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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Hölle, war das denn?«, fauchte er Vissbruck an.
    »Äh …« Der General fummelte an seinem schweißgetränkten Kragen herum. »Es oblag mir als Soldat, einem unbewaffneten Repräsentanten des Feindes Einlass zu gewähren, um seine Bedingungen …«
    »Ohne mir etwas davon zu sagen?«
    »Wir wussten doch, Sie hätten das gar nicht hören wollen!«, gab Vurms kurz angebunden zurück. »Aber er spricht die Wahrheit! Trotz unserer Bemühungen sind wir zahlenmäßig deutlich unterlegen, und wir können keine Verstärkung erwarten, während sich der Krieg in Angland weiter hinzieht. Wir sind doch nur eine Stecknadel im Fuß einer riesengroßen, feindlichen Nation. Es wäre für uns das Beste, wenn wir verhandelten, solange wir noch eine halbwegs starke Position innehaben. Sie können sicher sein, wenn die Stadt erst mal gefallen ist, wird es kein anderes Angebot geben als ein Massaker!«
    Das ist wohl wahr, aber der Erzlektor wird anderer Meinung sein. Meine Aufgabe ist es nicht, die Bedingungen für eine Kapitulation auszuhandeln.
»Sie sind ungewöhnlich still, Magisterin Eider.«
    »Es steht mir nicht an, etwas zu den militärischen Erwägungen hinter einer solchen Entscheidung zu sagen. Aber wie es sich herausstellt, bietet er recht großzügige Bedingungen. Eines ist sicher. Wenn wir dieses Angebot ausschlagen und die Gurkhisen die Stadt später mit Gewalt erobern, dann wird es zu einem schrecklichen Gemetzel kommen.« Sie sah Glokta an. »Dann wird es keine Gnade mehr geben.«
    All das ist nur zu wahr. Hinsichtlich der Gnade der Gurkhisen bin ich ja gewissermaßen Experte.
»Also sind Sie alle drei für die Kapitulation?« Sie sahen einander an, sagten aber nichts. »Es ist Ihnen nicht der Gedanke gekommen, dass sie, sobald wir uns ergeben haben, diese kleine Abmachung vielleicht gar nicht einhalten werden?«
    »Daran haben wir schon gedacht«, sagte Vissbruck, »aber sie haben sich früher durchaus schon an Vereinbarungen gehalten, und ein wenig Hoffnung«, er sah auf die Tischplatte vor sich, »ist sicher besser als gar nichts.«
Sie haben mehr Vertrauen in unseren Feind als ich, könnte man meinen. Was nicht besonders überraschend ist. Mein eigenes Vertrauen dürfte selbst etwas größer sein.
    Glokta wischte sich etwas Feuchtigkeit unter dem Auge weg. »Ich verstehe. Dann gehe ich davon aus, dass ich über sein Angebot nachdenken muss. Wir werden uns wieder versammeln, wenn unser gurkhisischer Freund zurückkehrt. Bei Sonnenuntergang.« Er holte ein wenig Schwung und verzog das Gesicht, als er sich aus dem Stuhl emporhievte.
    »Sie werden darüber nachdenken?«, zischte ihm Vitari ins Ohr, als er den Audienzsaal verlassen hatte und den Gang entlanghumpelte. »Sie werden verdammt noch mal drüber nachdenken?«
    »Ganz genau«, fauchte Glokta zurück. »Ich fälle hier die Entscheidungen!«
    »Oder lassen sie sich vielmehr von diesen Würmern da diktieren!«
    »Jeder von uns hat seine Aufgabe. Ich sage Ihnen ja auch nicht, was Sie in Ihre hübschen Berichte an den Erzlektor schreiben sollen. Wie ich mit diesen Würmern umgehe, geht Sie nichts an.«
    »Geht mich nichts an?« Vitari packte Gloktas Arm, und er kam auf seinem schwachen Bein ins Wanken. Sie war stärker als sie aussah, viel stärker. »Ich habe Sult gesagt, Sie hätten alles im Griff!«, brüllte sie ihm ins Gesicht. »Wenn wir die Stadt verlieren, noch dazu ohne einen Kampf, dann kostet es uns beide den Kopf! Und mein Kopf geht mich sehr wohl etwas an, Krüppel!«
    »Es ist kein Grund, in Panik auszubrechen«, knurrte Glokta. »Ich will genauso wenig als Wasserleiche unten an den Kais enden wie Sie, aber hier handelt es sich um eine sehr heikle Angelegenheit. Lassen wir sie doch denken, dass sie ihren Willen bekommen, denn dann wird auch niemand vorschnell handeln. Nicht, bevor ich gut vorbereitet bin. Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, Praktikalin Vitari, dass dies das erste und letzte Mal ist, dass ich Ihnen meine Absichten erläutere. Und jetzt nehmen Sie Ihre verdammten Hände von mir.«
    Sie zog die Hand nicht zurück, ihr Griff verstärkte sich vielmehr und packte Gloktas Arm so hart wie ein Schraubstock. Ihre Augen verengten sich, und harte Linien schnitten in ihr sommersprossiges Gesicht.
Habe ich sie falsch eingeschätzt? Will sie mir vielleicht die Kehle durchschneiden?
Der Gedanke entlockte ihm beinahe ein Lächeln. Aber Severard trat ausgerechnet in diesem Augenblick aus den Schatten des dämmrigen Flurs.
    »Unglaublich, wenn man Sie beide

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