Feuerkind
starrte Al an. »Das Gesicht … es schien sich ganz kurz zu verändern. Bekam plötzlich eine Brille oder so etwas. Ist das ein Trick?«
»Oh, ein verdammt guter Trick«, sagte Al und nahm den Schein wieder an sich. »Ich habe es auch gesehen, jetzt allerdings nicht mehr. Wahrscheinlich habe ich mich darauf eingestellt … obwohl ich verdammt nicht weiß, wie. Es ist natürlich nicht da. Es ist nur eine verrückte Halluzination. Aber ich habe das Gesicht erkannt. Es ist Benjamin Franklin.«
»Sie haben den Schein vom Taxifahrer bekommen?« fragte Cap und betrachtete die Banknote fasziniert. Er wartete darauf, daß sie sich wieder veränderte, aber er sah nur George Wa—
Al lachte. »Ja«, sagte er. »Wir nahmen den Schein und gaben ihm dafür einen Scheck über fünfhundert Dollar. Der Mann steht sich jetzt wirklich besser.«
»Wieso?«
»Benjamin Franklin ist nicht auf der Fünfhundertdollarnote. Er ist auf dem Hunderter. Das hat McGee anscheinend nicht gewußt.«
Al reichte Cap den Eindollarschein erneut, und Cap starrte ihn volle zwei Minuten lang an. Gerade als er ihn wieder zurückgeben wollte, flimmerte das Bild wieder – nahm ein anderes Aussehen an. Aber diesmal hatte Cap wenigstens das Gefühl, daß dieses Flimmern in seinem Kopf stattfand und nicht in der Banknote oder auf der Banknote oder wo auch immer.
»Ich sage Ihnen noch etwas. Ich bin nicht ganz sicher, aber ich glaube nicht, daß Franklin auf den Banknoten eine Brille trägt. Sonst ist es …« Seine Stimme verlor sich, und er wußte nicht, wie er den Gedanken fortführen sollte.
Verdammt komisch, fiel ihm ein, aber er sagte es nicht.
»Ja«, sagte Al. »Was es auch ist, die Wirkung wird schwächer. Heute morgen habe ich das Ding sechs Leuten gezeigt. Einige meinten, eine Veränderung zu erkennen, aber nicht so deutlich wie der Taxifahrer und das Mädchen, mit dem et zusammenlebt.«
»Sie glauben also, McGee hat sich übernommen?«
»Ja. Ich bezweifle, ob er sich noch auf den Beinen halten kann. Sie müssen im Wald geschlafen haben oder in einem abseits gelegenen Motel. Vielleicht sind sie in der Gegend auch in ein Wochenendhaus eingebrochen. Aber ich denke, daß siel dort noch irgendwo sind, und wir werden sie ohne große Mühe! schnappen können.«
»Wie viele Leute brauchen Sie dafür?«
»Wir haben alles, was wir brauchen. Wenn man die State Police mitzählt, nehmen etwa siebenhundert Mann an diese! kleinen Party teil. Höchste Dringlichkeitsstufe. Sie gehen von Tür zu Tür und von Haus zu Haus. Wir haben jedes Hotel und Motel in der unmittelbaren Umgebung von Albany überprüft -mehr als vierzig. Jetzt dehnen wir die Suche auf die Nachbar Städte aus. Ein Mann und ein kleines Mädchen … die fallen auf wie ein verbundener Daumen. Wir werden sie kriegen Oder das Mädchen, falls er tot ist.« Albert stand auf. »Und ich denke, ich sollte mich auf den Weg machen. Ich möchte gern dabeisein, wenn es losgeht.«
»Das kann ich verstehen. Schaffen Sie sie her, Albert.«
»Mach ich«, versprach Albert und ging zur Tür.
»Albert?«
Er drehte sich um; ein kleiner Mann mit ungesunder Gesichtsfarbe.
»Wer ist denn nun auf der Fünfhundertdollarnote? Haben Sie das festgestellt?«
Albert Steinowitz lächelte. »McKinley«, sagte er. »Er wurde ermordet.«
Albert ging, schloß leise die Tür hinter sich und überließ Cap seinen Gedanken.
5
Zehn Minuten später betätigte Cap mit dem Daumen wieder die Sprechanlage. »Ist Rainbird schon aus Venedig zurück, Rachel?«
»Seit gestern«, sagte Rachel, und Cap meinte selbst aus Racheis sorgfältig kultivierter Sekretärinnenstimme einen Unterton von Ekel herauszuhören.
»Ist er hier oder in Sanibel?« Die Firma unterhielt ein Erholungszentrum auf Sanibel Island in Florida.
Es entstand eine kurze Pause, denn Rachel mußte den Computer befragen.
»Longmont, Cap. Seit gestern achtzehn Uhr. Vielleicht schläft er die durch den Flug bedingte Zeitverschiebung aus.«
»Veranlassen Sie, daß jemand ihn weckt«, sagte Cap. »Ich möchte ihn gern sprechen, wenn Wanless geht … immer vorausgesetzt, daß Wanless noch hier ist.«
»Vor fünfzehn Minuten war er es noch.«
»Gut … sagen wir also, Rainbird um zwölf Uhr.«
»Ja, Sir.«
»Sie sind ein gutes Mädchen, Rachel.«
»Danke, Sir.« Das klang ganz gerührt. Cap mochte sie. Er mochte sie sehr gern.
»Schicken Sie bitte Dr. Wanless herein, Rachel.«
Er lehnte sich zurück, faltete die Hände auf dem Tisch und dachte: Für meine
Weitere Kostenlose Bücher