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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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zur Brustwehr und höher hinauf. Einen Augenblick später lag dieses neue, dünne Meeresband ruhig vor ihnen. Der Graben war ein Kanal geworden, und Dagoska war nun eine Insel.
    »Der Graben wurde geflutet!«, tönte General Vissbruck.
    »Das sehen wir«, sagte Glokta. »Meinen Glückwunsch.«
Hoffen wir also, dass die Gurkhisen keine guten Schwimmer haben. Jedenfalls haben sie keinen Mangel an Männern, unter denen sie mal rumfragen könnten.
    Fünf lange Stangen schwankten ruhig über den Köpfen der heranmarschierenden Soldaten, und an ihnen hingen gurkhisische Symbole aus echtem Gold. Symbole für ausgefochtene Schlachten, für gewonnene Schlachten. Die Standarten von fünf Legionen glitzerten in der gnadenlosen Sonne.
Fünf Legionen. Gerade so, wie mir der alte Mann gesagt hat. Werden dann tatsächlich auch die Schiffe folgen?
Glokta drehte den Kopf und sah über die Unterstadt. Die langen Kaimauern ragten wie die Stacheln eines Igels in die Bucht hinein, und noch immer lagen dort viele Schiffe.
Schiffe, die unsere Vorräte bringen und mit denen die letzten besorgten Kaufleute die Stadt verlassen.
Dort gab es keine Mauern und fast gar keine Verteidigungsanlagen.
Wir dachten ja nicht, dass wir sie dort brauchen würden. Die Union hat stets die Meere beherrscht. Wenn aber Schiffe kommen sollten …
    »Haben wir noch immer genügend Holz und Mauersteine auf Lager?«
    Der General nickte heftig und voller Eifer.
Der hat sich offenbar endlich daran gewöhnt, wer hier die Befehle gibt.
»Noch ausreichend, Herr Superior, genau, wie Sie befohlen haben.«
    »Ich wünsche, dass Sie eine Mauer hinter den Kais am Ufer entlang errichten. So stark und hoch, wie es in kurzer Zeit möglich ist. Unsere Verteidigung dort ist sehr schwach. Es könnte sein, dass die Gurkhisen sie über kurz oder lang prüfen werden.«
    Der General warf einen irritierten Blick auf das riesenhafte Heer von Soldaten, das über die Landenge heranrückte, sah auf die ruhig daliegenden Kais und wieder zu den Soldaten. »Aber sicherlich ist die Bedrohung von der Landseite im Augenblick … dringlicher? Die Gurkhisen sind keine guten Seeleute, sie haben jedenfalls keine Flotte, die diese Bezeichnung verdienen würde …«
    »Die Welt verändert sich, Herr General. Die Welt verändert sich.«
    »Natürlich.« Vissbruck wandte sich ab, um mit seinen Adjutanten zu sprechen.
    Glokta stellte sich nun an die Brustwehr neben Cosca. »Wie viele gurkhisische Einheiten sind es, was meinen Sie?«
    Der Styrer kratzte sich an dem schorfigen Ausschlag an seinem Hals. »Ich zähle fünf Standarten. Fünf Legionen des Imperators, und noch einiges mehr. Kundschafter, erfahrene Belagerer, nicht in Verbänden zusammengefasste Krieger aus dem ganzen Süden. Wie viele Einheiten …« Er blickte mit zusammengekniffenen Augen gegen die Sonne und bewegte tonlos die Lippen, als ob er im Kopf komplizierte Berechnungen anstellte. »Verdammt viele.« Damit legte er den Kopf in den Nacken und sog die letzten Tropfen aus seiner Flasche, presste die Lippen schmatzend zusammen, hob den Arm und schleuderte das Gefäß den Gurkhisen entgegen. Es blinkte einen Augenblick in der Sonne und zersplitterte dann auf dem harten Boden auf der anderen Seite des Kanals. »Sehen Sie die Karren weiter hinten?«
    Glokta spähte durch sein Fernrohr. Tatsächlich sah es so aus, als zöge sich hinter den vielen Soldaten eine schattenhafte Reihe großer Wagen entlang, die jedoch durch die flimmernde Hitze und den Staub, den die vielen Stiefel aufwirbelten, nicht klar auszumachen war.
Soldaten brauchen natürlich auch Vorräte, aber dann wiederum …
Hier und da sah er lange Balken wie Spinnenbeine aufragen. »Belagerungsmaschinen«, murmelte Glokta vor sich hin.
Ganz, wie Yulwei gesagt hat.
»Sie meinen es ernst.«
    »Aber Sie doch auch.« Cosca richtete sich auf und machte sich an seinem Gürtel zu schaffen. Kurz darauf hörte Glokta, wie seine Pisse tief unter ihnen gegen das Fundament der Mauer traf. Der Söldner grinste ihn über die Schulter hinweg an, und sein dünnes Haar flatterte im salzigen Wind. »Jeder meint es richtig ernst. Ich muss mit Magisterin Eider sprechen. So wie es aussieht, werde ich bald das für die Schlacht vereinbarte Geld bekommen.«
    »Das vermute ich auch.« Glokta senkte langsam das Fernrohr. »Und Sie werden es sich auch verdienen.«

DER EINÄUGIGE UNTER DEN BLINDEN
    Der Erste der Magi lag zusammengekrümmt auf dem Karren zwischen einem Wasserfass und einem Sack mit

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