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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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schließlich auseinanderzubrechen. Sie wandten sich um und flohen, einige warfen ihre Waffen weg, als sie von der Kuppe des Berges verschwanden.
    »Das war genau das richtige Rezept!«, schrie Lord Smund. »Treibt sie vor euch her, verdammt! Macht sie fertig!«
    »Reitet sie nieder!«, lachte Prinz Ladisla, der sich wieder den Hut vom Kopf riss und damit durch die Luft wedelte. Vereinzelte Bravorufe waren von den Einberufenen über das Donnern der Hufe hinweg zu hören.
    »Treibt sie vor euch her«, murmelte West und ballte die Fäuste. »Bitte.«
    Die Reiter hatten den Bergrücken erreicht und verschwanden allmählich aus dem Blickfeld. Schweigen breitete sich über das Tal. Ein langes, seltsames, unerwartetes Schweigen. Einige Krähen kreisten über ihren Köpfen und krächzten einander ihre harschen Rufe zu. West hätte alles dafür gegeben, ihren Überblick über das Schlachtfeld zu haben. Die Spannung war beinahe unerträglich. Er tigerte vor und zurück, während lange Minuten verstrichen, ohne dass sich etwas zeigte.
    »Die lassen sich aber Zeit, was?«
    Pike stand direkt neben ihm, gleich dahinter seine Tochter. West zuckte zusammen und sah weg. Er fand es immer noch seltsam schmerzvoll, lange in dieses verbrannte Gesicht zu schauen, vor allem, wenn es sich ihm so plötzlich und unangekündigt näherte. »Was machen denn Sie beide hier?«
    Der Sträfling zuckte die Achseln. »Für einen Schmied gibt es in einer Schlacht genug zu tun. Und danach noch viel mehr. Während der Kampf im Gange ist, allerdings eher weniger.« Er grinste, und die Schichten verbrannten Fleisches schoben sich an der einen Seite seines Gesichts wie Leder zusammen. »Ich dachte, ich guck mir mal die Unionstruppen in Aktion an. Und überhaupt, es gibt doch keinen sichereren Platz als das Hauptquartier des Prinzen, oder?«
    »Beachten Sie uns gar nicht«, sagte Cathil leise mit dünnem Lächeln, »wir werden aufpassen, dass wir nicht im Wege sind.«
    West runzelte die Stirn. Falls das eine kleine Anspielung darauf sein sollte, dass er ihr ständig im Weg gestanden hatte, dann konnte er im Augenblick gar nicht darüber lachen. Von der Kavallerie war noch immer nichts zu sehen.
    »Wo, zum Teufel, stecken die?«, presste Smund hervor.
    Der Prinz hörte kurz damit auf, an den Fingernägeln herumzukauen. »Geben Sie ihnen ein wenig Zeit, Smund.«
    »Wieso klart dieser Nebel eigentlich nicht auf?«, brummte West. Inzwischen brach die Sonne stark genug durch die Wolken, aber der Nebel schien sich sogar noch zu verdichten und kroch aus dem Tal auf die Bogenschützen zu. »Verdammte graue Suppe, die wird uns Probleme machen.«
    »Da sind sie!«, rief nun jemand aus dem Stab des Prinzen mit vor Aufregung schriller Stimme und streckte den Finger zum Kamm des Berges hin aus.
    West hob atemlos sein Fernrohr, suchte schnell die grüne Linie ab. Er sah die Speerspitzen hoch aufgerichtet und ordentlich über den Berggrat kommen. Ihn überkam eine Welle der Erleichterung. Er war noch nie so glücklich gewesen, einmal nicht recht gehabt zu haben.
    »Sie sind es!«, schrie nun auch Smund und grinste von einem Ohr zum anderen. »Sie sind zurück! Was habe ich Ihnen gesagt? Sie …« Helme erschienen unter den Speerspitzen, dann kettenhemdgeschützte Schultern. West fühlte die Erleichterung verebben, und Panik stieg in seiner Kehle auf. Eine feste Formation gut gerüsteter Männer, deren runde Schilde mit Gesichtern, Tieren, Bäumen und Hunderten von anderen Mustern bemalt waren, sodass nicht einer wie der andere aussah. Noch mehr Männer erschienen links und rechts von ihnen auf dem Berg. Noch mehr gepanzerte Gestalten.
    Bethods Carls.
    Sie hielten knapp unterhalb der Bergkuppe. Ein Grüppchen weiterer Männer trat aus den ordentlich aufgestellten Reihen und kniete sich in das kurze Gras.
    Ladisla senkte sein Fernrohr. »Sind das …?«
    »Flachbogen«, sagte West tonlos.
    Die erste Salve ging nun nieder, beinahe sanft, eine dahinschwebende graue Wolke aus Bolzen, wie eine Schar abgerichteter Vögel. Für einen Augenblick waren sie still, dann drang das zornige Surren der Bogensehnen an Wests Ohren. Die Bolzen regneten auf die Unionsreihen nieder. Sie trafen die Königstreuen, prallten auf ihre schweren Schilde und ihre schweren Rüstungen. Es gab einige Schreie und danach einige Lücken in den Linien.
    Die Stimmung im Hauptquartier hatte sich im Verlauf von nur einer Minute völlig gewandelt und war von lautem Selbstbewusstsein zu stummer Überraschung und

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