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Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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verpfuschen.
    Als ob dies verdammte kleine Mädchen ihm persönlich Unglück brachte, waren die beiden einzigen Frauen, die er seit dem Tod seiner Mutter sehr gern gehabt hatte, in diesem Winter an Krebs gestorben – seine Frau Georgia drei Tage nach Weihnachten, seine persönliche Sekretärin Rachel erst vor einem Monat.
    Er hatte gewußt, daß Georgia ernsthaft krank war; eine Mastektomie vierzehn Monate vor ihrem Tod hatte das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen, aber nicht aufhalten können. Racheis Tod war eine grausame Überraschung gewesen. Er erinnerte sich (wie unversöhnlich scheinen wir manchmal, wenn wir zurückblicken), daß er kurz vor dem Ende noch scherzhaft gesagt hatte, sie müsse aber dicker werden, und auch sie hatte noch gescherzt.
    Nun war ihm nur noch die Firma geblieben – und auch die hatte er vielleicht nicht mehr lange. Cap war selbst von einem heimtückischen Krebs befallen. Wie würde man diesen Krebs nennen? Ein Krebs, der seine Zuversicht zerstörte? So ähnlich. Auf höherer Ebene war diese Art Krankheit fast immer tödlich. Nixon, Lance, Helms … alles Opfer eines Krebses an ihrer Glaubwürdigkeit.
    Er öffnete die Akte McGee und nahm das neu Hinzugekommene heraus – die sechs Briefe, die Andy vor knapp einer Woche abgeschickt hatte. Er ging sie flüchtig durch, ohne sie zu lesen. Im wesentlichen waren sie gleichlautend, und er kannte ihren Inhalt fast auswendig. Unter ihnen lagen Glanzfotos, einige von Payson, einige von anderen Agenten auf der Tashmore-Seite des Sees aufgenommen. Da waren Fotos, die Andy zeigten, als er Bradfords Hauptstraße entlangging. Fotos von Andy beim Einkaufen in der Gemischtwarenhandlung. Fotos von Andy und Charlie, die am Bootshaus neben der Hütte standen, mit dem Willys als schneebedecktem Haufen im Hintergrund. Auf einem Foto schlitterte Charlie auf einem großen Stück Pappe einen vereisten, glitzernden Schneehang hinunter, und ihre Haare wehten unter einer Strickmütze hervor, die für sie viel zu groß war. Auf diesem Bild stand ihr Vater mit in die Hüften gestemmten behandschuhten Fäusten und zurückgeworfenem Kopf laut lachend hinter ihr. Dieses Foto hatte Cap sehr oft betrachtet, und er war manchmal überrascht, daß seine Hände zitterten, wenn er es weglegte. Wenn er die beiden doch nur hätte. Er stand auf und trat einen Augenblick ans Fenster. Kein Rich McKeon mähte heute Gras. Nackt und wie Skelette standen die Erlen. Der Ententeich zwischen den beiden Gebäuden sah wie eine kahle Schieferplatte aus. Die Firma hatte in diesem beginnenden Frühjahr eine Menge pikanter Fälle, aber Cap hatte nur Appetit auf einen – Andy McGee und Tochter Charlene.
    Das Fiasko auf der Mandersfarm hatte viel Schaden angerichtet. Die Firma hatte das überstanden und er auch, aber es hatte kritische Erregung ausgelöst, die schon bald Konsequenzen zeitigen konnte. Hauptursache dieser Erregung war die Art und Weise, wie man, seit Victoria McGee tot und das Mädchen vorübergehend entführt war, das Problem McGee behandelt hatte. Insbesondere richtete sich die Kritik auf die Tatsache, daß ein College-Lehrer, der noch nicht einmal in der Armee gedient hatte, imstande war, zwei ausgebildeten Agenten der Firma seine Tochter wieder abzunehmen, von denen einer verrückt wurde, während der andere in ein Koma fiel, das sechs Monate dauerte. Auch der letztere würde nie wieder zu etwas zu gebrauchen sein; wenn irgend jemand in seiner Gegenwart das Wort »schlafen« aussprach, sank er schlaff zu Boden und blieb mindestens vier Stunden, manchmal auch einen ganzen Tag, so liegen. Auf bizarre Weise war das sogar komisch.
    Weiter erstreckte sich die Kritik auf die Tatsache, daß es den McGees gelungen war, so lange immer einen Schritt voraus zu sein. Das ließ die Firma schlecht aussehen. Das ließ sie alle dumm dastehen.
    Aber die schärfste Kritik blieb dem Zwischenfall auf der Mandersfarm vorbehalten, denn das hätte fast die ganze Firma auffliegen lassen. Cap wußte, daß schon geflüstert wurde. Das Flüstern, die Notizen, vielleicht sogar die Aussagen vor einem ultrageheimen Kongreßausschuß. Wir wollen nicht, daß er so lange an seinem Sessel klebt wie Hoover. Die Geschichte mit Kuba ging völlig über Bord, weil er seine Nase nicht aus dieser verdammten McGee-Akte nehmen konnte. Seine Frau ist kürzlich gestorben, wissen Sie. Ein Jammer. Hat ihn schwer getroffen Die ganze McGee-Affäre ist nichts als ein Katalog der Unfähigkeit. Vielleicht sollte ein

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