Feuerklingen (First Law - Band 2)
schwer auf Jezals Schulter. »Das ist jetzt meine Familie, und ich habe nicht die Absicht, heute einen Bruder zu verlieren, hast du verstanden?«
Jezal nickte. Man sucht sich seine Familie nicht aus. Man macht das Beste draus. Hässlich, dämlich, stinkend, das schien jetzt nichts mehr auszumachen. Neunfinger streckte die Hand aus, und Jezal umschloss sie mit seiner, so fest er konnte.
Der Nordmann grinste. »Viel Glück, Jezal.«
»Euch … dir auch.«
Ferro kniete neben einem der vernarbten Steine. In einer Hand hielt sie ihren Bogen mit aufgelegtem Pfeil, einsatzbereit. Der Wind zeichnete Muster in das hohe Gras auf der Ebene unter ihnen, peitschte die kürzeren Halme auf dem Hang und zerrte an den Federn der sieben Pfeile, die sie vor sich aufgereiht in die Erde gesteckt hatte. Sieben Pfeile, das war alles, was sie noch hatte.
Nicht annähernd genug.
Sie sah, wie sie zum Fuß des Hügels ritten. Sie sah, wie sie von ihren Pferden stiegen und den Hang hinaufspähten. Sie sah, wie sie die Schnallen ihrer abgewetzten Lederrüstungen nachstellten und die Waffen griffbereit zurechtrückten. Speere, Schwerter, Schilde, ein oder zwei Bogen. Sie zählte sie noch einmal. Dreizehn. Sie hatte recht behalten.
Aber davon hatte sie nichts.
Sie erkannte Finnius wieder, wie er lachte und zu den Steinen hinaufdeutete. Arschloch. Den würde sie als Ersten erschießen, wenn sich die Möglichkeit ergab, aber es hatte keinen Zweck, es auf diese Entfernung zu riskieren. Sie würden bald kommen. Über offenes Gelände, mühsam den Hang hinauf.
Dann konnte sie immer noch auf ihn anlegen.
Sie begannen sich zu zerstreuen. Vorsichtig lugten sie über den Rand ihrer Schilde zu den Steinen hinüber, und ihre Stiefel raschelten im langen Gras unter ihren Füßen. Noch hatten sie Ferro nicht gesehen. Ganz vorn ging einer ohne Schild, er stapfte die Steigung mit einem wilden Grinsen hinauf und trug ein glänzendes Schwert in jeder Hand.
Sie spannte den Bogen ohne Eile und fühlte, wie die Sehne vertraut in ihr Kinn einschnitt. Der Pfeil traf ihn mitten in der Brust und durchschlug den ledernen Brustpanzer. Er brach in die Knie, krümmte sich zusammen und keuchte. Dann richtete er sich auf eines seiner Schwerter gestützt auf und machte einen unsicheren Schritt. Ihr zweiter Pfeil drang knapp oberhalb des ersten ein, und er sank wieder auf die Knie, ließ blutige Spucke auf den Abhang tropfen und fiel dann auf den Rücken.
Aber es kamen noch viele weitere, und sie drängten vor. Der, der ihr am nächsten war, hatte sich hinter einem großen Schild verschanzt, als er langsam den Hang hinauf vorrückte, wobei er versuchte, keinen Zoll seines Körpers ungedeckt preiszugeben. Ihr Pfeil bohrte sich in den Rand des dicken Holzes.
»Ssss«, zischte sie und riss einen weiteren Pfeil aus dem Boden. Wieder spannte sie den Bogen und zielte sorgfältig.
»Argh«, schrie der Mann, als das Geschoss in seinen ungeschützten Knöchel schlug. Der Schild wankte und rutschte ein wenig zur Seite.
Ihr nächster Pfeil beschrieb einen weiten Bogen in der Luft und erwischte ihn sauber am Hals, genau über dem Rand seines Schilds. Blut sprudelte über seine Haut, seine Augen wurden groß, und er taumelte nach hinten. Der Schild rutschte mit ihm den Abhang hinunter, und ihr verschossener Pfeil ragte noch immer aus ihm auf.
Aber dieser eine Gegner hatte zu viel Zeit gekostet und zu viele Pfeile. Sie hatten den Hügel jetzt schon ein gutes Stück erklommen und waren bis halb zu den Steinen gekommen, wobei sie im Zickzack vorsichtig mal nach links, mal nach rechts liefen. Sie schnappte sich die beiden letzten Pfeile, die noch vor ihr steckten, und glitt durch das Gras die Steigung hinauf. Mehr konnte sie im Augenblick nicht tun. Neunfinger würde auf sich selbst aufpassen müssen.
Logen wartete, mit dem Rücken an einen Stein gelehnt, und versuchte, ruhig zu atmen. Er sah, dass Ferro weiter nach oben kroch, weg von ihm.
»Scheiße«, murmelte er. In Unterzahl und in echten Schwierigkeiten. Schon wieder. Er hatte gewusst, dass genau das passieren würde, von dem Moment an, da er die Führung übernommen hatte. So war es immer. Na schön. Er hatte sich schon aus einigen Schlamasseln herausgekämpft, und er würde auch jetzt durchkommen. Wenn man eins von Logen Neunfinger sagen konnte, dann das – er war ein Kämpfer.
Er hörte hastige Schritte im Gras und atemloses Keuchen. Ein Mann mühte sich links von seinem Stein den Hügel hinauf. Logen hielt das
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