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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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leider beim Aufstehen den Rücken verrenkt.«
    Islik zeigte die Andeutung eines abfälligen Lächelns. »Wohl eher eine Kriegsverletzung. Ich bin gekommen, um Ihre Kapitulation anzunehmen.«
    »Tatsächlich?« Glokta zog sich den nächsten Stuhl heran und ließ sich darauf sinken.
Ich will verdammt sein, wenn ich nur wegen dieses ewig großen Dummkopfs auch nur einen Augenblick länger hier herumstehe.
»Ich dachte, derartige Angebote würden üblicherweise im Anschluss an die Kampfhandlungen gemacht.«
    »Wenn es zu Kämpfen kommen wird, dann werden diese nicht lange dauern.« Der Gesandte schritt über die Fliesen zum Fenster. »Ich sehe fünf Legionen, die bereits in Schlachtordnung auf der Landenge stehen. Zwanzigtausend Speere, und sie sind nur ein Bruchteil dessen, was noch kommen wird. Die Truppen des Imperators sind zahlreicher als Sandkörner in der Wüste. Sich uns zu widersetzen wäre so sinnlos, als wolle man die Flut eindämmen. Das wissen Sie.« Sein Blick wanderte stolz über die schuldbewussten Gesichter der Ratsmitglieder, bevor er mit durchdringender Verachtung bei Glokta verharrte.
Der Blick eines Mannes, der glaubt, bereits gewonnen zu haben. Man kann ihm auch nicht verübeln, dass er so denkt. Vielleicht hat er das.
    »Nur Narren oder Verrückte würden angesichts einer solchen Übermacht zu kämpfen versuchen. Sie, die Rosigs, gehörten niemals hierher. Der Imperator bietet Ihnen die Gelegenheit, den Süden lebend zu verlassen. Öffnen Sie uns die Tore der Stadt, und wir werden Sie verschonen. Sie können mit Ihren kleinen Booten auslaufen und wieder zu Ihrer kleinen Insel segeln. Niemand soll sagen, Uthman-ul-Dosht sei nicht großzügig. Gott kämpft auf unserer Seite. Ihre Sache ist verloren.«
    »Oh, ich weiß nicht, wir haben uns im letzten Krieg ganz gut geschlagen. Ich bin sicher, dass wir alle uns noch bestens an die Eroberung von Ulrioch erinnern. Ich jedenfalls tue es. Die Stadt brannte lichterloh. Vor allem die Tempel.« Glokta zuckte die Achseln. »An jenem Tag war Gott wohl gerade anderswo.«
    »An jenem Tag, vielleicht. Aber es gab andere Schlachten. Ich bin sicher, dass Sie sich auch an einen Ausfall erinnern, an einer Brücke, wo ein junger Offizier in unsere Hände fiel.« Der Gesandte lächelte. »Gott ist überall.«
    Glokta spürte, wie seine Augenlider zuckten.
Er weiß, dass ich
nicht geneigt bin, zu vergessen.
Er erinnerte sich an das Gefühl der Überraschung, als sich ein gurkhisischer Speer in seinen Körper bohrte. Überraschung, Enttäuschung und vor allem ein fürchterlicher Schmerz.
Also doch nicht unverwundbar.
Er erinnerte sich, wie sein Pferd gescheut und ihn aus dem Sattel geworfen hatte. Wie er zwischen den zutretenden Stiefeln und den Toten herumgekrochen war, nach Luft geschnappt hatte, den Mund voller Staub und Blut. Er erinnerte sich an den Schmerz, als die Klingen in sein Bein eingedrungen waren. Wie sich die Angst in Panik verwandelt hatte. Er erinnerte sich, wie man ihn schreiend und heulend von der Brücke geschleift hatte.
In jener Nacht begannen sie mit ihren Fragen.
    »Wir haben gewonnen«, sagte Glokta, aber sein Mund war trocken, und seine Stimme klang brüchig. »Wir haben uns als die Stärkeren erwiesen.«
    »Damals, ja. Die Welt ist im Wandel begriffen. Die Verstrickungen Ihrer Nation im eisigen Norden stellen derzeit einen höchst beträchtlichen Nachteil dar. Sie haben es geschafft, die erste Regel der erfolgreichen Kriegsführung zu verletzen. Niemals einen Krieg an zwei Fronten führen.«
    Seine Argumente lassen sich kaum entkräften.
»Sie sind schon einmal an den Mauern von Dagoska gescheitert«, sagte Glokta, aber es klang nicht überzeugend, nicht einmal vor seinen eigenen Ohren.
Das sind nicht die Worte eines Siegers.
Er spürte, wie ihn Vurms und Vissbruck und Eider ansahen und ihre Blicke auf seinem Rücken brannten.
Sie überlegen, wer wohl die Oberhand behält, und ich wüsste, für wen ich mich entscheiden würde, wenn ich an ihrer Stelle wäre.
    »Vielleicht vertrauen einige von Ihnen mehr auf die Stärke Ihrer Mauern als andere. Ich erwarte Ihre Antwort bei Sonnenuntergang. Das Angebot des Imperators gilt nur für den heutigen Tag und wird kein zweites Mal ausgesprochen werden. Er ist gnädig, aber seine Gnade hat ihre Grenzen. Sie haben bis zum Sonnenuntergang Zeit.« Damit rauschte er aus dem Saal.
    Glokta wartete, bis die Tür ins Schloss gefallen war, bevor er langsam seinen Stuhl umdrehte, um die anderen anzusehen. »Was, zur

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