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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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die andere wedelte zu der Musik eines Quartetts ausgewählter Musiker hin und her, die in der gegenüberliegenden Ecke sanft ihre polierten Instrumente zupften, strichen und bliesen. Seine Hoheit war von vier Männern seines Gefolges umgeben, makellos gekleidet und so gelangweilt, wie es der herrschenden Mode entsprach. Zu ihnen gehörte der junge Lord Smund, der sich während der letzten Wochen das fragwürdige Privileg verdient hatte, zu dem Menschen aufgestiegen zu sein, den West auf der ganzen Welt am meisten verabscheute.
    »Es gereicht Ihnen zu großer Ehre«, tönte Smund laut zum Prinzen gewandt. »Die Härte des Lagerlebens mit seinen Soldaten zu teilen, war stets ein guter Weg, um den Respekt der Gemeinen zu erlangen …«
    »Ah, Oberst West!«, zirpte Ladisla, »und zwei seiner kundschaftenden Nordmänner! Welche Freude! Sie müssen eine Kleinigkeit mit uns essen!« Er deutete mit einer unsicheren, trunkenen Geste auf den Tisch.
    »Vielen Dank, Euer Hoheit, aber ich habe bereits gegessen. Ich habe Neuigkeiten von größter …«
    »Oder einen Schluck Wein! Sie alle müssen den Wein kosten, es ist ein exzellenter Jahrgang! Wo ist denn die Flasche hin?« Er griff suchend unter seinen Stuhl.
    Der Hundsmann war währenddessen zum Tisch hinübergegangen, beugte sich über die Köstlichkeiten und beschnupperte sie wie … ein Hund. Dann schnappte er sich mit seinen dreckigen Fingern eine große Scheibe Rindfleisch von einem Teller, klappte sie sorgfältig zusammen und schob sie im Ganzen in den Mund, während Smund ihm mit verächtlich verzogenem Gesicht zusah. Unter normalen Umständen wäre ihm die Situation peinlich gewesen, aber West hatte andere Sorgen.
    »Bethod befindet sich nur fünf Tagesmärsche von uns entfernt«, brüllte er beinahe, »mit seinen besten Kriegern!«
    Einem der Musiker schrammte der Bogen ungeschickt über die Saiten, und ein kreischender, disharmonischer Ton erklang. Ladisla hob ruckartig den Kopf und rutschte dabei beinahe vom Stuhl. Die Nachricht riss selbst Smund und seine Begleiter aus ihrer modischen Gleichgültigkeit.
    »Fünf Tage«, wiederholte der Prinz, dessen Stimme heiser war vor Erregung. »Sind Sie ganz sicher?«
    »Vielleicht auch nur drei.«
    »Wie viele sind es?«
    »Ganze zehntausend, und viele kampferprobte …«
    »Hervorragend!« Ladisla schlug mit der Hand auf die Lehne seines Stuhls, als sei sie das Gesicht eines Nordmanns. »Dann sind wir gleichauf?«
    West schluckte. »Vielleicht rein zahlenmäßig, Euer Hoheit, aber nicht, was die Kampfkraft angeht.«
    »Kommen Sie, Oberst West«, sagte Smund schleppend. »Ein guter Unionsmann ist zehn von denen wert.« Er sah abfällig auf Dreibaum herab.
    »Schwarzenquell hat bewiesen, dass diese Vorstellung reiner Unsinn ist, selbst wenn unsere Leute gut genährt, gut ausgebildet und gut ausgerüstet wären. Abgesehen von den Königstreuen ist das bei keiner Einheit der Fall! Wir wären gut beraten, wenn wir Verteidigungsanlagen errichteten und uns auf einen möglichen Rückzug vorbereiteten.«
    Smund schnaubte verächtlich. »Es gibt im Krieg nichts Gefährlicheres«, behauptete er gut gelaunt, »als zu viel Vorsicht.«
    »Außer vielleicht zu wenig!«, zischte West, und der Zorn begann bereits wieder hinter seinen Augen aufzuflammen.
    Aber Prinz Ladisla schnitt ihm das Wort ab, bevor er seiner Wut freien Lauf lassen konnte. »Meine Herren, das genügt!« Er sprang von seinem Stuhl auf, die Augen von trunkener Begeisterung getrübt. »Ich habe mich bereits für einen Schlachtplan entschieden! Wir werden den Fluss überqueren und diese Barbaren abfangen! Sie meinen, uns überrumpeln zu können? Ha!« Er hieb mit seinem Weinglas durch die Luft. »Wir werden ihnen eine Überraschung bereiten, die sie so bald nicht vergessen werden! Wir werden sie hinter die Grenze zurücktreiben! Genau, wie Marschall Burr es vorhatte!«
    »Aber Euer Hoheit«, stammelte West, den leichte Übelkeit befiel, »der Lord Marschall hat ausdrücklich befohlen, dass wir auf diesem Ufer bleiben …«
    Ladisla zuckte mit dem Kopf, als ob ihn eine Fliege störte. »Es geht um den Gedanken hinter seinem Befehl, nicht den Wortlaut! Er wird sich ja wohl nicht beschweren, wenn wir unseren Feind stellen!«
    »Diese Männer sind verdammte Trottel«, grollte Dreibaum, glücklicherweise auf Nordisch.
    »Was hat er gesagt?«, verlangte der Prinz zu wissen.
    »Äh … er stimmt mit mir darin überein, dass wir unsere Position hier halten sollten, Euer Hoheit, und

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