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Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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jüngerer Mann …
    Aber keiner von ihnen begriff, um was es ging. Sie glaubten, daß sie es begriffen, aber das war nicht der Fall. Immer wieder hatte er es erlebt, daß man die simple Tatsache, daß das kleine Mädchen eine Pyrokinetikerin war – ein Feuerkind –, einfach nicht glauben wollte. Dutzende von Berichten kamen zu dem Schluß, daß dag Feuer durch verschüttetes Benzin entstanden sei oder daß die Frau eine Kerosinlampe haben fallen lassen oder durch Selbstentzündung und ähnlichen Unsinn. Einige dieser Berichte stammten von Leute, die dabeigewesen waren.
    Als er am Fenster stand, wünschte er sich auf perverse Weise Wanless her. Wanless hatte begriffen. Mit Wanless hätte er über diese … diese gefährliche Blindheit reden können.
    Er ging an seinen Schreibtisch zurück. Es hatte keinen Zweck, sich etwas vorzumachen; wenn der Prozeß des Unterminierens einmal anfing, war er nicht mehr aufzuhalten. Es war wie Krebs. Man konnte sein Fortschreiten verzögern, indem man eigene Verdienste ausspielte (und im letzten Winter hatte Cap schon die Verdienste von zehn Jahren eingesetzt, nur um sich im Sattel zu halten); man konnte ihn vielleicht sogar zum Stillstand bringen. Aber früher oder später war man erledigt. Er hatte das Gefühl, daß ihm noch bis Juli Zeit blieb, wenn er die Spielregeln einhielt, vielleicht noch bis November, Wenn er sich dazu entschloß, mit aller Härte einzusteigen. Das allerdings konnte bedeuten, den Laden auffliegen zu lassen, und das wollte er nicht. Er wollte nichts zerstören, in das er sein halbes Leben investiert hatte. Wenn man ihn dazu zwang, würde er es allerdings tun: Den Fall McGee wollte er bis zum Ende durchstehen.
    Der Hauptgrund dafür, daß er noch im Amt war, lag in der Geschwindigkeit, mit der sie den neuen Aufenthaltsort der McGees ermittelt hatten. Cap war froh, daß man es ihm zuschrieb, denn das festigte seine Position, aber eigentlich war das lediglich Computerarbeit gewesen.
    Sie hatten lange genug mit dieser Sache zu tun gehabt, um das McGee-Feld gründlich zu beackern. Im Computer waren Fakten über mehr als zweihundert Verwandte und vierhundert Freunde im Umfeld der Familien McGee und Tomlinson gespeichert. Bei den Freundschaften war man sogar so weit zurückgegangen, daß auch Vickys beste Freundin aus der ersten Klasse, Kathi Smith, registriert war, die heute Mrs. Frank Worthy hieß, in Cabral, Kalifornien, lebte und vermutlich seit mehr als zwanzig Jahren keinen einzigen Gedanken an Vicky Tomlinson verschwendet hatte.
    Man gab dem Computer ein, wann und wo die beiden zuletzt gesehen wurden, und prompt spuckte er eine Liste von Wahrscheinlichkeiten aus. Ganz oben auf der Liste rangierte der Name von Andys verstorbenem Großvater, der ein Anwesen am Tashmore-See in Vermont besessen hatte; der Besitz war inzwischen auf Andy übergegangen. Die McGees hatten dort regelmäßig ihren Urlaub verbracht, und das Grundstück war von der Mandersfarm aus über Nebenstraßen einigermaßen schnell zu erreichen. Der Computer war der Ansicht, daß, wenn Andy und Charlie irgendeinen »bekannten Ort« aufgesucht hatten, es dieser sein würde.
    Weniger als eine Woche nach ihrer Ankunft in Großvaters Hütte wußte Cap, daß sie sich dort aufhielten. Um das Grundstück herum wurden in loser Anordnung Agenten postiert. Der Kauf des Ladens in Bradford wurde veranlaßt, da man von der Wahrscheinlichkeit ausging, daß McGee seine Einkäufe in Bradford erledigen würde.
    Passive Überwachung, weiter nichts. Alle Fotos waren aus geeigneten Verstecken mit Teleobjektiven aufgenommen worden. Cap hatte nicht die Absicht, einen zweiten Feuersturm zu riskieren.
    Sie hätten Andy leicht auf einem seiner Ausflüge über den
    See greifen können. Sie hätten beide genauso leicht erschießen können, wie sie die Aufnahme gemacht hatten, die Charlie zeigte, als sie auf dem Stück Pappe den Hang hinunterschlitterte. Aber Cap brauchte das Mädchen, und inzwischen war er davon überzeugt, daß sie auch den Vater brauchten, wenn sie Kontrolle über das Mädchen erlangen wollten.
    Nachdem man sie wieder geortet hatte, war es das Wichtigste gewesen, dafür zu sorgen, daß sie sich ruhig verhielten. Cap brauchte keinen Computer, um zu wissen, daß in dem Maße, in dem Andys Angst wuchs, die Chancen stiegen, daß er sich um Hilfe von außen bemühen würde. Vor der Manders-Affäre hätte man es verkraften können, wenn Informationen an die Presse durchgesickert wären. Danach aber war eine

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