrt werden musste.
Vom Krankenhaus aus fuhr Mattie zu ihrem Apartment zurück. Da Gabe nicht weit entfernt wohnte, hatte sie jeden Tag mindestens einmal nach Tigger gesehen. Aber sie wusste, dass er sich alleingelassen fühlte. Kaum hatte sie die Tür geöffnet, kam er laut miauend angerast und bettelte förmlich um Aufmerksamkeit.
„Mein großer Hübscher!“ Sie hob den Kater hoch, der sofort zu schnurren begann. „Ich hab dich auch vermisst.“
Während sie Tigger ausgiebig streichelte, klingelte das Telefon. Mattie fragte sich kurz, ob es wieder der anonyme Anrufer sein könnte. Aber als sie den Hörer abhob, meldete sich ihre Mutter.
„Mom!“ Es fühlte sich gut an, ihre Stimme zu hören. Matties Mutter war eine kleine vollschlanke rothaarige Frau mit Sommersprossen auf der Nase wie ihre Tochter. Mattie setzte sich mit Tigger auf dem Schoß auf den Stuhl am Küchentresen. „Ich wollte dich auch schon anrufen. In letzter Zeit lief alles ziemlich chaotisch ab. Wie geht es dir. Und was macht Jack?“
Statt zu antworten, brach ihre Mutter in Tränen aus, und Mattie spürte sofort wieder den Knoten im Magen.
„Was ist denn, Mom? Ist was passiert?“
Ihre Mutter schniefte und versuchte sich zusammenzureißen. „Tut mir leid, ich wollte dir nicht so einen Schreck einjagen.Es ist gar nicht so furchtbar. Nur … ach, Jack hat seinen Job verloren!“
„Oh nein!“
Ein Seufzen kam vom anderen Ende der Leitung. „So wie das im Moment mit der Wirtschaft bergab geht, hätten wir ja damit rechnen müssen.“
„Ich kann dir doch helfen, Mom. Du weißt, dass ich ganz gut verdiene.“
„Ich rufe nicht an, weil ich dich um Geld bitten wollte. Wahrscheinlich werde ich wieder anfangen zu arbeiten.“
„Aber was willst du denn machen?“
„Bei Walmart suchen sie eine Aushilfe. Jack wird vorübergehend etwas bekommen, bis er bei einem anderen Händler Arbeit findet.“
Mattie tat das Herz weh. Jack verkaufte Autos. Er hatte ganz gut verdient, als er ihre Mutter kennengelernt hatte, aber inzwischen mussten die Händler überall im Land ihre Läden schließen.
„Wir werden schon klarkommen“, sagte ihre Mutter. „Ich wollte mir nur mal Luft machen.“
Mattie musste fast schmunzeln. „Ja, manchmal muss man sich einfach Luft machen. Aber bitte lass mich dir doch helfen! Ich schicke dir die Schecks persönlich. Jack braucht es nicht zu erfahren.“
„Ich glaube nicht, dass ich das annehmen sollte.“
„Du hast immerhin für mich gesorgt, Mom. Nachdem Dad gestorben ist, hast du uns beide ernährt.“ Und nun war Margaret Baker Kendall wieder einmal gezwungen, allein klarzukommen. „Mom …?“
„Okay. Aber bitte schick mir nur ein bisschen. Mir ist es lieber, wenn du etwas für dich zur Seite legst. Man kann nie wissen, wann man es braucht.“
Das stimmte. Aber Mattie hatte schon immer gespart. Sie hatte ihre Lektion in der schweren Zeit nach dem Tod ihres Vaters gelernt.
„Mir geht es schon viel besser, nachdem ich mit dir gesprochen habe“, sagte ihre Mutter.
„Mir geht es auch so.“
„Ich muss auflegen. Jack ruft schon.“
„Okay. Wir telefonieren dann in ein paar Tagen wieder.“ Mattie hörte das leise Klicken am anderen Ende der Leitung und legte auf. Sie nahm sich vor, von nun an wöchentlich einen Scheck zu ihrer Mutter zu schicken. Es war das Mindeste, was sie für sie tun konnte.
Und es erinnerte sie wieder daran, warum sie sich nicht auf eine enge Beziehung
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