Feuerhimmel (German Edition)
Hand nehmen, hatte aber Angst, ihm mit der Berührung wehzutun. Ihr Herz zog sich beim Anblick des Jungen zusammen. Das war Angel, aber er war es auch wieder nicht.
Sie standen noch ein paar Minuten da, dann legte Gabe ihr die Hand um die Taille und führte sie hinaus. Im Flur wischte Mattie sich verstohlen eine Träne aus dem Gesicht und holte zittrig Atem.
Der Anblick des bewusstlosen Angel, der dort zwischen Leben und Tod schwebte, ging ihr unter die Haut. Fröstelnd schlang sie die Arme um sich. Dann musste sie daran denken, wie viel besser es sich anfühlte, wenn die schützenden Arme zu Gabe gehörten.
„Angel ist jung und stark“, sagte er leise. „Und die Ärztehier sind wirklich gut. Sie werden ihm die beste Behandlung zukommen lassen.“ Er sah über ihren Kopf hinweg den Flur entlang. Mattie folgte seinem Blick und erkannte den Teenager mit dem langen Pferdeschwanz, den abgetragenen Jeans, ausgetretenen Turnschuhen und einem mit knalligen Farben bespritzten T-Shirt.
Mit seinen langen dünnen Beinen kam Enrique auf sie zu. „Mrs Ramirez hat meine Mutter angerufen“, sagte er, als er vor ihnen stand. „Wird Angel wieder gesund?“
Mattie befeuchtete sich die Lippen. „Das wissen wir noch nicht, Enrique. Tut mir leid.“
Der Junge starrte auf seine schmutzigen Schuhe.
„Es sieht so aus, als hätte man Angel überfallen“, sagte Gabe ruhig. „Weißt du, wer das getan haben könnte?“
Enrique schüttelte den Kopf. Seine schwarzen Augen glitzerten verdächtig. „Meine Mutter sagt, es ist in der Nähe des Zentrums passiert.“
„Das stimmt.“
„Ich weiß nur, dass Angel in letzter Zeit in der Innenstadt herumhing und den Leuten ständig Fragen gestellt hat. Er dachte, jemand könnte beobachtet haben, wer in der Brandnacht in der Nähe der Tower rumgeschlichen ist. Oder dass einer vielleicht Gerüchte darüber gehört hat, wer das Feuer gelegt haben könnte.“
Matties Herz schlug wie wild. „Du meinst … du meinst, das hier ist ihm passiert, weil er versucht hat, Informationen von Leuten zu bekommen?“
Enrique zuckte die Schultern. Er wandte sich an Gabe. „Er meinte, er würde Ihnen was schulden, und wollte Ihnen helfen, so wie Sie uns geholfen haben.“
Gabe presste die Lippen zusammen, und Mattie rollten Tränen über die Wangen. „Das ist meine Schuld“, flüsterte sie. „Ich habe ihm eingeredet, dass er uns helfen könnte. Meinetwegen hat er sich da eingemischt. Wenn ich nichts gesagt hätte …“
„Es ist nicht deine Schuld“, unterbrach Gabe sie sanft, aberbestimmt. „Verantwortlich ist nur die Person, die Angel angegriffen hat.“
Mattie schluckte und blickte zur Seite. Was Gabe auch immer sagte – es war zum Teil ihre Schuld.
Enrique sah einer Krankenschwester hinterher, die den Flur entlangeilte und hinter der Glastür zur Intensivstation verschwand. Als er sich wieder umdrehte, konnte Mattie die Angst in den Augen des Jungen um seinen Freund sehen.
„Sie meinen, der Typ, der den Brand gelegt hat, war derjenige, von dem Angel zusammengeschlagen worden ist?“, fragte er und kam so zum Kern der Sache.
„Das könnte durchaus sein“, entgegnete Gabe. „Vielleicht war Angel zur falschen Zeit am falschen Ort. Aber wenn er herumgelaufen ist und Fragen gestellt hat, besteht durchaus die Chance, dass der Angreifer etwas mit dem Brand zu tun hatte.“
„Oh Gott!“ Mattie wandte sich ab. Sie zog ein Papiertaschentuch hervor und tupfte sich die Augen trocken. Angel war so ein liebenswerter Junge! Nachdem sein Vater nicht mehr da war, wurde er in der Familie so sehr gebraucht.
Sie atmete zittrig ein und richtete sich gerade auf. „Wer auch immer das getan hat … Ich werde alles daransetzen, um den Schuldigen zu finden. Ich werde herausfinden, wer Angel so zugerichtet hat, und dafür sorgen, dass derjenige bestraft wird.“
Gabe streckte die Hand aus und drückte beruhigend ihre Schulter. „Hör zu, Mattie – es besteht die Möglichkeit, dass es der Kerl war, der das Feuer gelegt hat. Der Typ ist gefährlich. Ich will nicht, dass dir was passiert.“
Mattie erwiderte nichts darauf. Sie war älter als Angel. Über die Jahre hatte sie gelernt, vorsichtig zu sein. Und sie war schließlich nicht dumm. Sie würde schon einen Weg finden, diesen Kerl aufzuspüren, der einem unschuldigen Teenager so etwas angetan hatte.
„Ich meine es ernst, Mattie!“ Gabe umfasste ihre Schulter noch fester. „Du musst das der Polizei überlassen.“
Enrique räusperte sich
Weitere Kostenlose Bücher