Feuerklingen (First Law - Band 2)
Seite gelegen, drehte nun hurtig den Kopf und biss die Zähne zusammen, als es in seinem Hals knackte.
Kommt der Tod in den frühen Morgenstunden, heute vielleicht?
Vorsichtig öffnete er die Augen einen Spalt breit.
Ah. Nein, noch nicht, so wie es aussieht. Vielleicht dauert es noch bis zur Mittagsstunde.
Vitari sah auf ihn herunter, und ihr stachliges Haar hob sich schwarz gegen die frühe Morgensonne ab, die durch das Fenster hereindrang.
»Na gut, Praktikalin Vitari, wenn Sie mir so gar nicht widerstehen können. Sie werden allerdings oben liegen müssen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
»Ha, ha. Der gurkhisische Gesandte ist da.«
»Der was?«
»Ein Gesandter. Vom Imperator persönlich, habe ich gehört.«
Glokta fühlte, wie Panik in ihm aufwallte. »Wo?«
»Hier in der Zitadelle. Er spricht mit dem Regierungsrat.«
»Verdammte Scheiße!«, fauchte Glokta und wand sich aus dem Bett, wobei er den stechenden Schmerz in seinem Bein ignorierte, als er seinen zerquälten linken Fuß schwungvoll auf den Boden setzte. »Warum hat man nicht nach mir geschickt?«
Vitari sah ihn abfällig an. »Vielleicht wollten die anderen lieber allein mit ihm reden. Meinen Sie nicht auch, so könnte es gewesen sein?«
»Wie, zur Hölle, ist er in die Stadt gekommen?«
»Er ließ sich von einem Boot unter Parlamentärsflagge an Land setzen. Vissbruck sagte, es sei seine Pflicht gewesen, ihn hineinzulassen.«
»Seine Pflicht!«, stieß Glokta wütend hervor, während er sich mühte, seine Hosen über das gefühllose, zitternde Bein zu ziehen. »Diese fette Sau! Wie lange ist er schon hier?«
»Lange genug, damit er und der Rat hübsche Scherereien aushecken konnten, falls sie das vorhatten.«
»Scheiße!« Mit verzerrtem Gesicht zog sich Glokta das Hemd über den Kopf.
Der gurkhisische Gesandte war zweifelsohne ein Mann von majestätischer Ausstrahlung. Er hatte eine große, gebogene Nase, seine Augen leuchteten äußerst klug, und sein langer, dünner Bart war ordentlich gebürstet. In sein weites weißes Gewand und in die hohe Kopfbedeckung war ein Goldfaden eingewebt, der in der hellen Sonne glänzte. Der Gesandte stand Ehrfurcht gebietend hoch aufgerichtet da, den langen Hals gereckt, das Kinn nach vorn geschoben, sodass er stets auf alles hinuntersah, was er einer genaueren Betrachtung für würdig hielt. Mit seiner großen, dünnen Gestalt ließ er den luftigen, reich dekorierten Saal schäbig und unangemessen wirken.
Er könnte selbst als Kaiser durchgehen.
Glokta war sich schmerzhaft bewusst, wie gebeugt und linkisch er wirken musste, als er schwitzend und mit verzerrtem Gesicht in den Audienzsaal schlurfte.
Die elende Krähe tritt vor den eleganten Pfau. Dennoch, Schlachten werden nicht unbedingt von den Schönsten gewonnen. Welch ein Glück für mich.
Am langen Tisch gab es überraschend viele leere Plätze. Nur Vissbruck, Eider und Korsten dan Vurms waren anwesend, und keiner von ihnen sah besonders glücklich aus, als er eintrat.
Und das sollten sie auch nicht, diese Hunde.
»Ist der Lord Statthalter heute nicht da?«, bellte er.
»Mein Vater ist unpässlich«, brummte Vurms.
»Wie schade, dass Sie nicht an seiner Seite bleiben und ihn aufopferungsvoll pflegen konnten. Was ist mit Kahdia?« Niemand sagte etwas. »Sie dachten wohl, er könnte ein Treffen mit dem da nicht aushalten, was?« Er machte eine unhöfliche Kopfbewegung in Richtung des Gesandten. »Wie schön, dass Sie drei in dieser Hinsicht mehr vertragen. Ich bin Superior Glokta, und im Gegensatz zu dem, was Sie mittlerweile vielleicht gehört haben mögen, habe ich hier den Oberbefehl. Entschuldigen Sie mein spätes Eintreffen, aber es hat mir keiner gesagt, dass Sie kommen.« Er sah Vissbruck mit einem bohrenden Blick an, aber der General gab sich Mühe, seinen Augen auszuweichen.
So ist es recht, Sie prahlerischer Hanswurst. Das werde ich Ihnen nicht vergessen.
»Mein Name ist Schabbed al Islik Burai.« Der Gesandte beherrschte die Gemeine Sprache perfekt und redete mit einer Stimme, die genauso mächtig, befehlsgewohnt und hochmütig war wie sein Auftreten. »Ich komme als Gesandter des rechtmäßigen Herrschers des ganzen Südens, dem mächtigen Imperator des mächtigen Gurkhul und aller kantesischen Länder, Uthman-ul-Dosht, geliebt, gefürchtet und über alle Menschen im Weltenrund erhaben, gesalbt von der rechten Hand Gottes, dem Propheten Khalul höchstselbst.«
»Wie schön für Sie. Ich würde mich verbeugen, aber ich habe mir
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