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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Faust zog die Kapuze zurück.
    Im fahlen Mondlicht wirkte Carlot dan Eiders Gesicht ausgemergelt und abgespannt, voller scharfer Linien und schwarzer Schürfwunden auf der eingefallenen Wange. Man hatte ihr den Kopf rasiert, wie es mit Verrätern, die sich schuldig bekannt hatten, immer geschah, und ohne das üppige Haar wirkte ihr Schädel seltsam klein, beinahe kindlich, ihr Hals unnatürlich lang und zerbrechlich. Vor allem, da ihn ein Ring zorniger Schwellungen zierte, die dunklen Hinterlassenschaften der Glieder von Vitaris Kette. Es war nicht mehr viel übrig von der eleganten, mächtigen Frau, die ihn im Audienzsaal des Lord Statthalters an die Hand genommen hatte, und das schien eine Ewigkeit zurückzuliegen.
Ein paar Wochen in der Dunkelheit, die man auf dem verdreckten Boden einer schwülheißen Zelle verbringt, ohne zu wissen, ob man die nächste Stunde überleben wird – das kann dem guten Aussehen einigen Schaden zufügen. Das sollte ich wohl wissen.
    Sie hob das Kinn, als sie ihn sah, die Nasenflügel gebläht, und die Augen glänzten, umgeben von schwarzen Schatten.
Diese besondere Mischung aus Angst und Trotz, die manche Menschen ergreift, wenn sie wissen, dass sie sterben müssen.
»Herr Superior Glokta, ich hatte kaum zu hoffen gewagt, Sie wieder zu sehen.« Ihre Worte mochten munter klingen, aber sie verdeckten nicht die Angst, die in ihrer Stimme mitschwang. »Und nun? Hängen Sie mir einen Stein an die Beine und versenken mich in der Bucht? Ist das nicht ein wenig zu dramatisch?«
    »Das wäre es, aber das hatte ich auch nicht vor.« Er sah mit der kleinsten Andeutung eines Nickens zu Frost hinüber. Eider wich zurück, kniff die Augen zusammen und biss sich auf die Lippe, dann zog sie die Schultern hoch, als sie spürte, dass der riesenhafte Praktikal hinter sie trat.
Wartet sie auf den Schlag, der ihr den Schädel zerschmettert? Auf die scharfe Klinge zwischen den Schulterblättern, die sie erdolcht? Auf den Draht um die Kehle, der sie erwürgt? Dieses schreckliche Warten. Was wird es sein?
Frost hob die Hand. Etwas Metallenes blitzte in der Dunkelheit auf. Dann ertönte ein sanftes Klicken, als der Schlüssel in das Schloss von Eiders Handschellen glitt und sie löste.
    Langsam öffnete sie wieder die Augen, zog die Hände vor sich und starrte sie an, als ob sie sie noch nie zuvor gesehen hätte. »Was bedeutet das?«
    »Genau das, wonach es aussieht.« Er nickte zum Anlegeplatz hinüber. »Dieses Schiff läuft mit der nächsten Flut nach Westport aus. Sie haben doch Kontakte in Westport?«
    Die Sehnen an ihrem dünnen Hals zuckten hin und her, als sie schluckte. »Ich habe überall Kontakte.«
    »Gut. Dann gebe ich Ihnen hiermit die Freiheit.«
    Es folgte ein langes Schweigen. »Freiheit?« Sie hob eine Hand zum Kopf und rieb sich geistesabwesend die Haarstoppeln, während sie Glokta lange ansah.
Sie ist sich nicht sicher, ob sie das glauben kann, und das kann man ihr auch nicht verübeln. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich es selbst glaube.
»Seine Eminenz muss über alle Maßen mildherzig geworden sein.«
    Glokta schnaubte. »Sehr unwahrscheinlich. Sult weiß nichts davon. Wenn er das täte, würden wir vermutlich beide schon mit Steinen um die Knöchel baden gehen.«
    Ihre Augen verengten sich.
Die Königin der Kaufleute überschlägt das Geschäft.
»Was ist dann der Preis?«
    »Der Preis ist, dass Sie tot sind. Sie sind vergessen. Tilgen Sie Dagoska aus Ihrem Gedächtnis, es ist zu Ende. Suchen Sie sich andere Leute, die Sie retten können. Der Preis ist, dass Sie die Union verlassen und nie wieder zurückkommen. Nie. Wieder.«
    »Das ist alles?«
    »Das ist alles.«
    »Wieso?«
    Ah, meine Lieblingsfrage. Wieso tue ich das?
Er zuckte die Achseln. »Was spielt das für eine Rolle? Eine Frau, die sich in der Wüste verirrt …«
    »Sollte das Wasser annehmen, das sie angeboten bekommt, ganz gleich, wer es ihr gibt. Keine Sorge. Ich sage nicht nein.« Sie streckte plötzlich die Hand aus, und Glokta zuckte zurück, aber ihre Fingerspitzen berührten ihn sanft an der Wange. Einen Augenblick verharrten sie dort, während seine Haut prickelte und sein Auge zuckte und sein Hals schmerzte. »Vielleicht«, flüsterte sie, »wenn die Dinge anders gelegen hätten …«
    »Und ich kein Krüppel wäre und Sie keine Verräterin? Die Dinge sind nun einmal, wie sie sind.«
    Sie ließ die Hand sinken und lächelte ein wenig. »Natürlich, so sind sie. Ich würde sagen, auf Wiedersehen …«
    »Mir

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