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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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LADISLA
    Sie sollten weniger Zeit hier bei uns verbringen, Oberst West.« Pike setzte den Hammer für einen Augenblick ab. Das orangefarbene Licht der Esse spiegelte sich in seinen Augen und beleuchtete sein geschmolzenes Gesicht. »Die Leute fangen sonst an zu reden.«
    Kurz kräuselte ein nervöses Lächeln Wests Mund. »Es ist der einzige warme Ort im ganzen verdammten Lager.« Das stimmte zwar, war aber dennoch weit von der Wahrheit entfernt. Es war der einzige Ort im ganzen verdammten Lager, wo niemand nach ihm suchte. Keine hungernden Männer, keine frierenden Männer, keine Männer, die ohne Wasser oder ohne Waffen dastanden oder die nicht wussten, was sie zu tun hatten. Keine Männer, die an der Kälte oder an Krankheiten gestorben waren und nun begraben werden mussten. Selbst die Toten kamen nicht ohne West zurecht. Alle brauchten sie ihn, Tag und Nacht. Alle außer Pike und seiner Tochter und den übrigen Sträflingen. Sie allein schienen selbstgenügsam und unabhängig, und so war die Schmiede seine Zuflucht geworden. Eine laute, eine enge und eine verräucherte Zuflucht, aber dennoch ein Ort, an dem er Kraft schöpfen konnte. Er war um ein vielfaches lieber hier als beim Prinzen und seinem Stab. Hier unter den Verbrechern ging es … ehrlicher zu.
    »Sie stehen im Weg, Herr Oberst. Schon wieder.« Cathil schob sich an ihm vorbei; sie trug eine Zange in ihrer behandschuhten Hand, die eine glühend rote Messerklinge umklammerte. Sie tunkte das heiße Metall ins Wasser, sah ernst auf das Werkstück und drehte es hin und her, während Dampf zischend um sie herum aufstieg. West beobachtete ihre schnellen und geübten Bewegungen, die kleinen Schweißperlen auf ihrem sehnigen Arm, ihrem Nacken, das dunkle Haar verschwitzt in alle Richtungen abstehend. Kaum zu glauben, dass er sie für einen Jungen gehalten hatte. Zwar konnte sie mit Metallen ebenso gut umgehen wie jeder der Männer, aber ihre Gesichtsform war unübersehbar weiblich, von ihrer Brust, ihrer Taille, den Kurven ihres Hinterns gar nicht zu reden …
    Sie sah über ihre Schulter und fing seinen Blick auf. »Müssten Sie sich nicht um Ihre Soldaten kümmern?«
    »Die kommen auch mal zehn Minuten ohne mich aus.«
    Sie zog die kalte, schwarze Klinge aus dem Wasser und warf sie klappernd auf den Stapel neben dem Wetzstein. »Sind Sie sicher?«
    Vielleicht hatte sie recht. West holte tief Luft, seufzte, wandte sich widerstrebend um und trat durch die Tür des Schuppens hinaus ins Lager.
    Die Winterluft brannte nach der Hitze der Schmiede auf seinen Wangen. Er stellte den Kragen seines Mantels auf, schlug die Arme um den Körper und ging schweren Schrittes den Hauptweg des Lagers entlang. Es herrschte eine tödliche Stille hier draußen, verglichen mit dem Lärm der Schmiede, die er gerade verlassen hatte. Er hörte das Schmatzen des halb gefrorenen Bodens unter seinen Stiefeln, seinen eigenen harten Atem, und aus einiger Entfernung drang das Fluchen eines Soldaten an sein Ohr, der sich durch die Dunkelheit tastete. Er hielt einen Augenblick inne und sah auf, die Arme noch immer frierend um den Körper geschlungen. Der Himmel war völlig klar, die Sterne funkelten hell und waren wie leuchtender Staub über die Schwärze gestreut.
    »Wunderschön«, sagte er leise zu sich selbst.
    »Man gewöhnt sich daran.«
    Es war Dreibaum, der sich einen Weg zwischen den Zelten bahnte, mit dem Hundsmann an seiner Seite. Sein Gesicht lag in den Schatten, voll dunkler Klüfte und weißer Winkel wie eine Klippe im Mondlicht, aber West ahnte bereits, dass er schlechte Nachrichten brachte. Der alte Nordmann war schon zu besten Zeiten nicht gerade eine Frohnatur, aber nun war seine Miene noch finsterer als gewöhnlich.
    »Wohl getroffen«, begrüßte West ihn in der Sprache der Nordmänner.
    »Vielleicht auch nicht. Bethod ist keine fünf Tagesmärsche von eurem Lager entfernt.«
    Die Kälte schien plötzlich mit aller Kraft durch Wests Mantel zu dringen und ließ ihn erschauern. »Fünf Tage?«
    »Wenn er dort geblieben ist, wo wir ihn zuletzt sahen, aber das ist nicht sehr wahrscheinlich. Bethod war nie jemand, der lange an einem Ort verweilt. Wenn er nach Süden marschiert, könnte er drei Tage entfernt sein. Oder sogar weniger.«
    »Wie stark ist sein Heer?«
    Der Hundsmann fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, und der gefrorene Atem waberte um sein hageres Gesicht in der eisigen Luft. »Zehntausend Mann, würde ich schätzen, aber es kann sein, dass er noch mehr Leute

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