Feuerklingen (First Law - Band 2)
verneigte sich erneut.
»Es ist Ihr Reichtum«, murmelte Eider, »nicht seine Untreue, die mich überrascht. Woher haben Sie das Geld?«
Glokta grinste. »Die Welt ist voller Überraschungen.«
»Sie verdammte, blöde Hure!«, kreischte Vurms. Er hatte sein Eisen noch nicht einmal zur Hälfte gezogen, als ihn Frosts weiße Faust dumpf am Kinn traf und ihn besinnungslos gegen die Wand schleuderte. Beinahe im gleichen Augenblick flogen die Türen auf, und Vitari platzte in den Saal, gefolgt von einem halben Dutzend Praktikalen mit gezogenen Waffen.
»Alles in Ordnung?«, fragte sie.
»Wir räumen gerade noch auf. Nehmen Sie den Abfall mit hinaus, Frost, seien Sie so gut.«
Die Finger des Albinos schlossen sich um Vurms’ Knöchel und schleiften ihn daran über den Boden und aus dem Audienzsaal. Eider sah zu, wie sein schlaffes Gesicht über die Bodenfliesen rutschte, dann sah sie Glokta an. »Nun, was jetzt?«
»Jetzt geht es in die Zelle.«
»Und dann?«
»Dann werden wir sehen.« Er schnippte mit den Fingern und deutete mit dem Daumen zur Tür. Zwei Praktikale gingen schwerfällig um den Tisch herum, ergriffen die Königin der Kaufleute an den Ellenbogen und schoben sie gleichgültig aus dem Saal.
»So«, meinte Glokta und sah zu Vissbruck hinüber. »Möchte noch jemand den Kapitulationsvorschlag des Gesandten annehmen?«
Der General, der die ganze Zeit über schweigend dagestanden hatte, klappte den Mund zu, holte tief Luft und nahm dann Haltung an. »Ich bin ein einfacher Soldat. Ich gehorche natürlich jedem Befehl Seiner Majestät oder seinem auserwählten Vertreter. Wenn dieser Befehl lautet, Dagoska bis zum letzten Mann zu verteidigen, dann werde ich meinen letzten Blutstropfen dafür geben. Ich versichere Ihnen, dass ich von diesem Komplott nichts wusste. Vielleicht habe ich voreilig gehandelt, aber stets voller Ehrlichkeit – so, wie ich es für die Stadt am besten …«
Glokta winkte ab. »Ich bin überzeugt. Gelangweilt, aber überzeugt.«
Außerdem habe ich heute bereits den halben Regierungsrat verloren. Wenn ich noch mehr Mitglieder erledige, sieht das vielleicht gierig aus.
»Die Gurkhisen werden zweifelsohne im Morgengrauen angreifen. Sie sollten sich um unsere Verteidigung kümmern, Herr General.«
Vissbruck schloss die Augen, schluckte, wischte sich etwas Schweiß von der Stirn. »Sie werden es nicht bedauern, Ihr Vertrauen in mich gesetzt zu haben, Herr Superior.«
»Davon gehe ich aus. Nun machen Sie sich auf den Weg.«
Der General verließ eilig den Saal, als fürchte er, dass Glokta seine Meinung ändern könnte, und die übrigen Praktikalen folgten ihm. Vitari bückte sich, hob Vurms’ umgestürzten Stuhl wieder auf und schob ihn sorgfältig unter den Tisch.
»Ordentliche Arbeit.« Sie nickte vor sich hin. »Sehr ordentlich. Ich stelle zufrieden fest, dass ich mich von Anfang an in Ihnen nicht getäuscht habe.«
Glokta schnaubte. »Ihre Anerkennung ist mir wesentlich weniger wert, als Sie offenbar annehmen.«
Ihre Augen lächelten ihm über die Maske hinweg zu. »Ich habe nicht gesagt, dass ich begrüße, was Sie tun. Ich habe nur gesagt, ordentliche Arbeit.« Damit wandte sie sich um und schlenderte in den Flur hinaus.
Glokta blieb mit Cosca allein zurück. Der Söldner lehnte sich gegen die Wand, die Arme sorglos über dem Brustpanzer verschränkt, und bedachte Glokta mit einem leichten Lächeln. Er hatte sich die ganze Zeit über nicht gerührt.
»Sie würden in Styrien sehr gut zurechtkommen, glaube ich. Sie sind ziemlich … skrupellos? Ist das das richtige Wort? Jedenfalls«, er unterbrach sich mit einem großspurigen Achselzucken, »freue ich mich sehr darauf, unter Ihnen zu dienen.«
Bis irgendjemand Ihnen eine höhere Summe bietet, nicht wahr, Cosca?
Der Söldner deutete auf den abgetrennten Kopf auf dem Tisch. »Wollen Sie, dass ich damit irgendetwas anstelle?«
»Pflanzen Sie ihn auf den Befestigungen vor der Landmauer auf, irgendwo, wo er gut zu sehen ist. Lassen Sie die Gurkhisen wissen, wie entschlossen wir sind.«
Cosca schnalzte mit der Zunge. »Häupter auf Piken, wie?« Er zog den Kopf am langen Bart vom Tisch. »So was kommt doch nie aus der Mode.«
Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss, und Glokta war im Audienzsaal allein. Er rieb sich den steifen Hals und streckte das steife Bein unter dem Tisch aus.
Insgesamt ein gutes Tagewerk. Aber jetzt ist der Tag vorüber.
Draußen vor den hohen Fenstern war die Sonne nun endlich über Dagoska
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