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Feuerkind

Feuerkind

Titel: Feuerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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anfing, hatte man es nicht mehr bei Stichproben belassen) hatten keine Hinweise darauf ergeben, daß sich Richardson, bewußt oder unbewußt, irgendwelcher Psi-Kräfte bediente. Er hatte 1971 sein Examen gemacht. Nach einer Reihe von Manager-Jobs auf untergeordneter Ebene – dabei konnte von gedanklicher Beherrschung anderer keine Rede sein – war er nach Westen gegangen und arbeitet jetzt für die Telemyne Corporation.
    Außerdem war er eine verdammte Flasche.
    Cap seufzte.
    Sie behielten Richardson zwar immer noch im Auge, aber Cap persönlich war davon überzeugt, daß mit dem Mann nichts anzufangen war. Blieben noch zwei: Andy McGee und seine Frau. Die Eheschließung der beiden war natürlich weder der Firma noch Wanless verborgen geblieben, und dieser hatte angefangen, das Büro mit Briefen zu bombardieren, in denen er anregte, auch etwaige Kinder aus dieser Verbindung sorgfältig zu überwachen, und mehr als einmal hatte Cap mit dem Gedanken gespielt, Wanless zu sagen, sie hätten erfahren, Andy McGee habe sich sterilisieren lassen. Das hätte dem alten Idioten das Maul gestopft. Aber dann hatte Wanless seinen Schlaganfall bekommen und war nun effektiv nutzlos, wirklich nur noch ein Ärgernis.
    Mit Lot Sechs hatte es nur dies eine Experiment gegeben. Die Ergebnisse waren so verheerend gewesen, daß man sie massiv und vollständig hatte vertuschen müssen … und das war teuer gewesen. Die Anweisung, weitere Tests auf unbestimmte Zeit zu unterlassen, war von ganz oben gekommen. Wanless hatte damals jeden Grund zu jammern … und er hatte auch gejammert. Aber es hatte keine Anzeichen dafür gegeben, daß die Russen oder irgendeine andere Großmacht an durch Drogen geweckten Psi-Kräften interessiert waren, und die hohen Militärs nahmen an, daß es sich bei Lot Sechs trotz einiger positiver Resultate um einen Schlag ins Wasser handelte. Im Hinblick auf langfristige Ergebnisse brachte einer der Wissenschaftler, die an dem Projekt mitgearbeitet hatten, den Vergleich mit einem Düsenantrieb, den man in einen alten Ford steckt. Er funktioniert prima … bis er auf das erste Hindernis trifft. »Wir sollten der Menschheit noch weitere zehntausend Jahre Zeit lassen, sich zu entwickeln«, hatte dieser Wissenschaftler gesagt, »und es dann noch einmal versuchen.«
    Ein Teil des Problems bestand darin, daß in dem Zeitraum, in dem die durch Drogen geweckten Psi-Kräfte am stärksten ausgeprägt waren, die Probanden gleichzeitig zu geistigen Fehlleistungen neigten. Eine Kontrolle war nicht möglich. Angesichts dieser Sachlage bekamen es die hohen Militärs mit der Angst zu tun. Den Tod eines Agenten oder selbst den eines ahnungslosen Zeugen, der bei einer Aktion zufällig zugegen ist, geheimzuhalten – das war schon schwierig genug. Den Tod eines Studenten, der einem Herzanfall erlegen war, zu vertuschen, das Verschwinden zweier anderer und Anzeichen von Hysterie und Paranoia bei weiteren anderen nicht bekanntwerden zu lassen – das war eine völlig andere Sache. Sie hatten alle Freunde und Verwandte, wenn auch das Vorhandensein möglichst weniger naher Verwandter eines der Kriterien war, nach denen man die Probanden ausgesucht hatte. Die Kosten und Risiken waren enorm gewesen. So hatten fast siebenhundert tausend Dollar Schweigegeld bezahlt werden müssen, und mindestens eine Zwangsmaßnahme war nötig geworden – sie hatte sich gegen den Paten eines Studenten gerichtet, der sich die Augen ausgekratzt hatte. Der Patenonkel wollte einfach nicht aufgeben. Er wollte den Dingen auf den Grund gehen Wie es denn kommen mußte, war der einzige Grund, den es erreichte, der Meeresgrund vor Baltimore, wo er vermutlich immer noch lag, und zwar mit zwei Betonklötzen an dem, was von seinen Beinen noch übriggeblieben sein mochte.
    Und doch war viel, sehr viel, nur Glücksache gewesen.
    So war das Lot-Sechs-Projekt auch weiterhin mit einem gewissen Etat ausgestattet worden. Das Geld wurde darauf verwendet, die Überlebenden stichprobenartig zu überwachen für den Fall, daß es neue Erkenntnisse gab – daß vielleicht irgendein Muster sichtbar wurde.
    Am Ende war genau das eingetreten.
    Cap durchstöberte eine Mappe mit Fotos und fand die schwarzweiße Hochglanzaufnahme eines kleinen Mädchens. Das Bild hatte das Format acht mal zehn und war vor drei Jahren aufgenommen worden, als das Kind vier Jahre alt war und den Kindergarten in Harrison besuchte. Man hatte die Aufnahme mit einem Teleobjektiv von der Ladefläche eines

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