Feuerhimmel (German Edition)
sich die zitternde Hand vor den Mund und begann zu weinen.
„Es wird alles wieder gut“, sagte Mattie und nahm die kleine Frau in den Arm. „Das hier ist ein sehr gutes Krankenhaus.“
Eins der Besten, dachte Gabe. Und sie waren gesetzlich verpflichtet, den Jungen zu behandeln, auch wenn er wahrscheinlich gar keine Krankenversicherung besaß. Aber sobald man der Meinung war, dass er sich genügend erholt hatte, wäre er wieder draußen.
Angenommen, er würde sich genügend erholen.
Mattie führte Rosa zurück zu ihrem Stuhl, füllte Wasser aus dem Kühler in einen kleinen Pappbecher und brachte ihn ihr.
„Danke, Mattie.“
Mattie bemühte sich zu lächeln, entschlossen, ihre Besorgnis nicht zu zeigen. Sie warf Gabe einen Blick zu, offensichtlich immer noch überrascht, ihn hier zu sehen. Der deutete mit dem Kopf zur Tür, und Mattie nickte.
„Wie geht es ihm?“, fragte er, sobald sie draußen im Gang standen.
„Sein Zustand ist immer noch kritisch.“ Ihre Stimme zitterte. „Sie wissen nicht, ob er es schaffen wird.“
Gabe atmete tief durch. „Es tut mir so leid, Mattie!“
„Wir beten und versuchen, positiv zu denken.“
„Weiß man schon, was passiert ist?“
Sie sah zu den Glastüren hinüber, die in die Intensivstation führten. „Die Polizei sagt, ein Koch vom A1-Deli hat ihn auf dem Weg nach Hause in der Gasse vor dem Küchenausgang gefunden. Die Ärzte können nicht abschätzen, wie lange er dortschon gelegen hat.“
„Wo war das?“
„Ungefähr anderthalb Block vom Zentrum entfernt.“
Gabe schüttelte den Kopf. „Nach allem, was du mir erzählt hast und was ich selber beobachten konnte, kann ich mir nicht erklären, warum jemand dem Jungen was antun wollte.“
Mattie begann zu zittern. Sie biss sich auf die Lippe. Gabe nahm sie wieder in die Arme.
„Angel wird bestimmt wieder gesund“, murmelte er. „Daran müssen wir fest glauben.“
Sie sagte sich, sie müsse ihn von sich schieben. Dass sie für Angel und Rosa stark sein müsse. Aber es fühlte sich so gut an, nur dieses eine Mal, jemanden zu haben, der für sie stark war.
„Wie lange wird es dauern, bis die Ärzte etwas sagen können?“, fragte Gabe, ohne Mattie loszulassen.
Mattie atmete zittrig aus und zwang sich, sich aus seiner Umarmung zu winden. „Die nächsten vierundzwanzig Stunden sind entscheidend. Danach kann es Wochen, wenn nicht Monate dauern, bis er sich wieder vollständig erholt.“
Wenn er sich erholt.
„Ich würde ihn gern sehen. Wahrscheinlich werden sie mich gar nicht reinlassen, aber ich möchte es versuchen.“
Mattie nahm seine Hand und zog ihn zu den Glastüren. Sie schob eine Seite auf und führte ihn hinein. Besser gleich in Aktion treten und sich dann entschuldigen, als ewig auf eine Erlaubnis zu warten und dann doch ein Nein kassieren.
An den weißen Wänden entlang standen Reihen von Betten, die durch Vorhänge voneinander abgeteilt waren. Der Linoleumboden war blitzsauber. Mattie spürte, wie Gabe sich anspannte, als sie sich dem Bett näherten. Angel lag unter einer dünnen weißen Decke, sein Kopf war einbandagiert. Ein Beatmungsschlauch führte in seinen Mund, und in beiden Armen steckten Infusionen. Auf einem Monitor zuckten Linien im Takt zu den verstärkten Atemgeräuschen. Eine weitere Linie bildete seinen Herzrhythmus ab.
Gabe stand verkrampft neben ihr. „Das hat er wirklich nicht verdient“, sagte er leise. Angels Augenlider waren blau und schwarz verfärbt und sein Gesicht so stark angeschwollen, dass man ihn kaum als den lächelnden Jungen aus ihrer Erinnerung wiedererkennen konnte.
In diesem Moment kam eine Krankenschwester herein, in den Dreißigern und mit sandfarbenem Haar. Auf ihrem Namensschild stand „Molly“. „Es tut mir leid, aber hier haben nur Familienangehörige Zutritt.“ Sie warf einen Blick auf die Karte, die sie in der Hand hatte. „Ach, tut mir leid, Mrs Ramirez hat mir gesagt, dass sie Angels Schwester erwartet.“
Mattie nickte nur, ohne dieser kleinen Notlüge zu widersprechen. „Das stimmt.“
Die Schwester sah zu Gabe. „Und das ist sicher Ihr Ehemann.“
Gabes Mundwinkel zuckten leicht, und Mattie brachte ein Lächeln zustande. „Ja, ja, das ist er.“
„Na gut. Aber Sie dürfen nur ein paar Minuten bleiben.“
„Natürlich.“ Die Schwester verließ den Raum wieder, und Mattie widerstand dem Drang, zu Gabe hochzublicken und seinen amüsierten Gesichtsausdruck zu sehen.
Stattdessen sah sie zu Angel hinunter. Sie wollte seine
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