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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Pferdefutter, eine Rolle Seil diente ihm als Kopfkissen. Logen hatte ihn noch nie so alt, so dünn und so schwach gesehen. Sein Atem ging flach, die Haut war bleich und fleckig, straff über die Knochen gespannt und mit Schweiß überzogen. Hin und wieder zuckte er zusammen, warf sich hin und her und murmelte seltsame Worte, während seine Augenlider zuckten, als ob er gerade etwas Schlimmes träumte.
    »Was ist geschehen?«
    Quai sah auf den Boden. »Wenn man sich der Hohen Kunst bedient, borgt man von der Anderen Seite, und für alles Geborgte muss man bezahlen. Die Gefahren sind groß, selbst für einen Meister. Die Welt mittels eines Gedankens ändern zu wollen … wie viel Hochmut liegt darin.« Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. »Wenn man zu oft etwas borgt, berührt man vielleicht doch einmal die Unterwelt und lässt ein Stück von sich selbst dort zurück …«
    »Man lässt etwas zurück?«, murmelte Logen, der den alten Mann betrachtete, der noch immer zuckte. Es gefiel ihm nicht sehr, wie Quai jetzt sprach. Es gab keinen Grund zu lächeln, seiner Meinung nach, wenn man hier mitten im Niemandsland gestrandet war und keine Ahnung hatte, wohin die Reise nun gehen sollte.
    »Das muss man sich einmal vorstellen«, flüsterte der Zauberlehrling. »Der Erste der Magi höchstselbst, so hilflos wie ein Säugling.« Er legte Bayaz sanft die Hand auf die Brust. »Sein Leben hängt an einem seidenen Faden. Ich könnte jetzt zugreifen, mit meinen schwachen Händen, und … ihn töten.«
    Logen runzelte die Stirn. »Und wieso würdet Ihr das tun wollen?«
    Quai sah mit seinem kränklichen Lächeln zu ihm hoch. »Wieso würde das überhaupt jemand wollen? Ich hab’s ja nur so gesagt.« Damit zog er seine Hand weg.
    »Wie lange wird er in diesem Zustand bleiben?«
    Der Zauberlehrling lehnte sich ein wenig gegen die Seitenwand des Karrens und sah zum Himmel empor. »Das kann man nicht sagen. Vielleicht für ein paar Stunden. Vielleicht für immer.«
    »Für immer?« Logen biss die Zähne zusammen. »Was tun wir dann? Habt Ihr eine Ahnung, wohin wir gehen? Oder aus welchem Grund? Oder was wir zu tun haben, wenn wir unser Ziel erreichen? Sollten wir umkehren?«
    »Nein.« Quais Gesicht war hart wie eine Klinge. Härter, als Logen es ihm je zugetraut hätte. »Wir werden von Feinden verfolgt. Jetzt umzudrehen wäre gefährlicher, als an unserem Ziel festzuhalten. Wir reiten weiter.«
    Logen verzog das Gesicht und rieb sich die Augen. Er fühlte sich müde, zerschlagen und elend. Jetzt wünschte er, dass er Bayaz nach seinen Plänen gefragt hätte, als die Möglichkeit dazu bestand. Und überhaupt wünschte er, den Norden nie verlassen zu haben. Er hätte versuchen sollen, seine Rechnung mit Bethod zu begleichen und an einem Ort zu sterben, der ihm vertraut war, durch die Hand eines Mannes, den er zumindest verstand.
    Er hatte kein Bedürfnis danach, die Führung der Gruppe zu übernehmen. Es hatte Zeiten gegeben, da er nach dem Ruhm, dem Ansehen und dem Respekt gedürstet hatte, den man als Anführer erwarb, aber er hatte erfahren müssen, dass diese Dinge einen hohen Preis hatten und sich noch dazu als hohle Errungenschaften erwiesen. Männer hatten ihm vertraut, und er hatte sie auf einen schmerzvollen und blutigen Weg geführt, der sie geradewegs wieder zu Schlamm werden ließ. Er hatte keinerlei Ehrgeiz mehr. Auf seinen Entscheidungen lastete ein Fluch.
    Er zog die Hände weg und sah sich um. Bayaz lag immer noch in seinem Fieberschlaf und murmelte vor sich hin. Quai starrte sorglos in die Wolken. Luthar stand mit dem Rücken zu den anderen und sah in die Schlucht hinunter. Ferro saß auf einem Felsen, säuberte ihren Bogen mit einem Lappen und blickte schlecht gelaunt drein. Auch Langfuß war inzwischen wieder aufgetaucht, nachdem die Gefahr vorüber war, ganz wie man hätte erwarten können. Er stand nun in der Nähe und wirkte höchst selbstzufrieden. Logen verzog das Gesicht und stieß einen langen Seufzer aus. Es war nicht zu ändern. Außer ihm war niemand da.
    »Gut, wir halten also jetzt auf diese Brücke zu, in Aulcus, und dann sehen wir weiter.«
    »Das ist aber keine gute Idee«, tadelte Langfuß, der zum Karren hinüberspazierte und hineinsah. »Überhaupt keine gute Idee. Ich hatte unseren Dienstherrn bereits vor seinem … Unfall gewarnt. Die Stadt ist verlassen, zerstört, verfallen. Ein verdorbener, ein in Trümmern liegender, ein gefährlicher Ort. Die Brücke steht vielleicht noch, aber

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